ELECTRIC WOW

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Große Unterschiede, viele Gemeinsamkeiten

Auf den ersten Blick haben Mazda MX-30 und Honda e nicht allzu viele Gemeinsamkeiten, auf den zweiten aber umso mehr. Grund genug, die beiden Japaner zum Vergleichstest zu bitten.

Stefan Schmudermaier

Während Nissan mit dem Leaf zu den Vorreitern unter den elektrischen Autos der Neuzeit gilt, haben sich Mazda und Honda relativ lange Zeit gelassen, ehe auch sie das erste vollelektrische Fahrzeug vom Stapel gelassen haben. Seit wenigen Wochen stehen die beiden nun beim Händler. Während der Honda e mit einer Länge von knapp 3,9 Metern ins Kleinwagensegment gehört, zählt der Mazda MX-30 mit 4,4 Metern zu den kompakten SUV. Ein Vergleichstest der beiden Japaner ist also nicht unbedingt naheliegend. Da die E-Autos aber deutlich mehr Gemeinsamkeiten haben, als man auf den ersten Blick vermuten würde, haben wir die beiden dennoch im direkten Duell gegeneinander antreten lassen.

In Sachen Optik zieht der Honda e die Blicke aktuell auf sich wie kaum ein anderes Fahrzeug. Der treuherzige Blick strahlt Sympathie aus, das nicht allzu weit von der einstigen Studie abweichende Design gefällt. Die schwarzen Akzente heben sich zudem perfekt von der weißen Karosserie ab, die ebenfalls in schwarz gehaltenen Hochglanzfelgen tragen das ihre zum stimmigen Gesamtauftritt bei. Der Mazda hat es zunächst einmal schwer, sich optisch gegen den knuffigen Honda zu behaupten. Nicht, dass die Linienführung nicht gefällig wäre, aber auf den ersten Blick sieht er eben wie ein kompaktes SUV aus. Erst bei näherer Betrachtung offenbart sich, dass die Designer ihre Handschrift deutlich sichtbar verewigt haben, etwa in den kunstvollen Heckleuchten oder – dazu muss man aber die Türen öffnen – in den gegenläufig öffnenden Freestyle-Türen. Wer jetzt sofort an den BMW i3 denkt, hat recht. Deutlich früher hat aber Mazda mit dem letzten RX-8 dieses Türkonzept aufgegriffen, das auf eine B-Säule verzichtet. Was cool aussieht, hat im Alltag Vor- und Nachteile. Die Tatsache, dass die hinteren Türen erst nach dem Öffnen der Vordertüren geöffnet werden können, ist unpraktisch. Wer den Nachwuchs im Kindersitz befestigt, wird sich ob des großzügigen Platzangebotes freuen, die Lehnen der Vordersitze lassen sich nach vorn klappen.

Analog versus digital im Innenraum
So unterschiedlich die beiden Testprobanden außen sind, so unterschiedlich ist auch das Interieur. Mazda möchte vor allem Umsteiger von herkömmlichen Autos gewinnen und nicht überfordern und setzt auf klassische Rundinstrumente, einen Automatikwählhebel in der Mittelkonsole und einen Bildschirm für Navi und Entertainment. Zusätzlich gibt’s in der Mittelkonsole einen zweiten Screen für die Klimatisierung, der aber mehr dem coolen Auftritt als einer technischen Notwendigkeit geschuldet ist. Bis zu fünf Personen finden im MX-30 Platz, das Kofferraumvolumen liegt bei 366 bis 1.171 Liter. Honda setzt indes auf die volle Ladung Digitalisierung, statt klassischer Armaturen gibt es Bildschirme über nahezu die gesamte Fahrzeugbreite, die sich individuell konfigurieren lassen.

Cooles Detail: Der Beifahrer kann auf seiner Seite ein Navi-Ziel eingeben und den Bildschirminhalt dann mit jenem beim Fahrer tauschen. Im Gegensatz zum Mazda ist die Eingabe oftmals etwas mühsam, auch die Sprachsteuerung zeigt sich verbesserungswürdig. Praktischer indes: Statt eines mechanischen Automatikwählhebels gibt’s im Honda Tasten in der Mittelkonsole. Statt klassischer Außenspiegel finden sich hier kleine Außenkameras, die das Bild auf Monitore im Innenraum übertragen. Besser gelöst als beim Audi e-tron, herkömmliche Spiegel sind uns dennoch lieber. Vier Personen sind im „e“ erlaubt, allzu großzügig geht’s im Fond wenig überraschend aber nicht zu, der Kofferraum fasst 171 bis 861 Liter und damit auch deutlich weniger als jener des Mazda MX-30.

Ähnliche Technik beim Antrieb
So unterschiedlich Blechkleid und Interieur auch sein mögen, so ähnlich sind sich Honda e und Mazda MX-30 im Hinblick auf die Antriebstechnik. Zunächst einmal verfügen beide über eine Batterie mit einer Kapazität von 35,5 kWh. Wer sich bereits näher mit E-Autos beschäftigt hat, der weiß, dass das nicht sonderlich üppig ist und sich entsprechend auf die Reichweite auswirkt. Auf dem Papier entscheidet der kleinere und 200 Kilogramm leichtere Honda dieses Duell knapp für sich. 210 Kilometer nach WLTP sind es beim Modell Advance mit 17-Zoll-Felgen, zehn weniger beim Mazda. Bevor nun große Diskussionen beginnen, für viele Einsätze ist das mehr als ausreichend, zudem ist der CO2-Fußabdruck, der bei der Produktion entsteht, durch kleinere Akkus auch entsprechend kleiner.

Mazda schlägt den Honda bei der Praxisreichweite
Wir haben mit beiden Autos unsere E-Auto-Runde über 50 Kilometer durch die Stadt, über Landstraßen und Autobahn absolviert, mit einem durchaus überraschenden Ergebnis. Bei einer Außentemperatur von zwölf Grad und identen Bedingungen kam der Mazda auf einen Durchschnittsverbrauch von 16,5 kWh (WLTP: 19,0) und eine hochgerechnete Reichweite von 215 Kilometern, der Honda brachte es auf 18,6 kWh (WLTP: 17,8) und eine Reichweite von 190 Kilometern. Im Winter bei Minusgraden dürfte man mit beiden Autos noch rund 150 Kilometer weit kommen.

Ein Unentschieden gibt’s beim Laden, an der Wechselstrom-Wallbox sind beide leider auf eine Phase begrenzt, was eine Dauer von rund fünf Stunden bedeutet. Berücksichtigt man die maximal erlaubte Last von 3,6 kWh, da andernfalls eine Netzschieflast droht, dauert es rund zehn Stunden. Mit 50 kW am DC-Schnelllader sind 80 Prozent nach rund 40 Minuten erreicht. Ebenfalls unentschieden geht das Preisduell aus, in – durchaus umfangreicher – Basisausstattung startet sowohl der Mazda MX-30 als auch der Honda e bei exakt 34.990 Euro (29.158 exkl.). Womit es unterm Strich eine Frage des Geschmacks oder der Größenanforderung ist, sich für den einen oder anderen zu entscheiden.

Das Resümee
Wer hätte das gedacht? Zwei optisch wie größenmäßig durchaus unterschiedliche Autos sind – wenn es um Reichweite, Preis und Ladedauer geht – plötzlich durchaus auf Augenhöhe. Der Mazda MX-30 macht den Umstieg in die E-Mobilität leicht, der Fahrer wird nicht von einem digitalen Overkill erschlagen, sogar ein dezentes Fahrgeräusch – nicht abschaltbar, aber auch nicht nervig – haben die Ingenieure verbaut. Das Platzangebot ist ordentlich, das Konzept der gegenläufig öffnenden Türen hinterlässt – wie auch beim BMW i3 – gemischte Gefühle.

Der Honda e ist das coolere Auto für eine jüngere Generation. Wer am Smartphone nicht fit ist, könnte bei diesem Auto verzweifeln. Hinterradantrieb und der damit verbundene kleine Wendekreis wissen ebenso zu gefallen wie der Schalter für echtes One-Pedal-Feeling, die Rekuperation erfolgt dabei relativ stark bis zum Stillstand des Fahrzeuges. Im Fond sowie im Kofferraum ist das Platzangebot begrenzt, als City-Flitzer ist der „e“ aber ideal.

Die Reichweite liegt in der Praxis bei beiden Autos so zwischen 150 und 200 Kilometer, für viele Anwendungen genug, aber eben nicht für alle. Beim Laden bekleckern sich beide nicht mit Ruhm, einphasig dauert es bis zu zehn Stunden, bis die Stromspeicher wieder voll sind. Der Preis ist relativ hoch, die Ausstattung dafür umfangreich.

Technische Daten:

Honda e Advance 17 Zoll
Leistung | Drehmoment 154 PS (113 kW) | 315 Nm
0–100 km/h | Vmax 8,3 s. | 145 km/h
Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Hinterrad
Reichweite (max.) | Batterie 210 km (WLTP) | 35,5 kWh
Ø-Verbrauch (min.) 17,8 kWh/100 km (WLTP)
Ladedauer AC | DC ca. 10 h/4,1 h1 | ca. 30 min (80??%)2
Kofferraum | Zuladung 171–861 l | 350 kg
Garantie Fahrzeug | Batterie 8 Jahre/160.000 Kilometer
Basispreis | NoVA 37.990 (31.658 exkl.) | 0 %

Mazda MX-30 GTE+ Modern
Leistung | Drehmoment: 145 PS (107 kW) | 270 Nm
0–100 km/h | Vmax : 9,7 s. | 140 km/h
Getriebe | Antrieb: 1-Gang aut. | Vorderrad
Reichweite (max.) | Batterie: 200 km (WLTP) | 35,5 kWh
Ø-Verbrauch (min.): 19,0 kWh/100 km (WLTP)
Ladedauer AC | DC: ca. 10 h/4,5 h1 | ca. 31 min (80??%)2
Kofferraum | Zuladung: 366–1.171 l | 399 kg
Garantie Fahrzeug | Batterie: 8 Jahre/160.000 Kilometer
Basispreis | NoVA 37.990 (31.658 exkl.) | 0 % 37.690 (31.408 exkl.) | 0 %

News aus anderen Motorline-Channels:

Vergleichstest: Mazda MX-30 und Honda e

Weitere Artikel:

Peugeot E-3008 – schon gefahren

Der 700-Kilometer-E-Peugeot / mit Video!

Okay, da geht es um die Long-Range-Variante, die später folgt. Doch bereits das Grundmodell des Peugeot E-3008 soll 527 WLTP-Kilometer ermöglichen und auch Allrad wird es geben. Auf der Spur französischer Extravaganz.

Renault Scenic – schon gefahren / mit Video

Mit dem Elektro-Crossover nach Paris

Neue Parkgebühren für zu schwere SUV-artige Autos in der französischen Hauptstadt? Kein Problem, der Renault Scenic bleibt auf der Waage dezent. Wir fuhren die Topmodelle mit 625 Kilometer WLTP-Reichweite dennoch lieber rund um Màlaga am Meer entlang.

Samt Kilometer-Abweichungen in Prozent

Weltgrößter Reichweiten- und Ladezeitentest für E-Autos

Zweimal pro Jahr lädt der NAF – der norwegische Partnerclub des ÖAMTC – zum "El Prix", dem weltgrößten Reichweiten- und Ladezeitentest für Elektroautos. Nun wurden die Ergebnisse von 23 E-Fahrzeugen mit zum Teil durchwachsenen Ergebnissen und einem Sieger aus China veröffentlicht.

Hyundai Ioniq 5 N im Schnee quergetrieben

Wintertest: Achim Mörtl und der koreanische Elektro-Sportwagen

Die Emotion beim Autofahren ist für mich mitunter der wichtigste Faktor, um Fahrfreude zu empfinden, Fahrdynamik, Optik sowie Fahrleistungen schließen da fast nahtlos an. Und so herausragend die Fahrleistungen der meisten E-Fahrzeuge bisher waren, in Sachen Emotion war man meist in den Kinderschuhen stecken geblieben. Da schafft Hyundai mit dem Ioniq 5 N eine erste löbliche Ausnahme!

Die richtigen Stellschrauben

Modellpflege Audi Q4

Audi schärft den Q4 nach – nicht komplett, dafür genau an den entscheidenden Punkten: Reichweite, Fahrverhalten und natürlich: Power!

Toyota C-HR – schon gefahren von Achim Mörtl

Europäisch japanisch

Die C-HR-Erfolgsstory soll mit der neuen Generation samt Plug-in-Hybrid weitergeschrieben werden. Rallyefahrer Achim Mörtl war für motorline.cc in Marseille, um die für ihn "logische Konsequenz" in Sachen E-Antrieb auszuprobieren.