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Elektro-Vergleich: Citroen e-Spacetourer vs. Mercedes e-Vito Tourer Pro

Flüster-Shuttles

Citroën ë-Spacetourer und Mercedes e-Vito Tourer stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass hoher Nutzwert und akzeptable Praxisreichweiten nicht weiter im Widerspruch stehen und empfehlen sich für den Einsatz als lautlose Shuttledienste.

Stefan Schmudermaier



Das Stift Klosterneuburg ist weit mehr als ein prachtvoller Bau, es ist auch ein großes Wirtschaftsunternehmen, das sich in vielen Bereichen der Nachhaltigkeit verschrieben hat. So ist das zugehörige Weingut etwa das erste, das als klimaneutral zertifiziert wurde. Zudem sorgt ein hauseigenes Biomasse-Kraftwerk dafür, dass nicht nur sämtliche Räumlichkeiten geheizt werden, sondern dass darüber hinaus noch Ökostrom ins Netz eingespeist wird.

Da auch unser Verlag in Klosterneuburg beheimatet ist, war es naheliegend, im Stift zu fragen, das Fotoshooting dieses Vergleichstests dort durchzuführen, was auch spontan zugesagt wurde. Der freundliche Portier hat uns nicht nur den Schranken geöffnet, sondern sich auch gleich sehr interessiert gezeigt. Und war durchaus überrascht, dass unsere beiden Testprobanden tatsächlich einzig und allein mit Strom betrieben werden. Denn rein optisch weist darauf so gut wie gar nichts hin.

Uneingeschränkte Nutzlast

Dabei hat sich gerade im Segment der leichten Nutzfahrzeuge in den letzten Monaten einiges getan. Im Dezember 2019 hatten wir bereits einmal einen Mercedes e-Vito Tourer im Test, damals lag die Praxisreichweite gerade einmal zwischen 100 und 130 Kilometern, für viele Anwendungsbereiche schlicht zu wenig. Mittlerweile hat der e-Vito Tourer den Zusatz „LongRange“ und eine 90 kWh große Batterie bekommen, was die Reichweite deutlich verlängert. Doch dazu später mehr, widmen wir uns zunächst Optik, Platzverhältnissen, Preisen und der Ausstattung. Wie bereits eingangs erwähnt, finden sich bis auf dezente Badges keinerlei Hinweise darauf, dass diese beiden Minibusse elektrisch unterwegs sind, was fast ein wenig schade ist. Das knallige Orange des Citroën stiehlt dem schwarzen Mercedes etwas die Show, der ist freilich schon in dem dunklen Anzug gekleidet, in dem er künftig als Shuttle oder Mietwagen seinen Dienst versehen wird. Relativ nüchtern geht es auch im Inneren des Benz zu. Wer mehr Luxus und hochwertigere Materialien möchte, der kann zum EQV greifen, der e-Vito Tourer hat hier einen pragmatischeren Zugang. Auf das Raumangebot hat das freilich keine Auswirkungen, neben dem Fahrer finden noch sieben Passagiere Platz, der Kofferraum liegt dann immer noch bei 999 Litern. Für einen Aufpreis von 800 Euro gibt es den Elektro-Vito übrigens auch in der extralangen – 5.370 statt 5.140 Millimeter Länge – Ausführung, dann wächst der Kofferraum auf 1.390 Liter an. Die Nutzlast von 915 Kilogramm sollte im Normalfall auch ausreichend sein.

Ausstattungsbereinigt ist der Citroën günstiger

Der Citroën ë-Spacetourer – bau- und nahezu preisgleich auch als Peugeot e-Traveller oder Opel Zafira-e Life zu haben – versprüht in der gehobenen Shine-Ausstattung etwas mehr Wärme und Behaglichkeit und ist wohl irgendwo zwischen dem e-Vito Tourer und dem EQV angesiedelt. Etliche Dinge, die beim Mercedes extra zu berappen oder gar nicht erhältlich sind, bringt der Franzose serienmäßig mit, dazu zählen unter anderem Head-up-Display, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Klimaautomatik, Xenon-Scheinwerfer, elektrische Schiebetüren, ein Panoramaglasdach oder eine separat zu öffnende Heckscheibe. Das Platzangebot ist ähnlich, beim Kofferraumvolumen hat man die Wahl aus zwei Radständen und drei Fahrzeuglängen. Unser Testwagen in der mittleren Medium-Ausführung (4.959 mm Länge) bringt es bei acht Sitzen auf 798 Liter, der XL (5.308 mm) schluckt hier 1.384 Liter und bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau des extralangen Mercedes.  Beim Preis dann die erste Überraschung, liegt doch der ë-Spacetourer mit 72.200 Euro (61.167 Euro netto) sogar einen Hauch über den 71.580 Euro (59.650 Euro netto) des e-Vito Tourer. Ausstattungsbereinigt sieht die Sache freilich anders aus, da kommen beim Mercedes noch ein paar Tausender dazu. Attraktive Förderungen relativieren die Preis zudem.

280 und 370 Kilometer Praxisreichweite

Womit wir beim wohl spannendsten Kapitel, der Reichweite wären. Treue Leser wissen bereits, dass wir mit allen E-Autos eine idente, 50 Kilometer lange Runde durch die Stadt, über Autobahn und Freiland absolvieren. Die Werksangabe beim Citroën ë-Spacetourer mit 75 kWh (Bruttowert, zum nutzbaren Wert schweigt der Konzern bei allen E-Autos) großer Batterie liegt bei 329 Kilometern, jene des Mercedes-Benz e-Vito Tourer LongRange mit 90 kWh nutzbarer Batterie bei 360 Kilometern. Bei Sonnenschein und Temperaturen um die zehn Grad Celsius wurde kaum zugeheizt. Am Ende der Runde kam der Citroën auf einen Durchschnittsverbrauch von 25 kWh, innerhalb des WLTP-Verbrauchs zwischen 24,4 und 27,3 kWh,  der Mercedes gab sich mit lediglich 23,4 kWh zufrieden und hat den WLTP-Verbrauch von 27,8 kWh sogar deutlich unterboten. Die hochgerechnete Reichweite liegt somit bei rund 370 Kilometern beim Mercedes und um die 280 Kilometer beim Citroën. In Anbetracht der Fahrzeuggröße sind das wirklich gute Werte, die je nach Witterung und Fahrprofil aber auch 30 bis 40 Prozent nach unten abweichen können. Beim Thema Laden sind die beiden Testautos in etwa gleichauf, an der Wechselstrom-Wallbox können beide elf kW dreiphasig laden und benötigen dafür circa zehn Stunden (Mercedes) beziehungsweise sieben Stunden (Citroën). Am Gleichstrom-Schnelllader hängt der Mercedes standardmäßig 80 Minuten auf 80 Prozent bei 50 kW, 45 Minuten bei optional 110 kW, der Citroën kann serienmäßig 100 kW und benötigt 48 Minuten auf 80 Prozent. •

Das Resümee  

Der Elektroantrieb verwandelt die beiden Personentransporter in überraschend agile Fahrzeuge, das von Null weg verfügbare Drehmoment liefert nie dagewesene Spritzigkeit. Drei Längen beim Citroën und zwei beim Mercedes machen die Wahl des richtigen Autos flexibel, beim Citroën steht zudem eine kleinere und 6.000 Euro (netto 5.000 Euro) günstigere Batterie mit 50 kWh und einer Reichweite von 231 Kilometer nach WLTP zur Verfügung. Apropos Reichweite, beide Testautos haben die WLTP-Angabe auf der Praxisrunde erreicht beziehungsweise sogar unterboten und warten mit Praxisreichweiten von 280 (Citroën) sowie 370 Kilometer (Mercedes) auf, die einen sinnvollen Praxiseinsatz absolut ermöglichen. Attraktive Förderungen für Unternehmen relativieren zudem die die auf den ersten Blick hohen Listenpreise. Für Privatkunden dürfte der Preissprung gegenüber vergleichbaren Dieselmodellen aber wohl noch zu hoch ausfallen.

Citroën ë-Spacetourer & Mercedes e-Vito Tourer im Vergleich

 

Citroën 

ë-Spacetourer M 75 kWh Shine

Mercedes-Benz

e-Vito Tourer Longrange lang

Leistung | Drehmoment

136 PS (100 kW) | 260 Nm

204 PS (150 kW) | 362 Nm

0–100 km/h | Vmax

13,3 s. | 130 km/h

k. A. | 140 km/h (optional 160 km/h)

Getriebe | Antrieb

1-Gang aut. | Vorderrad

1-Gang aut. | Vorderrad

Reichweite (max.) | Batterie

329 km (WLTP) | 75 kWh

360 km (WLTP) | 90 kWh

Ø-Verbrauch (min.)

24,4–27,3 kWh/100 km (WLTP)

27,8 kWh/100 km (WLTP)

Ladedauer AC | DC

ca. 7 h1 | ca. 48 min (80  %)2

ca. 10 h1 | ca. 803 bzw. 454 min (80  %)

Kofferraum | Zuladung | Anhängelast

798 l | 960 kg | 1.000 kg gebr.

999 l | 915 kg | -

Garantie Fahrzeug | Batterie

2 Jahre | 8 Jahre/160.000 Kilometer

4 Jahre | 8 Jahre/160.000 Kilometer

Basispreis | NoVA

72.200   (60.583  exkl.) | 0 %

71.580   (59.650  exkl.) | 0 %

Serienausstattung, Extras in Euro netto 

LED-Scheinwerfer

– (Xenon Serie)

1.729

Navigationssystem 

998

Vorklimatisierung per App 

290

Sitzheizung

• (Beifahrer 212)

Lenkradheizung

Head-up-Display

Totwinkel-Assistent

831 (Fahrassistenzpaket)

Tempomat | adaptiv

• | –

• | 939

 

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