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Hyundai Ioniq 6 Long Range RWD im Test
Mag. Severin Karl

Hocheffizient durch den Wind geschlüpft

Elektrolimousinen in Tropfenform gibt es ein paar – nicht alle sind dadurch automatisch verbrauchsarm. Beim Ioniq 6 konnte Hyundai die Aerodynamikvorteile gut umsetzen.

Mag. Severin Karl

Wenn der Einkauf mit einem Lächeln beginnt: „So ein schönes Auto haben sie da!“ meint die ältere Dame am Supermarktparkplatz im Hinblick auf den neben ihr geparkten Hyundai Ioniq 6. Wer regelmäßig die neuesten Fahrzeuge ausführt, wundert sich nicht über Kommentare – meistens betrifft es halt die ganz krassen Kisten, die mit Aufmerksamkeit bedacht werden. Aha, die aerodynamische Form des 4,86 Meter langen Südkoreaners kommt also an!

Mitdenken bei der Felgenwahl

Die Optik dient aber keinem Selbstzweck: Nachdem der Ioniq 6 so herrlich friktionsfrei durch die Luft schlüft, ist er extrem effizient zu bewegen, was einem im Alltag hohe Reichweiten beschert. Auf klobige Außenspiegel wurde verzichtet, stattdessen sorgen schlanke Kameragehäuse für den Blick nach hinten. Ja, das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, denn der Blick auf die Bildschirme links und rechts geht etwa 30 Zentimeter neben den seit Jahrzehnten gewohnten Punkt. Vorteile: Beim rückwärts Einparken muss der Kopf weit weniger gedreht werden, gefühlt ist man so schneller als sonst in engen Lücken drin. Selbst bei heftigem Regen gibt es klare Sicht nach hinten, da man nicht durch die nasse Scheibe blicken muss – die Kameras selbst sind gut geschützt.

Jetzt aber zur Effizienz! Cruist man entspannt durch die City oder am Land von Ort zu Ort sind 10 kWh Verbrauch möglich. Über die Autobahn kamen wir mit 17 kWh zurecht, im Alltag lassen sich knapp über 14 kWh im Schnitt erreichen. Unrealistische WLTP-Werte? Nicht bei Hyundai. Wer mehr verbraucht, sollte sich lieber selber an der Nase nehmen. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Felgenwahl: Wir sind das Long-Range-Modell mit 18-Zöllern gefahren, besser geht es nicht. Bei 20-Zöllern muss man von der ursprünglichen Reichweite von 614 Kilometern knapp 70 Kilometer abziehen. Ist einem die Optik wirklich so wichtig? Diese Frage bitte ehrlich beantworten und nicht nachher motzen.

Bei dir piept’s wohl

Was man allerdings kritisieren darf: Im Ioniq 6 wird gefühlt mehr als anderswo gepiepst. Funktionen wie der Tempolimitwarner sind bei jedem Start frisch aktiviert und müssen nach jedem kurzen Stopp neu eingestellt werden. Bereits 1 km/h drüber wird sonst mit warnender Piepserei geahndet. Grundsätzlich gefällt uns das Cockpit sehr gut, nicht zuletzt mit der markentypisch intuiven Bedienbarkeit. Das Material der Türverkleidungen sollte jedoch überdacht werden: Man sieht jeden Fingertapper, das Fahrzeug wirkt so nach kurzer Zeit unnötig schmuddelig.

Mit der Top Line finden Features wie das Head-up-Dispplay, die 360-Grad-Übersichtskamera, Einparkassistent und ein nettes Bose-Soundsystem ins Fahrzeug. Auch die automatisch ausklappbaren Türgriffe sind dann mit dabei. Vor allem für die Ladepausen sind die feudalen Relax-Sitze samt Belüftung für Fahrer und Beifahrer gedacht. Wobei: Dank rasanter Ladeleistung durch die 800-Volt-Technik können DC-Ladestopps kurz gehalten werden. Für die Weiterfahrt reichen meist 10-Minuten-Päuschen völlig aus.

Beim Design scheiden sich klar die Geister

Wer sparen will und zur kleineren Batterie (53 kWh) greift, bekommt maximal die Plus Line ausgehändigt. Sie bringt etwa Matrix-LED-Scheinwerfer, Wärmepumpe, Assistenten für den Querverkehr hinten sowie den toten Winkel, Ambiente-Beleuchtung, induktive Smartphone-Ladestation und mehr mit sich.

Über die Alltagstauglichkeit des nur knapp 400 Liter großen Kofferraums waren wir überrascht, beim 2WD-Modell steht vorn ein eigenes 45-Liter-Abteil für Ladekabel und Co bereit. Durch sein Fahrzeuglayout bleibt der günstigere Bruder Ioniq 5 natürlich das praktischere Auto. Beim Design scheiden sich aber klar die Geister – auch wenn wir die anfangs erwähnte Dame nicht vor die Wahl stellten.

Technische Daten
Hyundai Ioniq 6 Long Range RWD Top Line


Leistung | Drehmoment 229 PS (168 kW) | 350 Nm
0–100 km/h | Vmax 7,4 s. | 185 km/h
Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Hinterrad
Reichweite (max.) | Batterie 614 km (WLTP) | 74,4 kWh
Ø-Verbrauch 14,3 kWh/100 km (WLTP)
Ladedauer AC | DC ca. 7:20 h | ca. 18 min (80 %)
Kofferraum | Zuladung 401+45 l | 442 kg
Garantie Fahrzeug | Batterie 5 Jahre | 8 J. /160.000 km
Basispreis | NoVA 68.490 (inkl.) | 0 %

Das gefällt uns: die Leichtigkeit des Stromsparens
Das vermissen wir: im System bleibende Einstellungen
Die Alternativen: Polestar 2, BMW i4

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