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Überblick: Die Elektrifizierungspläne der Hersteller
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So elektrifiziert sich eine gesamte Branche

Die Mobilität befindet sich im Wandel: Viele Autohersteller setzen zunehmend auf Elektroautos, einige wollen schon bald gar keine Benzin- und Dieselmotoren mehr herstellen. Wir zeigen die unterschiedlichen Strategien der zehn größten Autobauer.

Fabio Simeon

Ob es einem gefällt oder nicht, an der Elektromobilität wird in den nächsten Jahrzehnten kein Weg vorbeiführen. Das heißt zwar nicht, dass der Verbrennungsmotor übermorgen aus den Preislisten der Hersteller verschwunden sein wird. Aber er wird sich auf Varianten beschränken, bei denen Strom als Antriebsquelle keinen Sinn ergeben würde. Und allein um den horrenden EU-Strafzahlungen zu entgehen, werden die Firmen der E-Mobilität den Zuschlag geben.

1. Volkswagen
Ein neues Volksauto à la Golf oder Käfer im E-Segment ist wohl der Traum eines jeden VW-Vorstands. Genau diesem Anspruch sollte der 2019 vorgestellte ID.3 gerecht werden. Im Frühjahr 2021 folgte dann der Marktstart des kompakten E-SUV ID.4. Aktuell zieht mit dem ID.5 ein Full-Size-SUV nach. Und auch der heiß ersehnte ID.Buzz steht in den Startlöchern.

Der Startschuss in Richtung E-Mobilität ist also schon lang erfolgt. Ab 2026 will Volkswagen gar nur noch E-Autos entwickeln und nur vier Jahre später will man in Wolfsburg 70 Prozent des Absatzes durch reine E-Fahrzeuge generieren. Auch die To-do-Liste des Gesamtkonzerns weist ambitionierte Ziele auf: Bis 2029 sollen 75 reine E-Modelle lanciert werden. Der Abschied vom Verbrenner erfolgt laut Vorstand zwischen 2033 und 2035, man darf gespannt sein.

2. Toyota
Spricht Toyotas CEO Akio Toyoda von batteriebetriebenen Autos, hört man eine ordentliche Portion Selbstsicherheit in seiner Stimme. Zu Recht, setzt sein Unternehmen doch schon seit mehr als 20 Jahren auf Akkupacks in Fahrzeugen und gilt dank des Prius als Hybrid-Pionier. Eine komplett neue Ära soll aber Mitte 2022 beginnen, so die Japaner auf ihrer Homepage.

Damit verweisen sie auf ihre neue Submarke „bZ“, was für „beyond zero“ steht. Das rein elektrische und emissionsfreie Toyota-Zeitalter startet mit der Lancierung des Toyota bZ4X, einem SUV mit besonders langlebigem Akku. Sechs weitere E-Modelle sind in Planung. Bis dahin stehen als rein elektrische Fahrzeuge der Van Proace Verso Electric (baugleich mit dem Citroën ë-SpaceTourer) sowie die wasserstoffgetriebene und mit Brennstoffzellentechnologie versehene Limousine Mirai zur Verfügung.

3. Daimler
Der Daimler-Konzern hat die Elektrooffensive vor rund zwei Jahren gestartet. Sie reicht aktuell vom kompakten EQA über die E-SUV EQB und EQC, das E-Limo-Flaggschiff EQS bis hin zum Elektro-Van EQV. In den Startlöchern wartet zudem die Businesslimousine EQE (Start noch in diesem Jahr) und zwei große SUV in GLE- und GLS-Dimensionen. Dazu kommen diverse Fahrzeuge im Nutzfahrzeugsegment.

Und die Stuttgarter investieren weiter. In den kommenden Jahren fließen über zehn Milliarden Euro in den Ausbau der Elektroflotte und eine weitere Milliarde in die Batteriefertigung. Schon im kommenden Jahr sollen E-Fahrzeuge in allen Segmenten vertrieben werden. Übrigens: Der Konzern-Spross Smart fährt inzwischen nur noch mit EQ-Emblem im Namen, also rein elektrisch, vor und wird 2022 mit einem E-SUV in eine neue Smart-Ära starten (in Kooperation mit Mercedes-Benz und Geely).

4. Ford Motor Company
Vor 118 Jahren gründete Henry Ford mit der Ford Motor Company sein eigenes Unternehmen. Heute gehört dieses dank Mustang, Shelby, GT und Co zu den namhaftesten Autobauern. Dem Innovationsgeist seines Gründers hinkt der US-Konzern in puncto E-Mobilität noch etwas hinterher. Zwar gibt es wirklich jede Form des Hybrid-Antriebs in der Palette. Doch findet sich aktuell „nur“ der Mustang Mach-E als rein elektrisches Fahrzeug im Programm. Im Frühjahr 2022 stößt der E-Transit als erstes E-Nutzfahrzeug dazu.

Aber, spätestens seit den im Februar gesprochenen Investitionsgeldern zur Modernisierung des Ford Cologne Electrification Center ist klar: Die Amerikaner wollen aufholen. „Der Wettlauf zur Elektrifizierung Europas ist in vollem Gange und das Ford Cologne Electrification Center wird unsere künftigen Elektrofahrzeuge für Kunden in ganz Europa entwickeln und fertigen“, erklärt Stuart Rowley, Präsident von Ford Europa. 2023 wird im Ford-Werk in Köln-Niehl das erste batterie-elektrische Volumenmodell vom Band rollen. Als weiterer Meilenstein will Ford ab 2026 in allen PW-Baureihen in Europa mindestens eine Plug-in-Hybrid- oder eine batterieelektrische Variante anbieten und sich bis 2030 in Euro komplett vom Verbrennungsmotor verabschieden.

5. General Motors
Der zweitgrößte Fahrzeugbauer aus Übersee steht vor einem drastischen Strategiewechsel: weg von den spritschluckenden Pick-ups und SUV, hin zur ökologischeren Mobilität, so der GM-Plan. Aktuell machen die Verbrennungsmotoren 98 Prozent des Umsatzes aus. General Motors hatte zwar bereits 2016 das E-Fahrzeug Bolt – hierzulande bekannt als Opel Ampera-e – auf den Markt gebracht, von dem Kompaktwagen verkaufte GM 2020 aber nur 21.000 Stück.

Das soll sich nun ändern: Im Januar dieses Jahres leitet Konzernchefin Mary Barra den endgültigen Abschied von Benzin- und Dieselmotoren ein. Heißt: Bis zum Jahr 2035 will GM die Produktion komplett auf Elektroautos umstellen und bis 2040 gar komplett CO2-neutral sein. Der Fahrplanwechsel folgte just einen Tag später, als Joe Biden einen umfassenden Erlass zum Klimaschutz unterzeichnete. Bis 2025 will GM jetzt 27 Milliarden Dollar in die Forschung, Entwicklung und Produktion von E-Autos stecken. Der Verkauf soll so auf jährlich eine Million Fahrzeuge steigen und den GM-Konzern zur Nummer eins der Batterieautos in den USA machen.

6. Honda Motor
Vor mehr als zwei Jahren kündigte der japanische Autobauer Honda an, in Europa bis zum Jahr 2025 jedes seiner verkauften Neufahrzeuge auf elektrifizierte Antriebe umzustellen, also hybridisieren zu wollen. Und obwohl anfänglich das Gefühl überwog, die Japaner zieren sich mit der Lancierung eines reinen E-Fahrzeugs, belehrten sie uns vor einem Jahr mit dem Honda-e, einem Kleinwagen im Retrodesign, der sich Gokart-ähnlich über die Straßenkreuzungen bewegen lässt, eines Besseren.

Anders als bei der Konkurrenz lässt das nächste E-Modell aber bis 2024 auf sich warten, soll Prologue heißen und auf der Ultium-Plattform von Kooperationspartner General Motors aufbauen. Das E-SUV gilt dann als Startschuss hin zum kompletten Ausstieg aus dem Verbrennersegment im Jahr 2040. Das Fernziel: weltweite Klimaneutralität bis zum Jahr 2050.

7. BMW
Als BMW vor acht Jahren sein erstes E-Fahrzeug, den i3, lancierte, war die Welt der E-Fahrzeuge noch überschaubar. Trotzdem verlief der i3-Start holpriger als gedacht. Zu hoch die Kosten, zu niedrig die Reichweite. Ob die Schuld tatsächlich beim verbauten Hochvoltspeicher lag oder eher die Kundschaft noch nicht vollends bereit für die E-Mobilität war, sei heute dahingestellt. Immerhin verkauften die Münchner bis dato 165.000 Stück ihres E-Pioniers. Das zweite rein elektrisch betriebene i-Fahrzeug folgte im Frühjahr 2021 im SUV-Gewand und unter der Bezeichnung ix3. Neu im Programm sind das Oberklasse-SUV BMW iX und der i4, die erste E-Limousine aus Bayern.

In zwei Jahren schon soll zudem in jeder Fahrzeugklasse mindestens eine elektrische Alternative zur Verfügung stehen. So will BMW bis 2030 etwa die Hälfte des weltweiten Umsatzes mit reinen E-Fahrzeugen erzielen. Ein Datum für einen kompletten Benzin- und Dieselausstieg nennt die Zentrale in München noch keines, sondern will flexibel auf Marktentwicklungen reagieren.

8. SAIC
Fahrzeuge des chinesischen Autokonzern SAIC sieht man hierzulande im Kleide eines MG, der Bekanntheitsgrad ist rund ein Jahr nach der Markteinführung naturgemäß noch relativ niedrig. Dabei gäbe es vieles über den chinesischen Autokonzern und Kooperationspartner von Volkswagen und General Motors zu berichten.

So plant der Staatskonzern in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Joint-Venture-Partnern, bis 2025 fast 100 „New Energy“-Modelle im Angebot zu haben. Das berichtet das US-Portal Autoblog unter Berufung auf Aussagen von SAIC-Präsident Wang Xiaoqiu. Unter dem Terminus „New Energy“ fahren Fahrzeuge mit elektrifizierten Antrieben vor, also Elektroautos mit großer Batterie oder Brennstoffzelle sowie Plug-in-Hybride. Einen Großteil des Portfolios sollen batterieelektrische Fahrzeuge ausmachen. Zusätzlich sind zehn Brennstoffzellen-Modelle geplant.

9. Stellantis
Der Stellantis-Konzern will Weltmarkführer in puncto E-Mobilität werden. Bis zum Jahr 2025 werden mehr als 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software investiert. Bis 2030 sollen emissionsarme Fahrzeuge über 70 Prozent des Konzernabsatzes in Europa und 40 Prozent in den USA ausmachen. Die Strategie tragen alle 14 Marken des Stellantis-Konzerns.

So sollen jährlich zwei Millionen Elektrofahrzeuge auf vier Plattformen hergestellt werden. Nach dem Zusammenschluss von Fiat Chrysler (FCA) und dem französischen PSA-Konzern (Citroën, Peugeot, Opel) zu Stellantis soll auch Fiat zu einer reinen E-Marke werden. „Zwischen 2025 und 2030 wird unsere Produktpalette schrittweise rein elektrisch. Dies wird eine radikale Veränderung für Fiat sein“, kündigte Fiat CEO Olivier François an.

10. Hyundai Motor Company
Aktuell führt Hyundai drei reine E-Fahrzeuge in der südkoreanischen Produktpalette und hat vor nicht allzu langer Zeit die neu entwickelte Plattform seiner E-Schützlinge präsentiert. Auf ihr bauen auch das erste ausschließlich als E-Fahrzeug konzipierte Modell, der Ioniq 5, sowie die künftig geplanten E-Autos auf. Neben dem Neuling präsentieren sich der 2020 erneuerte Ioniq Electric und der kürzlich aufgewertete new Kona Electric im E-Showroom. Dazu kommen die Derivate der Schwestermarke Kia wie etwa der E-Soul und der EV6.

Schon heute darf die Kundschaft also aus diversen elektrischen Antrieben und Akkupacks wählen. In naher Zukunft werden Ioniq 6 und 7 die E-Palette von Hyundai ergänzen. Die absolute Trennung vom Verbrenner hat die Geschäftsleitung in Seoul noch nicht besiegelt.

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