Rückblick auf den Golf CitySTROMer | 16.08.2021
Bedeutsame Schritte der Elektro-Geschichte
Der Grund für die Entwicklung des Golf CitySTROMer mag ein banaler gewesen sein. Dieser VW zeigt aber schön, wie viel sich in vier Jahrzehnten auf diesem Gebiet getan hat.
Das Jahr 1976 war für den Golf ein durchaus wichtiges. Nicht nur, dass der erste Diesel den Siegeszug des Wolfsburgers einläutete (in den ersten zwei Jahren verlief der Verkauf tatsächlich etwas schleppend). Auch entwickelte VW gemeinsam mit dem Energieanbeter RWE eine vollelektrische Variante, quasi parallel zum Golf D: den Golf E. Die letzte Energiekrise steckte noch allen in den Knochen, es konnte also nicht schaden, sich sicherheitshalber schon einmal nach Alternativen umzusehen – man weiß ja nie.
Heraus kam ein grüner Versuchsträger mit 27 PS starkem Gleichstrommotor, den man einfach anstelle des serienmäßigen Benzinmotors an das Viergang-Getriebe flanschte. Den nötigen Strom lieferten 16 Stück 6-Volt-Bleiakkus, die den gesamten Kofferraum ausfüllten, und die man entweder daheim über den 220-Volt-Anschluss laden konnte, was rund 12 Stunden dauerte. Oder aber unterwegs, denn schon damals hatte man für E-Mobile reservierte Parkplätze im Sinn, wobei die in den Siebzigern noch üblichen Parkuhren auch gleichzeitig als Ladesäulen dienen sollten. Die Reichweite? 60 Kilometer – immerhin.
Vier Jahre später nahm die Idee langsam Fahrt auf. VW baute 25 Stück und stellte sie RWE für weiterführende Tests zur Verfügung. Entsprechend variierten Batterie- und Antriebskonfiguration, man stand ja erst am Anfang der Entwicklung. Zudem war die Spritkrise bereits vergessen, der Diesel auf dem Vormarsch und die Kosten für den Stromgolf so immens, dass sich nur RWE-Mitarbeiter damit herumschlagen durften – auch privat.
Wie teuer der 1,5 Tonnen schwere VW war, lässt sich zwar nicht mehr sagen. Rund zehn Jahre später versuchte man es aber mit der dritten Golf-Generation, der Käuferschicht diese Antriebsform näherzubringen – sogar noch vor dem TDI. Der CitySTROMer 3 hatte schon einen Drehstrommotor, Blei-Gel- statt Bleisäure-Akkus mit immerhin 180 Ah Kapazität und sogar Rekuperation. Reichweite? In der Stadt 90 Kilometer. Auch die 300 Kilogramm Mehrgewicht wären noch vertretbar gewesen. Nicht aber die Preise. Ein vergleichbarer Benziner kostete nicht einmal die Hälfte, somit war nach nur 120 Exemplaren auch schon wieder Schluss.