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Micro, aber oho

Urbane Mikromobilität könnte die Lösung für den zukünftigen Individualverkehr in Städten sein. Das passende Gefährt dazu ist Made in Switzerland: der Microlino 2.0. Wir durften den elektrischen Mikroflitzer testen.

Isabelle Riederer

Optisch erinnert der Microlino 2.0 ganz klar an die legendäre Knutschkugel Isetta von BMW aus den Fünfzigerjahren. Die Rundungen, der Einstieg über die Front, der knuffige Auftritt, die zweifarbige Lackierung. Der kleine Zweisitzer fällt auf, das merkt man bereits auf den ersten Meter der Testfahrt durch Dübendorf. Es wird geguckt, gewunken und gestaunt. Der 2,52 Meter kurze, 1,47 Meter schmale und 1,50 Meter hohe Mikro-Stromer ist ein Exot zwischen all den SUVs und Kombis. Im Gegensatz zu ihnen passen drei Microlinos auf einen Parkplatz – deshalb auch der Einstieg über die Fronttüre! So kann man direkt über das Trottoir ein- und aussteigen.

Ein Motörchen und nix auf die Öhrchen
Etwas ungewohnt ist der Zustieg schon, aber hat man den Dreh mal raus, ist es ganz einfach. Nun denn, auf zur großen Fahrt im Kleinstwagen. Autoschlüssel gedreht, Drehschalter auf «Drive» und los geht’s. Das 17 PS starken Motörchen ist kaum zu hören. Zur Auswahl stehen drei Batteriegrößen mit 91, 177 und 230 Kilometer Reichweite. In drei bis vier Stunden ist der Akku an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose wieder voll aufgeladen. Da er lediglich 496 Kilogramm auf die Waage bringt, gilt der Microlino 2.0 offiziell als ein "L7e Heavy Quadricyle" (Schwere vierrädrige Kraftfahrzeuge) und kann wie ein Motorrad angemeldet werden.

Ein Cityflitzer wie aus dem Bilderbuch
Klein, aber fein ist auch das Interieur. Die Sitzbank lässt sich verschieben, so finden auch großgewachsene Menschen Platz und müssen die Knie nicht bis zu den Ohrläppchen anziehen. Das Lenkrad ist kleiner als bei einem "richtigen" Auto, ansonsten ist alles drin, was es braucht inkl. Digitalanzeigen und gut lesbaren Displays. Nur eine Klimaanlage fehlt bei diesen Temperaturen. Dafür gibt es ein Sonnendach und auch die zwei kleinen Schiebefenster sorgen geöffnet für frischen Fahrtwind. Der Clou: Es gibt sogar einen Sport-Knopf. Einmal gedrückt, vermag der Zweisitzer gar so was Ähnliches wie einen Ampelstart hinzulegen. Süßes Gimmick: Im Display erscheint eine kleine Flamme hinter dem Auto-Symbol. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h, in 5,0 Sekunden knackt der Mikro-Flitzer die 50-km/h-Marke. Damit geht es vielleicht nicht gleich über die Autobahn in den Italien-Urlaub, aber für den Alltag in der Stadt um im Umland reicht das völlig aus.

Ein kleiner Schluckspecht
Etwas Training erfordert die Lenkung, da sie über keine Servolenkung verfügt. Auch sollte man sich durchaus mal den einen oder anderen "Leg-Day" gegönnt haben, da auch eine Bremsunterstützung fehlt. Um schnell zu halten, muss also ganz schön kräftig aufs Pedal gedrückt werden. Es gibt auch keine Aribags, dafür eine selbsttragende Stahlkarosserie, die für deutlich mehr Sicherheit sorgt.

Ansonsten fährt sich der Kleine ganz schon flott, liegt gut in den Kurven und verzeiht auch mal die eine oder andere Bodenwelle. Was kaum einer glaubt: Der Microlino ist ein kleines Raumwunder. Stolze 230 Liter Kofferraumvolumen stellt er zur Verfügung.

Im August starten die ersten Auslieferungen der auf 999 Stück limitierten Pioneer-Serie in der Schweiz. Bis Ende Jahr sollen insgesamt 1.500 Microlinos ausgeliefert werden. Laut Oliver und Merlin Ouboter, Co-Geschäftsführer der Micro AG und Mit-Erfinder des Microlino, gibt es bereits 30.000 Reservationen. Die Preise starten bei 14.990 Franken. Für Österreich und Deutschland fehlt leider nach wie vor ein Vertriebspartner.

Hinter dem Microlino steht das Schweizer Unternehmen Mirco, das in den Neunzigerjahren mit ihren Kickscootern die Welt eroberte. Was Vater Wim Ouboter damals gründete, führen seine beiden Söhne Oliver und Merlin heute weiter. Der Startschuss zum Microlino fiel 2015, damals sollte der Mikro-Flitzer nur ein PR-Gag sein, doch das Interesse war so groß, dass sie beschlossen in die Serienentwicklung zu gehen. Heute wird der Microlino 2.0 in einer eigenen Fabrik in Turin gebaut.

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