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Viele, große Schritte nach vorn

Rund 2,5 Jahre nach dem Marktstart des ersten VW auf der neuen MEB-Plattform wird der ID.3 gehörig überarbeitet. Dabei legte man vor allem Wert darauf, die Kritikpunkte rund um die Materialqualität und den Look des Autos anzugehen.

Johannes Posch

Nur von einem "Facelift" zu sprechen, scheint VW zu wenig zu sein. Sie präsentieren vollmundig die "zweite Generation des ID.3". Hm, naja. Aber dass sich viel – und durchaus mehr als bei den meisten anderen Facelifts – getan hat, ist dennoch nicht von der Hand zu weisen. Geschärfter Look außen, umfassende Verbesserungen innen sowie eine ganze Phalanx an technologischen Weiterentwicklungen lassen den ID.3, zumindest auf dem Papier, mit der Konkurrenz wieder auf Augenhöhe stehen.

Starten wir beim Design. An der Front fallen neben den neuen Scheinwerfern vor allem die nun größeren, lackierten Flächen auf, die aus einem überarbeiteten Stoßfänger resultieren. Zudem wurde die schwarze Leiste unter der Windschutzscheibe entfernt, wodurch die Haube jetzt länger wirkt, während Vertiefungen an den Seiten die Front zusätzlich strecken. Nicht nur rein optische Verbesserung: Entsprechende Öffnungen in der neuen Schürze erzeugen nun einen "Air Curtain“ um die Vorderräder. Gemeinsam mit der elektrischen Ku?hlerjalousie im Vorderwagen soll so ein cw-Wert von 0,263 erreicht werden können. Am Heck hingegen warten neue Leuchten, die nicht mehr nur optisch in die Heckklappe reichen, sondern dort tatsächlich auch leuchten können. Ebenfalls neu ist der Wegfall der verspielten Grafik auf der C-Säule und der auch auf den Bildern zu sehende Farbton Dark Olivine Green. Das Dach ist immer in Schwarz ausgeführt.

Der neue Innenraum


Deutlich mehr getan hat sich im Interieur. Hier wurde sowohl an Optik, Verarbeitung und Materialien, wie auch der Ausstattung gearbeitet. Die größte Baustelle war dabei wohl der allgemeine Qualitätseindruck. Dieser wurde nun durch den großzügigen Einsatz von unterschäumten Oberflächen und Stoffüberzügen erreicht und durch Maßnahmen wie neu modellierte Türen mit weicheren sowie größeren Oberflächen und farblich abgesetzten CNC-Ziernähten untermauert. Zudem ist die Innenausstattung durchgängig tierfrei, während gleichzeitig der Anteil von Recycling-Materialien erhöht wurde. Für die Türverkleidungen und Sitzbezüge etwa wird das Microfasermaterial Artvelours Eco verwendet, das zu 71 Prozent aus Rezyklat besteht, einem sogenannten Sekundärrohstoff, der beim Recycling von Kunststoffabfällen gewonnen wird, die vorher mindestens einmal entsorgt wurden.

Die neue Software

Gemeinsam mit dem Facelift des ID.3 launcht VW auch eine neue Softwareversion, die zahlreiche Features hinzufügt, die sich E-Fahrer schon lange von den Wolfsburgern wünschen. Neben "plug and charge" ist nun also auch ein intelligenter e-Routenplaner im ID.3 eingezogen. Er berechnet auf einer längeren Strecke die Ladestopps so, dass das Ziel möglichst schnell erreicht wird – dabei bezieht das System neben dem Ladezustand der Batterie auch die aktuelle Verkehrslage und die Prognosen ein. Die Bewertung der Ladestopps erfolgt dynamisch und richtet sich nach der Leistung der Ladesäulen. Im Ergebnis kann die Routenplanung zwei kurze Ladevorgänge mit hoher Leistung statt eines einzigen langen Ladevorgangs mit niedriger Leistung vorschlagen. Zudem werden besetzte Ladesäulen erkannt – und gar nicht erst vorgeschlagen. Sonderziele lassen sich über die kostenlose We Connect ID. App ins Auto übertragen.

In Sachen Screens wartet hinterm Lenkrad nach wie vor ein an der Lenksäule angeschlagenes Fahrer-Display mit einer Bildschirmdiagonale von 13,4 Zentimetern (5,3 Zoll), während auf dem Armaturenbrett jetzt serienmäßig das große 30,5 Zentimeter (12 Zoll) große Touch-Display für Navigation, Telefonie, Medien, Assistenzsysteme und Fahrzeug-Setup thront. Auch bei der Menüstruktur des OTA-fähigen Systems verspricht man Besserung: Das Lademenü etwa befindet sich nun auf der ersten Ebene des Touch-Displays. Und apropos "Ausstattung": Wie schon vor einiger Zeit in unserer Preview-Meldung zum Facelift vermutet, ist nun auch für den ID.3 das aus dem Cupra Born bekannte Beats Soundsystem bestellbar. Dort äußerten wir auch bereits die sich als wahr entpuppende Vermutung, dass uns auch nach dem Facelift des ID.3 die nicht beleuchtete und eher mäßig funktionierende Touchleiste für Temperatur und Lautstärke unterm Infotainment-Screen erhalten bleiben wird. Gerüchten zufolge dürfte diese allerdings ebenfalls noch im Jahr 2023 endlich einer besseren Version weichen, sobald der ID.6 / ID. Aero die neue Hardware erstmals in den Markt bringt.

Auch bei den Assistenten wird aufgerüstet. Wie schon aus anderen, aktuellen VW-ID-Produkten bekannt, wird indessen auch beim ID.3 optional auf den „Travel Assist mit Schwarmdaten“ gesetzt. Damit kann der ID.3 einen nun nicht nur öfter die Spurführung übernehmen, sondern auch auf der Autobahn auch beim Spurwechsel unterstützen und dank Car2X-Kommunikation im Umkreis von bis zu 800 Metern lokal in Sekundenbruchteilen mit anderen Autos Infos zu Unfallsituationen und stehendem Verkehr austauschen.

Die Technik


In Sachen Hardware bleibt soweit alles beim Alten. Nach wie vor gibt es den ID.3 nur in einer Motorisierung: Mit einer permanent erregten Synchronmaschine (PSM) an der Hinterachse und 150 kW / 204 PS sowie bis zu 310 NM Drehmoment. Auch die Akkugrößen bleiben unverändert: 58 und 77 kWh stehen zur Wahl. An einer Schnellladestation kann die 77 kWh-Batterie des ID.3 Pro S bei einer Ladeleistung von bis zu 170 kW innerhalb von 30 Minuten von fu?nf auf 80 Prozent geladen werden. Der ID.3 Pro mit seinem 58 kWh-Akku hingegen benötigt mit einer Ladeleistung von bis zu 120 kW 35 Minuten. Der Spurt von 0-100 gelingt dem Pro S in 7,9, dem Pro in 7,3 Sekunden. Beide sind bei 160 km/h abgeregelt und bringen ein Kofferraumvolumen von 385 bis 1.267 Liter mit.

Preis und Verfügbarkeit


Detaillierte Infos fehlen noch, der Startpreis für den neuen ID.3 steht allerdings schon fest: 44.390,- Euro nach Steuern in Österreich. Ein ordentlicher Sprung im Vergleich zu sen 34.090 Euro, zu denen der "erste ID.3" einst startete.

In Sachen Verfügbarkeit zitieren wir an dieser Stelle noch einmal die Ausführungen von VW Österreich aus dem Dezember 2022:
"Aufgrund der aktuellen Versorgungssituation mit Halbleitern und dem bereits bestehenden Auftragsbestand geht Volkswagen davon aus, dass die ID.3 Pro Modelle Life, Business, Style und das ID.3 Pro S Modell Tour nicht vor dem vierten Quartal 2023 ausgeliefert werden können. Gemäß der aktuellen Planungen wird zu diesem Zeitpunkt bereits der ID.3 in seiner weiterentwickelten Version produziert. Daraus folgt, dass zum Zeitpunkt der Auslieferung nicht mehr das am Tag der Bestellung im Konfigurator bzw. Vertrag abgebildete Fahrzeug, sondern das bereits weiterentwickelte Modell des ID.3 geliefert wird. Das Fahrzeug kann bis auf die nachfolgend aufgelisteten Punkte zu Gunsten der Kundinnen und Kunden vom Bestellumfang abweichen: Das Bezugsmaterial der ID. Lenkräder aus Leder wird durch eine hochwertige Ledernachbildung ersetzt. Die WLTP Verbrauchs- und Reichweitenangaben der Fahrzeuge können aufgrund der weiter oben beschriebenen Weiterentwicklung des Designs von den aktuell angegebenen Werten um bis zu 2% abweichen."

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