FAMILIENAUTOS

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„Die meiste Zeit ist ein Auto ohnehin geparkt“
BMVIT

Interview mit Verkehrsminister Mag. Jörg Leichtfried

Elektromobilität und Öffi-Ausbau sind dem Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie wichtig: Mag. Jörg Leichtfried über Carsharing, kostenloses Parken für Elektroautos und sein erklärtes Ziel für 2020.

Herr Bundesminister, wie wichtig ist individuelle Mobilität für Familien?
Jörg Leichtfried: Familien haben meist wenig Zeit und viel zu organisieren, müssen das eine Kind ins Fußballtraining bringen, das andere in die Musikstunde und dann noch den Einkauf fürs Wochenende erledigen. Und Familien haben in der Regel viel zu transportieren. Da ist ein Auto oft wichtig. Ich sehe es aber als meine Aufgabe, die Bahn und den öffentlichen Verkehr zu stärken, damit er auch für Familien zu einer brauch­baren Alternative zum Individualverkehr wird.

Sie sind als vehementer Anhänger der Förderung des öffentlichen Verkehrs bekannt. Ihren Beruf könnten Sie ohne Auto wahrscheinlich ausüben …
Mir geht es nicht darum, jemanden dazu zu zwingen, auf sein oder ihr Auto zu verzichten. Mein Ziel ist es, den öffentlichen Verkehr so attraktiv zu machen, dass die Leute gerne umsteigen. Wir sind bereits jetzt Bahnfahrland Nummer eins in der EU – das wollen wir weiter ausbauen.

Das eigene Auto wird immer teurer im Vergleich zum Einkommen – ist daran gedacht, Familien, vor allem einkommenschwächere, dabei finanziell zu unterstützen?
Mobilität muss für alle leistbar sein – auch für Familien. Deshalb halte ich auch nichts von der Forderung, die Mineralölsteuer anzuheben. Das geht zulasten derer, die es sich nicht leisten können, auf umweltfreundlichere Alternativen umzusteigen, die meist etwas teurer sind. Wir unterstützen Autofahrer etwa mit der Pendlerpauschale. In Wahrheit brauchen wir aber eine ökosoziale Steuerreform, die den Faktor Arbeit entlastet, damit am Ende des Monats einer Familie mehr Geld übrig bleibt.

Elektromobilität ist ein Schwerpunkt der Verkehrspolitik. Was tun Sie konkret, um diese für Familien interessant zu machen?
Das Wichtigste ist, dass E-Autos alltagstauglich, zuverlässig und leistbar sind. Ich will Österreich bis 2020 elektrofit machen. Dafür werden wir das Netz an Ladestationen flächendeckend ausbauen und fördern die Entwicklung leistungsfähigerer Batterien. So stellen wir sicher, dass man mit dem E-Auto weit genug kommt. Klar ist auch: Die Preise müssen runter.

Abgesehen von steuerlicher Entlastung: Was halten Sie in diesem Zusammenhang von einem finanziellen Kauf-Anreiz? Oder Gratis- bzw. Günstiger-Stromladen?
E-Autos werden dann im Alltag ankommen, wenn der Preis stimmt. Wir planen eine Ankaufsförderung für private Nutzer, um die Kosten ein wenig abzufedern. Und wir werden private Ladestationen fördern. Ich glaube aber auch, dass nicht-monetäre Anreize positive Wirkung haben können, etwa kostenloses Parken in der Kurzparkzone.

Kann auch Carsharing bzw. -pooling eine Alternative für Familien sein?
Auf jeden Fall. Unsere Mobilität entwickelt sich laufend weiter. Auf der einen Seite gibt es neue Antriebstechnologien wie die Elektromobilität. Auf der anderen Seite verändert sich die Art, wie wir unterwegs sind. Immer mehr Leute bestehen nicht mehr auf ein eigenes Auto, sondern gehen dazu über, sich ein Auto zu teilen. Carsharing hat den Vorteil, dass man keinen eigenen Parkplatz mehr braucht und auch keine hohen Kosten für Anschaffung oder Reparatur hat. Und es sind weniger Autos in den Städten, die wertvollen Platz blockieren. Die meiste Zeit ist ein Auto ohnehin geparkt.

Unterstützen Sie diesbezügliche ­Initiativen?
Ja, in Graz etwa unterstützen wir E-Carsharing an fünf multimodalen Knoten. Dort kann man von den Öffis auf ein E-Auto umsteigen oder ­E-Taxi-Dienstleistungen nutzen.

Stichwort Sicherheit: Ihr erklärtes Ziel: keine Verkehrstoten mehr. Wie und bis wann wollen Sie das bewerkstelligen?
Letztes Jahr sind auf Österreichs Straßen 479 Menschen ums Leben gekommen. Wir arbeiten daran, die Zahl bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Hier setzen wir mit einem breiten Maßnahmenbündel an: Wir führen etwa Alkohol-Wegfahrsperren ein, sogenannte Alkolocks. Damit wollen wir betrunkene Autofahrer von der Straße holen. Wir starten eine Qualitätsoffensive bei den Fahrschulen und verlängern die Probezeit für Führerscheinneulinge von zwei auf drei Jahre. Bei der Risikogruppe Lkw und Busse statten wir noch heuer die ersten Fahrzeuge mit neuen Kamera-Assistenzsystemen aus, um die Rundumsicht zu erhöhen. Klar ist aber auch, dass wir unser Ziel nur dann erreichen können, wenn alle Partner zusammenarbeiten.

Unter den Verkehrstoten waren im vergangenen Jahr elf Kinder im Alter bis 14 Jahren – was tun Sie speziell um die Kinder zu schützen?
Der tägliche Weg zur Schule, zum Sport oder in die Musikschule muss für Kinder besser gesichert werden, zum Beispiel mit mehr Tempo-30-Zonen. Außerdem ist wichtig, Kinder für die Gefahren zu sensibilisieren. Wir fördern Workshops in Schulen, etwa zu den Themen Ablenkung durch das Handy oder Fahrradfahren. In ausgewählten Gemeinden in Kärnten und der Steiermark haben wir Pilotprojekte gestartet, um konkrete Gefahrenstellen für Kinder zu identifizieren und mit den Gemeinden Lösungen dafür zu erarbeiten.

Gibt es auch Maßnahmen, um die Kinder nicht nur vor dem, sondern auch in dem Auto zu schützen?
Über 1.000 Kinder verunglücken jedes Jahr als Mitfahrer im Pkw. Ein Hauptproblem dabei ist, dass viele Kinder im Auto nicht richtig gesichert sind. Deshalb haben wir, gemeinsam mit den Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ, eine Informations-Offensive zum Thema Kindersitz gestartet. Der passende Sitz und richtiges Anschnallen sind essenziell, genauso wie das Geschehen auf der Straße im Auge zu behalten und sich nicht ablenken zu lassen. Wer sich daran hält, kann bei einem Unfall schwere Verletzungen vermeiden.

Ihre Philosophie ist „Gemeinsam ein sicheres System für alle VerkehrsteilnehmerInnen in Österreich gestalten, Safe System Approach“ – wie sieht das konkret aus?
Menschen machen Fehler, das kann man nicht verhindern. Diese Fehler führen zu Unfällen und die Unfälle haben Verletzte und Tote zur Folge. Unsere Aufgabe ist es, das System Straße um den Menschen herum so zu bauen, dass es Fehler ausgleicht. Das ist das Konzept der fehlerverzeihenden Straße. Oft reichen Kleinigkeiten aus, um einen Streckenabschnitt sicherer zu machen, etwa indem der Rollsplitt rechtzeitig entfernt wird, die Büsche an der Böschung gestutzt werden oder die Beschilderung vereinfacht. Gleichzeitig wollen wir aber auch die eigene Verantwortung und das Bewusstsein der Autofahrerinnen und Autofahrer stärken, etwa durch eine Informationskam­pagne gegen überhöhte Geschwindigkeit oder für mehr Fairness im Straßenverkehr.

Vollautomatisiertes Fahren soll u. a. auch die Sicherheit erhöhen: Was tun Sie bzw. Ihr Ministerium, um diese Entwicklung voranzutreiben?
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass wir mit selbstfahrenden Autos 70 Prozent weniger Verkehrsunfälle auf unseren Straßen haben werden. Automatisiertes Fahren ist jetzt noch ein relativ junges Thema, aber in ein paar Jahren schon werden selbstfahrende Autos zu unserem Alltag gehören. Deshalb haben wir heuer einen umfangreichen Aktionsplan ins Leben gerufen, um diese Zukunftstechnologie in Österreich zu fördern. Wir haben beispielsweise die gesetzliche Grundlage geschaffen, um erste Tests mit automatisierten Systemen im Straßenverkehr möglich zu machen. Zusätzlich stellen wir ein 20-Millionen-Euro-Förderpaket bereit, um Testumgebungen aufzubauen und die Technologie weiterzuentwickeln. Klar ist aber, dass die Verkehrssicherheit auch bei den Tests Vorrang hat. Fahrerlose Autos werden auf unseren Straßen nicht zum Einsatz kommen. Es muss immer jemand hinter dem Steuer sitzen, der in gefährlichen Situationen sofort eingreifen kann.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Wie werden Familien auf dem Land und in der Stadt 2030 unterwegs sein? –
Demokratisch individuell oder per Diktat?
Im Jahr 2030 wird sich Mobilität ganz anders gestalten als jetzt. Am Land werden Eltern ein selbstfahrendes E-Auto aus der Carsharing-Flotte bestellen, das sie sicher in die Arbeit bringt und ihre Kinder zur nächsten Haltestelle führt, an der ein E-Bus sie einsammelt und in die Schule bringt. In der Stadt nützen alle moderne Öffis. Und über längere Distanzen werden Familien mit einer gut ausgebauten Bahn unterwegs sein, mit der sie schnell und komfortabel an ihr Ziel kommen.n

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