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FIA testet Kampfjet-Cockpithaube

Das FIA-Institut ist um die Sicherheit der Fahrer im Auto bemüht und führte vor kurzem einige Versuche mit Cockpit-Schutzsystemen durch.

Herumfliegende Teile und Bruchstücke sind im Motorsport seit jeher gefürchtet, denn gerade bei offenen Cockpits sind die Fahrer dadurch extrem gefährdet. Der Automobil-Weltverband FIA ist sich dieser Tatsache bewusst und arbeitet daran, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Zu diesem Zweck führten die Verantwortlichen des FIA-Instituts einige Versuche mit Schutzsystemen durch.

Ein 20 Kilogramm schweres Rad wurde dabei auf die Cockpithaube eines F16-Kampfjets sowie auf eine halbhohe Schutzscheibe aus Polykarbonat geschossen, um die Widerstandsfähigkeit der beiden Vorrichtungen zu überprüfen. Das Rad prallte mit einer Geschwindigkeit von 225 km/h auf die fix montierten Testträger auf und lieferte den Forschern damit einige sehr interessante Erkenntnisse.

Die 30 Millimeter dicke und dreilagige Schutzscheibe aus Polykarbonat schnitt nämlich nur bedingt erfolgreich ab. Wie in einem Video des FIA-Instituts zu sehen ist, bricht die Scheibe beim Aufprall des Rades, lenkt den Gegenstand jedoch vom Cockpitbereich weg. Ein klareres Ergebnis brachte Versuch zwei mit sich: Die Kampfjet-Cockpithaube widerstand dem Radaufprall ohne erkennbaren Schaden.

Die Resultate der beiden mit speziellen Messinstrumenten aufgezeichneten Versuche werden nun der technischen Arbeitsgruppe der Formel 1 vorgelegt. Früher oder später könnte eine derartige Lösung also in der "Königsklasse" auftauchen, doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nur Spekulation. Vitantonio Liuzzi (Force India) ist nämlich nicht davon überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.

"Im Hinblick auf die Sicherheit wäre das eine sehr gute Sache, doch es würde das Gesicht der Formel 1 vollkommen verändern", wird der italienische Rennfahrer von Autosport zitiert. "Ich habe gewisse Schwierigkeiten damit, mir ein Formel-1-Auto vorzustellen, das wie ein F16-Kampfjet aussieht. Die Sicherheit ist zwar wichtig, doch die Formel 1 muss die Formel 1 bleiben", gibt Liuzzi zu Protokoll.

Nur mit einer Cockpithaube ist es nicht getan ...

Die reine Optik ist für James Key, technischer Direktor bei Sauber, allerdings nur Nebensache. Der Brite schildert seine Eindrücke zu diesem Thema: "Sicherheitstechnisch würde es einige Vorteile mit sich bringen, denn der Fahrer wäre geschützt. Was passiert aber, wenn du den Piloten bergen musst? Das ist eine knifflige Frage", sagt Key. Die Bemühungen der FIA seien aber sehr begrüßenswert.

"Der Automobil-Weltverband leistet gute Arbeit darin, weitere Sicherheitsmaßnahmen zu ermutigen und es lohnt sich, solche Dinge anzuschauen", findet Key. "Man muss sich allerdings auch über die Kompromisse im Klaren sein, die eine solche Konstruktion haben würde. Vielleicht wäre so gesehen die halbgeschlossene Variante die bessere Lösung." Die Forschung sei auf jeden Fall sinnvoll.

Dies würde auch der technische Direktor von Williams, Sam Michael, unterschreiben. Der Australier erklärt die Hintergründe der FIA-Versuche und erinnert an die jüngsten Unfälle, welche die Diskussion um die Sicherheit der Fahrer im Cockpit erneut angefacht haben: "Wir versuchen, die Probleme zu lösen, die durch den Unfall von Felipe Massa und den Ereignissen von Abu Dhabi offenbar wurden."

Die jüngsten Unfälle werfen Fragen auf

Ferrari-Fahrer Massa war 2009 im Training auf dem Hungaroring eine Stahlfeder an den Helm geknallt, die sich vom vorausfahrenden Brawn-Auto von Rubens Barrichello gelöst hatte. Der ohnmächtige Massa flog daraufhin in die Reifenstapel ab und konnte aufgrund schwerer Kopfverletzungen lange Zeit nicht mehr antreten. Beim Saisonfinale 2010 kam es zu einem anderen Zwischenfall: Ein Fahrzeug stieg gefährlich auf.

Michael Schumacher hatte sich im Gewühl der Startrunde gedreht, und Liuzzi konnte dem Mercedes nicht rechtzeitig ausweichen. Der Force India des Italieners knallte auf den Mercedes und landete auf dem Überrollbügel von Schumachers Auto – der Ex-Champion wäre beinahe am Kopf getroffen worden. Ausgehend davon sieht die FIA im Cockpitbereich durchaus Handlungsbedarf.

Ob die jüngsten Versuche in dieser Sache zielführend sind, weiß Michael nicht zu sagen. "Die Formel 1 ist eine Rennserie mit offenen Cockpits, also wollen wir keine geschlossenen Cockpits. Wichtig ist aber, dass wir uns mit den Vor- und Nachteilen dieser Angelegenheit beschäftigt haben, sollte in der Zukunft ein weiterer Unfall passieren", hält der Technikchef des Williams-Teams abschließend fest.

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