MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Turbo oder V8: Entscheidung vor Gericht?

Wichtiges Meeting der Formel-1-Kommission; Bernie Ecclestone könnte das Turbo-Comeback ab 2013 mit rechtlichen Schritten verhindern.

Am 30. Juni läuft die Anfang des Monats vom FIA-Motorsport-Weltrat gesetzte Frist hinsichtlich des Motorenformats ab der Saison 2013 ab, bis dahin muss offiziell eine Entscheidung fallen. Doch das streitbare Kapitel könnte sich offenbar noch länger hinziehen, denn Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hat nun sogar vor, notfalls ein ordentliches Gericht einzuschalten.

Der FIA-Weltrat hat bereits zweimal (im Dezember 2010 und zuletzt eben Anfang Juni) beschlossen, dass Vierzylinder-Turbomotoren ab 2013 die aktuellen V8-Sauger ablösen sollen. Allerdings ließ man sich nach der letzten Abstimmung ein Hintertürchen offen: "In Übereinkunft mit den wichtigsten Interessengruppen könnte eine Faxabstimmung des Motorsport-Weltrats spätestens am 30. Juni über eine Neudefinierung der Implementierung dieser technischen Regeln entscheiden."

Viele Argumente gegen den Turbo

Hintergrund: Während FIA-Präsident Jean Todt und Renault unbedingt an der Idee festhalten wollen, der Formel 1 mit "umweltfreundlicheren" Turbos einen Öko-Anstrich zu verpassen, sind sowohl Cosworth, Ferrari und Mercedes als auch Ecclestone gegen eine solche Regeländerung. Ecclestone fürchtet wegen der geringeren Geräuschkulisse um die Attraktivität des Sports, Ferrari passt ein Vierzylinder nicht ins Marketingkonzept, und Cosworth und Mercedes sorgen sich wegen angeblich immenser Entwicklungskosten.

Nun will Ecclestone seine Muskeln unter Umständen auch auf juristischem Weg spielen lassen und dies im Rahmen der Sitzung der Formel-1-Kommission am Mittwoch in London zur Sprache bringen. Sein Argument: Im Concorde Agreement steht, dass jede Regeländerung nur vom Weltrat beschlossen werden kann, wenn sie zuvor von den zuständigen Gremien (technische Arbeitsgruppe und Formel-1-Kommission) ausgearbeitet und abgesegnet worden ist.

In der technischen Arbeitsgruppe sitzen neben den technischen Direktoren der Teams FIA-Cheftechniker Charlie Whiting (überdies Ecclestone, der allerdings kein Stimmrecht besitzt). Die Formel-1-Kommission setzt sich aus Vertretern von zwölf Teams, acht Strecken, zwei Sponsoren, einem Motorenhersteller, dem Reifenhersteller, Ecclestone und dem FIA-Präsidenten zusammen. Ein mehrheitsfähiger Beschluss erfordert mindestens 18 von 26 Stimmen.

Juristen am Wort?

Die Kommission kann Vorschläge der Arbeitsgruppe lediglich zurückweisen oder zur endgültigen Abstimmung an den FIA-Weltrat weitergeben. Das ist in der Motorenfrage jedoch nicht passiert, weshalb Ecclestone nun die Bestimmungen des Concorde Agreement verletzt sieht. Die FIA wiederum argumentiert, dass das Concorde Agreement Ende 2012 ausläuft, der Motorenbeschluss aber erst die Zeit ab 2013 betrifft. Nun gilt es zu klären, wer im Recht ist.

Innerhalb der Kommission könnte Ecclestone möglicherweise die größere Unterstützung genießen, denn er sollte die Stimmen von mindestens sechs Teams und zwei Sponsoren (sowie seine eigene) auf seiner Seite wissen. Dazu kommen noch acht Strecken, die vermutlich ein Interesse an einem weiterhin imposanten Sound haben, um ihre Tribünenplätze füllen zu können – zumal Ecclestone selbst sechs der acht Streckenvertreter (davon drei aus Europa) auswählen darf.

Von der finanziellen Überlebensfähigkeit der Streckenbetreiber profitieren wiederum die Teams, denn die sind ja zu 50 Prozent an den Grand-Prix-Gebühren beteiligt, die jeder Streckenbetreiber an Ecclestone überweisen muss. Sollte der Turbo – auf welchem Wege auch immer – doch noch gekippt werden, wäre das vermutlich eine schwere sportpolitische Niederlage für FIA-Präsident Todt, der diesen unbedingt ab 2013 einführen wollte.

News aus anderen Motorline-Channels:

Formel 1: News

Weitere Artikel:

Qualifying Australien

Max Verstappen doch wieder auf Pole!

Trotz Druck von Ferrari: Max Verstappen steht beim Grand Prix von Australien nach einem spannenden Qualifying erneut auf Poleposition

Winward enthüllt Designs

"Mamba" 2024 doch im DTM-Einsatz!

Wieso die "Mamba" 2024 vor allem in der Anfangsphase der Saison für Verwirrung sorgen könnte und mit welcher Optik Winward die Mercedes-Historie beschwört

Nach der wetterbedingten Verschiebung des ursprünglich gedachten Saisonauftaktes zum Bergrallyecup 2024 am Köberlberg in Lödersdorf, sind heuer die Gipfelstürmer beim Auftakt in der steirischen Toscana zu Gast.