MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Hökernase und schlanke Sidepods

Caterham präsentierte in Jerez kurz vor Testbeginn den neuen CT03, Technikdirektor Mark Smith verzichtete auf eine Eitelkeitsblende an der Nase.

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Von dieser Redewendung hält man im Hause Caterham offenbar nicht besonders viel. In buchstäblich letzter Sekunde vor Beginn der Wintertests präsentierte der britisch-malaysische Rennstall sein neues Auto.

Um 8.45 Uhr wurde der CT03 vor der Caterham-Box in Jerez enthüllt. Nachdem die Fotografen ihre Arbeit vollendet hatte, wurde das Fahrzeug unmittelbar für die ersten Shakedown vorbereitet. Nachdem die Leistungen des Teams in der vergangenen Saison stagnierten, will Caterham, die 2010 unter dem Namen Lotus in die Formel 1 einstiegen, in diesem Jahr endlich den Anschluss ans Mittelfeld schaffen.

Helfen soll dem Team dabei eine neue Fahrerpaarung. Nach einer soliden Debüt-Saison bei Marussia, in der er stellenweise auf Augenhöhe mit seinem erfahrenen Teamkollegen Timo Glock gefahren war, wechselte Charles Pic zu Caterham.

Der Kampf um das zweite Caterham-Cockpit war lange Zeit offen. Neben Heikki Kovalainen, der in den vergangenen drei Jahren für das Team gefahren war, hatte sich auch sein letztjähriger Teamkollege Witali Petrow Hoffnungen auf einen Verblieb bei Caterham gemacht.

Der Russe konnte dabei mit einem wichtigen Argument punkten, denn mit seiner Fahrt auf Platz elf beim Grand Prix von Brasilien hatte er Caterham Platz zehn in der Konstrukteurswertung und damit wichtige Prämienzahlungen gesichert.

Doch letztlich konnte weder er noch Bruno Senna die nötigen Sponsorengelder auftreiben, sodass der Zuschlag an Giedo van der Garde geht. Nach fünf Jahren GP2 gelingt dem Niederländer, der im vergangenen Jahr Testfahrer des Teams war, der Aufstieg in die Formel 1 - nicht zuletzt dank der finanziellen Förderung seines Schwiegervaters in spe Marcel Boekhoorn und der Unterstützung des Modelabels McGregor.

"Charles und Giedo sind zwei Fahrer, die eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung darstellen", sagt Teamchef Cyril Abiteboul. "Sie sind jung und dynamisch, und ich erwarte, dass sie mit ihrem Enthusiasmus zum Wachstum des Teams beitragen werden."

Wirtschaftlich sieht Abiteboul den Rennstall gut aufgestellt: "Unser Team ist in einer gesunden Position. Wir sind zwar immer noch ein kleines Team, aber unser Ziel ist, das effizienteste Team der Formel 1 zu sein."

CT03 gibt sich uneitel

Wie schon bei den anderen Präsentationen des Jahres 2013 bleiben auch bei Caterham große Überraschungen aus. Der vom Team rund um den Technischen Direktor Mark Smith entwickelte CT03 ist eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängermodells CT01.

Der CT02 wurde übrigens nicht etwa übersprungen, diesen Namen trägt vielmehr der neueste Straßen-Sportwagen des britischen Herstellers. Der Motor wird weiterhin von Renault geliefert, beim Getriebe und KERS verfügt Caterham mit Produkten aus dem Hause Red Bull über weltmeisterliches Material.

Im Gegensatz zu vielen anderen Teams verzichtet Caterham auf die Eitelkeitsblende. Der CT03 trägt seine markante Stufennase offen zur Schau. Der gelbe Längsstreifen ist ebenso wie die Logos der Fluglinie Air Asia des Teambesitzers Tony Fernandes vom Auto verschwunden.

Die Seitenkästen sind im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich schmaler und stärker eingezogen. Unter den Autos des Jahrgangs 2013 ist der CT03 vielleicht nicht die hübscheste, aber sicherlich eine der markantesten Erscheinungen.

"Die offensichtlichsten Änderungen betreffen die Seitenkästen, die wesentlich stärker eingeschnitten sind, um den Luftfluss am Heck zu verbessern", erklärt Smith sein Konzept. "Der Diffusor, die Motorabdeckung und die Kühlluftauslässe wurden ebenfalls verändert. Mit diesem Packet werden wir in Australien ins erste Rennen gehen, aber dann wollen wir bald einen neuen Front- und Heckflügel und einen neuen Diffusor bringen."

Nachdem man drei Jahre lang immer das beste der "neuen Teams" war, steht Caterham nun unter dem Druck, in der vierten Saison endlich einen Schritt nach vorne zu machen und den Anschluss ans Mittelfeld herzustellen. Das weiß auch der neue Teamchef Abiteboul. "Wir werden den Status 'neues Team' nicht mehr ewig als Entschuldigung nutzen können", sagte der Franzose vor Kurzem. "Wir müssen ein ernsthafter Konkurrent sein und nicht einfach nur ein neues Team."

Der ehemalige Renault-Mann hatte im vergangenen Herbst das Zepter von Fernandes übernommen, der sich nun wieder um seine Fluggesellschaft und andere Geschäfte kümmert. Mit 35 Jahren ist der Franzose der jüngste Teamchef der Formel 1.

Auch weitere Schlüsselpositionen wurden bei Caterham neu besetzt. Nachdem der frühere Technische Direktor Mike Gascoyne zur Caterham-Gruppe befördert wurde, zeichnen nun Smith und der ehemalige McLaren-Designer John Iley für das Auto verantwortlich. Nach dem Wechsel von Sportdirektor Steve Nielsen zu Toro Rosso ist dieser Posten bei Caterham derzeit noch vakant.

"Das ist das erste Auto, welches in unserer Fabrik in Leafield entstanden ist und das Letzte, welches wir unter den derzeitigen Regeln gebaut haben", sagt Fernandes. "Diese Plattform gibt uns die Möglichkeit, das Team voranzubringen und bietet uns gleichzeitig genug Ressourcen, um so früh wir möglich mit der Arbeit am Auto für 2014 zu beginnen. Unser Plan ist, in diesem Jahr anzugreifen, zugleich aber den Vorteil der Regeländerungen 2014 bestmöglich auszunutzen."

News aus anderen Motorline-Channels:

Formel 1- Launches 2013

Weitere Artikel:

Zwei Wochen nach seiner Blinddarmoperation gewinnt Carlos Sainz das Rennen in Melbourne - Max Verstappen mit Bremsdefekt k.o. - Nico Hülkenberg holt WM-Punkt

Das Saison-Highlight der Langstrecken-Rennen zweimal rund um die Uhr auf der Nürburgring Nordschleife bestätigte die ersten Saison-Ergebnisse: Die Porsche 911 GT3 sind aktuelle das Maß der Dinge, insbesondere die beiden türkisfarbenen Renner im Falken Design sowie der „Grello“ von Manthey.

Norbert Haug im DTM-Interview

"Wäre Anschlag auf die eigene Sache!"

Wie Norbert Haug die neue Testbeschränkung in der DTM einschätzt, wieso man jetzt Valentino Rossi holen sollte und was ihm Hoffnung für die Zukunft gibt

Sebastian Vettel hat seinen ersten ernsthaften Test im LMDh-Boliden von Porsche aus der WEC hinter sich - Er und das Team sprechen über den Test und Le Mans