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Innovative Detail-Lösungen am neuen Marussia

Zwar weist der Marussia-Cosworth MR02 nur wenige Sponsorenlogos auf - doch die Konstruktion weist innovative Lösungen auf.

Weniger als eine Stunde vor Beginn der Wintertestfahrten in Jerez de la Frontera stellte das Marussia-Team heute Morgen seinen neuen MR02 vor.

Das russisch-britische Team, 2010 noch unter dem Namen Virgin in die Formel 1 eingestiegen, beginnt seine vierte Saison in der Königsklasse erstmals ohne Timo Glock, der aus seinem an und für sich bis Ende 2014 laufenden Vertrag ausgekauft wurde, um für einen Paydriver Platz zu machen. Die neue Fahrerpaarung besteht aus Max Chilton und Luiz Razia.

Dabei handelt es sich um den Vierten und Zweiten der GP2-Saison 2012 - und keiner von beiden hat bisher ein Formel-1-Rennen bestritten. Aber Teamchef John Booth macht keinen Hehl daraus, dass diese Fahrerentscheidung nicht unbedingt rein leistungsorientiert getroffen wurde, sondern man keine Wahl hatte: Wären nicht auf diese Weise Sponsorengelder im nicht näher bekannten zweistelligen Millionenbereich lukriert worden, hätte das finanziell arg gebeutelte Team seinen Betrieb möglicherweise einstellen müssen.

Bevor Chilton heute die Jungfernfahrt mit dem immer noch Cosworth-V8-befeuerten MR02 absolviert, stand die schmucklose Präsentation auf der Start- und Zielgerade in Jerez auf dem Programm.

Das rot-schwarze Fahrzeug wurde einfach für einen Fototermin aus der Garage geschoben, ohne großen Bahnhof, wie ihn etwa McLaren, Ferrari oder Red Bull veranstaltet haben.

Wenig überraschend war das, was die versammelten Medienvertreter dann zu sehen bekommen, zumindest auf den ersten Blick keine technologische Revolution im Vergleich zum MR01.

Hoffen auf KERS

Das Auto wurde stark verändert und verzichtet wie schon im Vorjahr auf eine abgestufte Nase.

Marussia setzt stattdessen weiterhin auf eine relativ tiefliegende Frontpartie, ähnlich wie der 2012er-McLaren.

Schmerzlich vermisst werden anhand der heute präsentierten Lackierung Sponsoren: Seitlich ist lediglich der Schriftzug von Marussia zu erkennen, doch große Neuzugänge wie etwa die Aon-Gruppe, die Chilton seit Jahren unterstützt, sind weniger präsent als im Vorfeld angenommen.

Ein Schlüsselbereich hinsichtlich der aerodynamischen Weiterentwicklung waren die Kühlungseffizienz und eine verbesserte Luftströmung über den Heckbereich. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die Form der Seitenkästen verbessert und extrem flach gebaut, der Coanda-Auspuff wurde aggressiver gestaltet.

Die Radaufhängungen wurden beinahe komplett vom Vorjahresmodell übernommen, der hintere Querlenker wurde jedoch angehoben, um den Diffusor besser anzuströmen.

Insgesamt bezeichnet Marussia den MR02 als "umfangreiche Weiterentwicklung", die bis zum Saisonauftakt noch mit neuen Teilen ausgestattet werden soll.

Das Auto entstand letztendlich wieder unter der Führung des Technischen Beraters Pat Symonds, der bis zur "Crashgate"-Affäre eine der wichtigsten Figuren der Benetton- beziehungsweise Renault-Erfolgsteams um Flavio Briatore sowie Michael Schumacher beziehungsweise Fernando Alonso war.

Erstmals kam ein Design des Teams nicht komplett auf CFD-Basis zustande, sondern mit Unterstützung des McLaren-Windkanals. Zudem ist erstmals das Hybridsystem KERS in ein Marussia-Modell integriert, zugekauft vom Williams-Team.

"Wir gehen mit einem guten Gefühl in den ersten Test und freuen uns auf das nächste Kapitel in der Entwicklung des Marussia-Teams", sagt Teamchef John Booth. "Über den Winter hat es einige Veränderungen gegeben, aber im wichtigsten Bereich, in der technischen Leitung des Autos durch Pat Symonds, sind wir stabil geblieben. Die ordentlichen Schritte, die wir in der zweiten Saisonhälfte 2012 erreicht haben, stimmen uns optimistisch, nicht nur um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM kämpfen zu können, sondern generell die richtige Designrichtung eingeschlagen zu haben."

Und weiter: "Wir sind zuversichtlich, dass der MR02 das Produkt einer guten Evolution des letztjährigen Pakets ist. Gleichzeitig integriert er KERS. KERS war 2012 ein entscheidender Faktor dafür, wo wir relativ zu unseren Gegnern standen. Wir hatten uns bisher entschieden, den Schwerpunkt auf die Aerodyamik zu setzen, um die bestmögliche Basis zu haben, sobald wir KERS integrieren. Es ist noch früh in den Vorbereitungen, aber wir sind sehr optimistisch. Wir freuen uns jetzt schon darauf, den MR02 heute Morgen auf der Strecke zu sehen."

Übrigens begann der Marussia-Launch mit einer Online-Panne: Zwar war ohnehin kein Live-Stream des unspektakulären Events geplant, doch selbst wenn, hätte davon niemand etwas mitbekommen. Denn die Team-Website verabschiedete sich pünktlich zu einem der aus PR-Sicht wichtigsten Momente des Jahres - sehr zum Bedauern von Glock, der vor dem Computer saß und twitterte: "Jungs, eure Website geht nicht!" Nun hoffen die Verantwortlichen um Teamchef Booth, dass das Rollout auf der Strecke besser verläuft.

Immerhin zeichnet sich langsam eine Lösung ab, was einen kommerziellen Rahmenvertrag mit den Inhabern der kommerziellen Rechte an der Formel 1 angeht. Marussia ist bislang das einzige Team, das noch keinen sogenannten "Concorde-Deal" mit Bernie Ecclestone abgeschlossen hat, angeblich wurden nun zumindest erste Gespräche darüber aufgenommen.

Ein Abschluss wäre immens wichtig, da Marussia ansonsten keine Gelder aus dem Einnahmentopf der FOM (Formula One Management) zustehen.

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