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Formel 1: Maria Reyer Kolumne

Ernst Hausleitner im Interview

Unsere Gastautorin Maria Reyer hat ein Interview mit Ernst Hausleitner geführt. Über Fittipaldi, Axl Rose in anderen Sphären, die Zahl Neun uvm.

Maria Reyer
Fotos: RedBull/GEPA, Force India F1, Ernst Hausleitner@facebook

Er ist der neue „Mister Formel 1“ in Österreich, gemeinsam mit Alex Wurz kommentiert er sämtliche Grand Prix für den ORF. Sein Erbe war kein leichtes. Doch der Oberösterreicher Ernst Hausleitner hat sich mit Herz und Humor über die Motorsportszene hinaus etabliert.

Im
Gespräch erzählt er unter anderem über ein Modellauto von
Emerson Fittipaldi, Axl Rose in anderen Sphären, Ernie auf Twitter und die Zahl Neun.

Beginnen wir mit der abgelaufenen Saison – Was war für dich das Highlight von 2013? Ein Rennen? Ein Überholmanöver? Ein Funkspruch?

Frei nach dem Motto: "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen", erinnere ich mich gerne an die Szene aus dem Grand Prix von Malaysia, als Lewis Hamilton in die McLaren Box abgebogen ist. Ein On-Air-Lachanfall von Alex [Wurz, Anm. d. Red.] und meiner Wenigkeit war die Folge.

Auf motorsport total konnte man vor der Saison von dir einen WM-Tipp lesen. Du hast dein Geld auf Vettel gesetzt und wie wir nun wissen auch gewonnen. Warum warst du dir deiner Sache so sicher?

Es hat vor der Saison 2013 keine gravierenden Regeländerungen gegeben, daher war ich mir sicher, dass Red Bull Racing wieder das beste Auto hat und Vettel den Titel gewinnen wird.

Welches Rennen war am schwierigsten zu kommentieren? Man denke nur an Kanada 2011 – geht einem nicht irgendwann der Gesprächsstoff aus?

Kanada 2011 war eigentlich kein großes Problem. Karl Wendlinger und ich haben die lange Wartezeit recht locker überbrückt. Bedeutend schwieriger war das Qualifying in Ungarn 2009, als Massa den unglaublichen Unfall hatte und wir lange Zeit nicht wussten, wie es ihm geht und was passiert ist. Ich werde nie vergessen, wie Massa regungslos im Auto saß. In einer Situation wie dieser ist es nicht leicht die richtigen Worte zu finden.

Wie kann man sich ein Grand Prix Wochenende von Ernst Hausleitner vorstellen? Wie arbeitest du mit Alex Wurz zusammen? Sprecht ihr euch ab?

Wir haben natürlich ständig Kontakt, beim Frühstück, oder im Auto zur Strecke. Aber wir sprechen uns eigentlich nie ab, was wir on air erzählen. Das ist immer recht spontan und situationsabhängig.

In der kommenden Saison werden wir eine komplett andere Formel-1 sehen. Wie erklärt man den Zusehern daheim vorm Fernseher halbwegs verständlich das neue Reglement?

Das ist eine Gratwanderung. Spricht man zu oft über die Neuerungen, langweilt man all jene, die sich intensiv mit der Formel-1 auseinandersetzen. Aber es gibt auch viele Zuseher, die nicht jeden Grand Prix verfolgen und dann ein Recht darauf haben, wichtige Änderungen erklärt zu bekommen. Ich befürchte die kommende Saison wird gerade bei den ersten paar Rennen sehr erklärungsintensiv.

In einem Interview mit sportradio360 hast du gesagt: Man sollte sich an die Dominanz von Vettel gewöhnen. Gilt das auch für die nächste Saison? Wer ist dein Favorit für 2014?

Einen Favoriten zu nennen, ist dieses Jahr schwieriger als in den Jahren zuvor. Ich bin gespannt, ob die ersten Tests einen Aufschluss geben können. Ich denke aber, dass 2014 ein wenig unter dem Motto "expect the unexpected" stehen wird.

Dieses Jahr wird auch wieder in Spielberg gefahren. Was sagt man als österreichischer Formel-1-Kommentator zu diesen Neuigkeiten?

Eigentlich hätte ich das Comeback des Österreich-Grand-Prix schon bei Frage eins nennen müssen. Für mich war es gleichzeitig eine Riesensensation und eine ganz große Freude!

Wir werden diese Saison das Gespann Alonso und Räikkönen bei Ferrari sehen – wird man einen Stallkrieg so wie 2008 bei McLaren miterleben können?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Dazu sitzt Alonso bei Ferrari zu fest im Sattel und Kimi ist in politischen Angelegenheiten viel zu lethargisch. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich Räikkönen mit dem Wechsel zu den Roten abgesehen von einem finanziellen, auch einen sportlichen Gefallen getan hat.

Welche Fahrerentscheidungen haben dich ansonsten überrascht?

Daniil Kvyat war sicher nicht der Favorit auf das Cockpit bei Toro Rosso, ist aber eine interessante und schnelle Lösung. Bedenklich finde ich, dass sich Nico Hülkenberg bei Force India wiederfindet. Er gehört schon längst in ein schnelleres Auto!

Welcher Person, ob Fahrer, Teammitglied oder VIP, möchte man im Paddock lieber nicht über den Weg laufen?

Da fällt mir eigentlich niemand ein.

Gibt es in der Formel-1 heute noch Abende, wo man sich mit Teammitgliedern, Fahrern oder Kollegen auf ein Glaserl trifft oder gibt’s das nur mehr in Heinz Prüllers Erzählungen?

Selten, aber doch!

Ab heuer gibt es fixe Startnummern, erst vor kurzem wurden diese von der FIA veröffentlich. Für welche Startnummer hättest du dich entschieden?

Für die 9. Hans Krankl hat sie getragen und die Beatles haben ihr einen Song gewidmet, was will man mehr?!

Kommen wir zur Person Ernst Hausleitner – Wann begann dein Interesse an schnellen Autos und im Speziellen an der Formel 1?

Seit ich mich erinnern kann. 1975 war ich zum ersten Mal beim Grand Prix von Österreich dabei. Damals natürlich noch in Begleitung meines Vaters – ich war ja erst sechs Jahre alt. Es gibt einen Film, auf dem zu sehen ist, wie ich mir in der Boxengasse ein Autogramm von Tom Pryce hole. Das kleine Heft mit dem Autogramm von Pryce und einigen anderen habe ich immer noch. [Anm. d. Red: Der Brite Tom Pryce wurde 1975 im Shadow 3. des Österreich-GP, 1977 verunglückte er in Kyalami bei einem Horror-Crash mit einem Streckenposten tödlich.]

Gab es früher einen Rennfahrer der dir besonders imponiert hat, einen Hero sozusagen?

Ronnie Peterson und Emerson Fittipaldi, weil mir der damalige Lotus im John Player Special-Design so gut gefallen hat. Den habe ich übrigens seinerzeit als Modellauto von meinen Eltern geschenkt bekommen und ungefähr 35 Jahre danach nach Brasilien mitgenommen, um ihn von Fittipaldi signieren zu lassen. Das Auto hat selbstverständlich einen Ehrenplatz!

War es für dich immer schon klar, dass du Formel-1-Kommentator werden möchtest oder hattest du als Kind einen anderen Traumberuf?

Meine Schwester hat vor einigen Jahren eine Kassette gefunden, auf der ich zu hören bin, wie ich als kleiner Bub ein Match meines Lieblingsvereins, des LASK, kommentiere: ‚Nafziger zu Knorrek, Knorrek zu Stöffelbauer weiter zu Köglberger…TOOOOOR eins zu null für den LASK!!!‘ Also ich dürfte schon recht früh die Leidenschaft für den Beruf des Sportkommentators entdeckt haben. Dass es spezifisch die Formel 1 wird, war aber nicht abzusehen.

Du hast in Oberösterreich zuerst als Printjournalist erste publizistische Erfahrungen gesammelt, warum ist’s schlussendlich dann doch das Fernsehen geworden?

Reiner Zufall! Ich habe mich bei der Kronen Zeitung und später bei den OÖN in der Rolle des schreibenden Sportjournalisten ebenso wohl gefühlt, habe gerade bei den Tageszeitungen wahnsinnig viel gelernt und könnte mir auch heute durchaus vorstellen, wieder als Printjournalist zu arbeiten. 1996 wurde in Linz erstmals ein privater TV-Sender ins Leben gerufen. Der Sender hieß etwas sperrig OÖ-Vision und war im selben Gebäude untergebracht wie die OÖN, wo ich zu dieser Zeit gearbeitet habe. Die Redaktionen haben sich ausgetauscht und ich war für die TV-Rookies Ansprechperson in Sachen Sport.

Wenn du an deine gesamte journalistische Laufbahn zurückdenkst, welches war bis jetzt dein schwierigstes Interview?

Bei einem Formel-1-Rennen, ich weiß leider nicht mehr bei welchem, habe ich versucht, ein Interview mit Guns N' Roses-Sänger Axl Rose zu führen. Der war aber vermutlich gerade in anderen Sphären und wir haben ein wenig an einander vorbei geredet…

Du berichtest viel über Sport, bist auch bei Skirennen und auch im Fußballstadion für den ORF im Einsatz. Wo macht’s am meisten Spaß – Rennstrecke, Skipiste oder doch am grünen Rasen?

Bei Fußballspielen bin ich kaum mehr im Einsatz. Meine Betätigungsfelder sind nahezu ausschließlich Formel 1 und Ski alpin und das ist auch gut so, weil das intensiv genug ist und man nur dann die Sportart interessant an den Zuseher bringen kann, wenn man sich permanent damit auseinandersetzt. Das heißt nicht, dass ich nicht gerne wieder Fußball kommentieren möchte, aber falls ich es mache, dann ganz oder gar nicht. Zwischen Formel 1 und Ski mache ich keinen Unterschied, ich bin bei beiden Sportarten mit Leib und Seele dabei.

Im Februar wirst du auch bei den Olympischen Winterspielen in Sotchi vor Ort sein – schon ein erster Lokalaugenschein vor dem Russland-GP?

Ich war vor zwei Jahren schon mit dem Ski-Weltcup in Sotschi und meine Eindrücke waren nicht die Besten.

Dein Studium der Betriebswirtschaft konntest du im Februar 2013 erfolgreich abschließen. Warum hat’s ein bisserl länger gedauert?

Weil ich mich ab 1994 ganz dem Journalismus verschrieben habe. Was anfangs nur als Nebenjob gedacht war, hat mich innerhalb kürzester Zeit gefesselt und fasziniert. Ich habe den Sinn im BWL-Studium nicht mehr gesehen, weil ich gewusst habe, dass ich als Journalist arbeiten wollte. Ab 2009 habe ich wieder begonnen zu studieren, hauptsächlich um einen geistigen Ausgleich zu finden.

Unter @ernie1c kann man dich auch auf Twitter finden. Du bist sehr aktiv auf diversen sozialen Netzwerken, oft sogar während den Rennen. Gehört das zum Job oder sind das private Freuden?

Das ist absolutes Privatvergnügen. Ich finde es großartig über Twitter oder Facebook Feedback von den Zusehern zu bekommen. Um etwas zu bekommen muss man aber auch etwas geben und daher versuche ich über soziale Netzwerke einen Einblick in das manchmal wirklich sehr interessante Leben eines Sportreporters zu geben. Darüber hinaus ist Twitter für mich zu einer sehr wichtigen Informationsquelle geworden.

Letztens habe ich einen Tweet von dir gefunden, worin du erzählst, dass du 2013 mehr als 50 Mal geflogen bist – bleibt dabei noch Zeit für Freunde und Familie?

Alles eine Frage der Einteilung. Ich bin zwar die Hälfte des Jahres unterwegs, dafür versuche ich aber die andere Hälfte so intensiv wie möglich all das zu machen, was mir Spaß macht.

Und schlussendlich die letzte Frage: Was macht ein Formel-1-Kommentator in der kargen Freizeit, wenn er gerade nicht studiert?

Am liebsten Skifahren! Aufgrund meiner Knieverletzung ist das heuer nicht möglich, was mich ein wenig unrund macht (lacht).

Zur Person

Ernst Hausleitner wurde 1968 in Grieskirchen, Oberösterreich geboren. Nach der Matura beginnt er das Studium der Betriebswirtschaft. Nebenbei jobbt er als Journalist bei der Kronen Zeitung und den Oberösterreichischen Nachrichten. Später verschlägt es ihn zum ORF, wo er 2009 das Erbe von Heinz Prüller als Formel-1-Kommentator übernahm. Neben der Formel-1 kommentiert er auch Damenrennen des Ski-Weltcups.

Maria Reyer ist eine 19-jährige, motorsportbegeisterte Steirerin. Sie studiert Journalismus in Wien und betreibt ihren eigenen Blog "Marie’s kleine Welt".

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