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Formel 1: News

„Die Regelmacher sind sich der Konsequenzen nicht bewusst“

AVL-Simulationsexperte Peter Schöggl über die Nasen der neuen Formel-1-Autos und wie es zu diesen unästhetischen Auswüchsen kommen konnte.

Das Gesicht der Formel 1 hat sich dieses Jahr deutlich verändert: Die neuen Nasen, die durch eine sicherheitsbedingte Reglementänderung hervorgerufen wurden, sehen deutlich anders aus als im Vorjahr und sorgten bei den Fans wegen ihrer wenig ästhetischen Form für viel Aufregung. Wenn man sich die unterschiedlichen Varianten ansieht, dann erkennt man zwei Herangehensweisen: die einen setzen auf eine breite, die anderen auf eine spitze Nase.

Doch welche Variante ist schneller? "Dieses Mal kommt eigentlich heraus, dass das Hässliche schneller sein wird als das Schöne", prophezeit Peter Schöggl, Simulationsexperte von der österreichischen Firma AVL, die mit zahlreichen Formel-1-Teams zusammenarbeitet, gegenüber ServusTV. Wen er damit meint? Alle Teams abgesehen von Ferrari und Mercedes.

"Die einen müssen Serienautos verkaufen - die versuchen etwas Schöneres zu machen", sagt Schöggl. "Die anderen brauchen keine Serienautos zu machen, die machen einfach die schnelle und hohe Nase." Der Grund für die zwei Varianten: Abgesehen davon, dass die Nase fünf Zentimeter hinter ihrer tatsächlichen Spitze höchstens 18,5 Zentimeter über der Referenzebene - also dem Unterboden - positioniert sein darf, werden die Ingenieure auch dazu gezwungen, dass die Grundfläche der Spitze mindestens 9.000 Quadrat-Millimeter betragen muss.

"Das ist vereinfacht neun mal 10 Zentimeter", erklärt Schöggl. "Man könnte die Nase also 15 Zentimeter breit und sechs Zentimeter hoch machen, so hat man es sich eigentlich vorgestellt. Man könnte sie aber auch 15 Zentimeter hoch und sechs Zentimeter breit machen." Warum er davon überzeugt ist, dass die zweite Variante die effektivere ist? "Man will Luft unter das Auto bringen, und mit der schmalen hohen Nase erreicht man eben, dass die Luft leichter um die Nase herumströmt und zum Unterboden gelangt."

Die vielleicht extremste Nase hat Lotus gebaut. Oder besser gesagt zwei Nasen. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass bei der Front des E22 zwar zwei Zinken nach vorne reichen, der eine aber länger ist als der andere. Das Auto ist also asymmetrisch. "Lotus musste bei der doppelten Nase eine Seite kürzer machen, damit es gemäß den Regeln als eine Nase durchgeht", weiß Schöggl. Er glaubt, dass sich diese Variante langfristig nicht durchsetzen wird: "Ich bin hundertprozentig sicher, dass die FIA das nach einem Jahr wieder verbieten wird."

Als das neue Reglement festgelegt wurde, freuten sich viele Fans auf die tieferen Nasen. Doch die Ingenieure der verschiedenen Teams warnten schon vor Monaten, dass diese nach ästhetischen Kriterien nicht besonders ansprechend aussehen würden. Und auch die FIA, die das Reglement kreiert hat, dürfte sich die Ergebnisse etwas anders vorgestellt haben.

"Ich würde mal sagen, dass sich die Regelmacher nicht immer der Konsequenzen bewusst sind, die ihr neues Reglement hervorbringt", ist auch der Simulationsexperte dieser Ansicht. "Der Grund liegt darin, dass vielleicht 50 Leute die Regeln machen, aber 1.000 Ingenieure, die 24 Stunden am Tag überlegen, wie sie das Beste aus dem Reglement machen."

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