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Formel 1: News

„Nicht wirklich das, was wir haben wollen“

Bernie Ecclestone spricht sich erneut gegen die V6-Turbomotoren aus. Die Frage der Nachfolge will der Brite allerdings an die Teams weitergeben.

Nein, sie werden wohl keine Freunde mehr werden, die neuen V6-Turbomotoren und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Nachdem der mittlerweile 84-Jährige seine Ablehnung gegen die neuen Antriebseinheiten bereits häufiger zum Ausdruck gebracht hatte, legt er nun noch einmal nach und fordert die Teams dazu auf, zu herkömmlichen Saugmotoren zurückzukehren - notfalls auch gegen den Willen von Klassenprimus Mercedes.

"Ich habe es vorgeschlagen und ich werde weiterhin vorschlagen, dass wir wieder zu einem normalen Saugmotor mit einigen Hybridteilen zurückkehren", wird Ecclestone von Pitpass zitiert: "Wir könnten alle unser Geld zusammenlegen und eine Wette abschließen, dass Mercedes die Meisterschaft auch im kommenden Jahr gewinnen wird. Das ist nicht wirklich das, was wir haben wollen."

Neue Motoren im Sinne der Spannung? Ein Plan, der Mercedes sicherlich nicht gefallen würde, doch Ecclestone ist das egal: "Obwohl ich immer ziemlich erfolgreich war, wenn es darum ging, Dinge zu erledigen, denke ich, dass es ein bisschen schwierig werden würde, Mercedes zu überzeugen. Ehrlich gesagt sollten wir sie nicht fragen. Sie müssten es schon freiwillig machen."

Ecclestone setzt auf Strategiegruppe

Am 18. Dezember trifft sich die Strategiegruppe der Formel 1 das nächste Mal, dann will Ecclestone seinen Vorschlag diskutieren. Tatsächlich könnte der Brite dort seinen Plan auch gegen den Willen der Silberpfeile durchdrücken. Insgesamt 18 Stimmen gibt es in der Arbeitsgruppe. Davon entfallen je sechs auf die Inhaber der kommerziellen Rechte, die FIA und die Teams.

Ecclestone rechnet vor: "Wir haben sechs Stimmen. Wenn wir also vier Teams haben, die das machen wollen, dann sind wir bei zehn. Es gibt 18 Stimmen, also wäre das die Mehrheit." Neben Mercedes haben aus Reihen der Teams auch Ferrari, Red Bull, McLaren und Williams eine feste Stimme, dazu kommt das Team, das von allen anderen Rennställen in der WM am besten abgeschnitten hat.

Dort wittert Ecclestone seine Chance, denn auf die FIA-Stimmen wird er wohl nicht zählen können. "Jean (Todt, FIA-Präsident; Anm. d. Red.) ist derjenige, der die neuen Motoren eingeführt hat. Da wird er nicht sagen, dass wir sie wieder loswerden sollen." Doch auch bei den Teams könnte es schwierig werden. Mercedes wird die V6-Antriebe ganz sicher nicht kippen wollen. Gleiches gilt auch für Williams, die ebenfalls mit Mercedes-Power unterwegs sind.

Und dann ist da noch McLaren, das mit Honda gerade erst einen neuen Motorenpartner gefunden hat, der nur wegen der umweltfreundlicheren Antriebe in die Formel 1 zurückgekehrt ist. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das der Grund für ihre Rückkehr war", behauptet Ecclestone allerdings.

Droht ein Mercedes-Ausstieg?

Sollte der 84-Jährige seine Pläne tatsächlich durchsetzen, droht ihm und der Formel 1 dann möglicherweise der Ausstieg von Mercedes? "Ich denke, dass sie sowieso das tun werden, was ihnen am besten passt. Wir haben in der Vergangenheit erlebt, dass Hersteller diesen Schritt gehen, aber ich wäre überrascht, wenn sie es machen würden", wiegelt der Brite ab.

Lediglich in der Öffentlichkeit könnten die Silberpfeile nicht zugeben, dass sie auch andere Antriebe in der Königsklasse akzeptieren würden: "Was sollen sie denn sagen? 'Die anderen Leute sind nutzlos, aber wir sind großartig, also sind wir glücklich.'" Die Verantwortung dafür, welche Motoren in Zukunft verwendet werden sollen, schiebt Ecclestone allerdings weiter.

"Das liegt an ihnen", will Ecclestone sogar eine V10-Rückkehr nicht ausschließen und ergänzt: "Sie können machen, was sie wollen. Wenn sie sagen 'Das ist der Motor, das ist der Hubraum und wir wollen ein paar Hybrid-Sachen entwickeln, so etwas wie das KERS', dann ist das ihre Entscheidung." Für den 84-Jährigen steht lediglich fest, dass sich etwas verändern muss.

"Für jeden, der momentan diese Motoren für uns baut, wäre es ein Traum, einen normalen Saugmotor zu bauen und bis zu 1000 PS herauszuholen. Ich denke, dass es das ist, was wir wollen", vermutet Ecclestone, der auch mit der aktuellen Vermarktung der Aggregate nicht glücklich ist: "Die Hersteller müssen es 'McLaren-Hybrid', 'Ferrari-Hybrid' oder 'Williams-Hybrid' nennen, damit die Botschaft klar wird."

"Jetzt sind es zwar Hybriden, aber keiner sagt es irgendwem. Tatsächlich ist es momentan das am besten gehütete Geheimnis, warum es diesen Antrieb gibt. Warum wurde er entworfen und was haben wir erreicht? Es ist ein fantastisches Stück Technik", so Ecclestone, der allerdings noch immer mit dem Sound der Aggregate hadert: "Das Problem ist, dass niemand die Begleiterscheinungen auf dem Zettel hatte, als man sich diese Motoren ausgedacht hat."

Auf die Frage, ob ihn dies auch nach einem Jahr noch immer störe, antwortet er: "Ja und all die Promotor und die meisten Leute bei den Rennen ebenfalls." Überraschenderweise zeigt sich der Brite in dieser Hinsicht allerdings kompromissbereit. Man könne die Motoren weiterhin verwenden, wenn sie dafür billiger werden würden.

"Wir haben uns bereits an eine geräuschlose Formel 1 gewöhnt", schwenkt Ecclestone um, der doch zu Abstrichen beim Sound bereit wäre, wenn man dadurch die Kosten drücken könnte. Ganz klar scheint dem 84-Jährigen allerdings selbst nicht zu sein, welche Ideen er beim kommenden Treffen der Strategiegruppe nun wirklich umsetzen möchte.

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