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Formel 1-Testfahrten Bahrain #2

Renault und RBR in der Krise

Bei Helmut Marko schrillen die Alarmglocken. Und: Auch am ersten Tag der letzten Testwoche stand der RB10 in der Garage. Ricciardo über die jüngsten Probleme.

Je näher der Saisonstart der Formel-1-Saison 2014 am 16. März in Melbourne näher rückt, umso angespannter wird die Stimmung bei Red Bull Racing. Die bisherige Saisonvorbereitung war ein mittleres Desaster, der neue RB10 und der Renault-Antrieb eine Dauerbaustelle. Während die Konkurrenz, vor allem das Werksteam von Mercedes, Runde um Runde fährt, steht der RB10 immer wieder in der Box.

Bei RBR-Motorsportchef Helmut Marko schrillen daher die Alarmglocken, denn die Probleme des wirtschaftlich gut aufgestellten Weltmeisterteams können auch mit Geld nicht behoben werden. "Unsere Probleme würden gerade nicht einmal zehn Millionen Euro lösen. Renault muss den Motor in den Griff kriegen", fordert der Österreicher in der Bild.

Aufgrund des Vorsprungs der Konkurrenten mit Mercedes-Antrieben sieht der 70-Jähriger für RBR langsam aber sicher die Felle davonschwimmen. "Die sind uns einen großen Schritt voraus, haben schon Langstreckentests mit dem neuen Auto machen können. Wir müssen bis Australien und wahrscheinlich noch darüber hinaus zittern. Erfreulich ist das alles nicht!"

Auch Weltmeister Sebastian Vettel ist über die pannenreiche Vorbereitung seines Teams alles andere als begeistert. "Sebastian wird immer über jede Entwicklung informiert. Natürlich ist er 'not amused', dass wir so sehr im Rückstand sind", sagt Marko, der sich und sein Team aber zur Ruhe zwingt. "Wütend werden bringt jetzt nichts."

"Wir lösen ein Problem und ein anderes tritt auf"

Beim Weltmeisterteam läuft es auch zu Beginn der zweiten Bahrain-Testtage nicht rund. Zunächst sah es am Donnerstag vielversprechend aus: Daniel Ricciardo fuhr am Vormittag insgesamt 32 Runden und war dabei einigermaßen konkurrenzfähig. Dann rollte der Australier allerdings rauchend an die Box zurück. Nach einer langen Reparaturphase ging er am Nachmittag noch einmal kurz auf die Strecke. Insgesamt kam der Youngster auf 39 Runden und eine persönliche Bestzeit von 1:37,908 Minuten. Das bedeutete Rang sieben.

Zum Vergleich: Valtteri Bottas drehte mit dem neuen Williams-Mercedes heute 128 Runden und war auch noch deutlich schneller. "Wir hatten ähnliche Probleme wie in der vergangenen Woche. Das Team macht was es kann. Viele Leute sehen sich die Daten an", meint Ricciardo in der Medienrunde nach dem Test. "Zumindest haben wir am Vormittag einige Fortschritte geschafft. Die Power war viel besser. Es fühlte sich wie ein Rennauto an, denn alles hat gut zusammengepasst."

Andy Damerum, der leitende Renningenieur bei Red Bull Racing, versucht ebenfalls die positiven Aspekte des Tages zu sehen: "Am Vormittag begann es gut und wir konnten sofort nützliche Runden fahren. Wir fuhren konstant und es gab keine Probleme. Unser Plan war es, kontinuierlich mehr zu fahren. Es lief auch alles nach Plan. Schließlich schickten wir Daniel für einen Longrun hinaus, aber er musste ihn nach fünf Runden abbrechen."

"Wir erkannten nämlich einige Probleme, also brachten wir ihn herein. Wir überprüften das Auto und entdeckten ein Problem mit dem Auspuff", nennt er den Grund für die lange Unterbrechung des Programms. "Es wurde ein langer Nachmittag in der Garage, aber wir konnten Daniel gegen Ende der Session wieder hinausschicken. Das war sehr gut. Wir müssen über Nacht viel arbeiten, aber hoffentlich können wir morgen ähnlich viel fahren wie heute Vormittag."

Die Kühlung des RB10 bereitete allerdings weiterhin Probleme. Die Ingenieure kämpfen zusammen mit Renault am Komplettpaket. "Es gibt kein bestimmtes Hauptproblem", meint Ricciardo. "Wir lösen eine Schwierigkeit und ein anderes Problem tritt auf. Es muss alles zusammenpassen. Wenn ein Aspekt nicht funktioniert, funktioniert alles nicht. Wir müssen viele Boxen abhaken, aber kontinuierlich geht es voran." Das große Motto in dieser Woche lautet für Red Bull: Runden drehen. Jeder Kilometer ist wichtig und bringt das Weltmeisterteam voran.

"Es sind nur Tests, aber man muss schon sagen, dass Mercedes konstant schnell ist. Die anderen Teams kann man noch nicht so gut einschätzen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Heute Vormittag lief es besser und wir schafften einige Fortschritte. Das Paket funktionierte besser", sieht Ricciardo positive Ansätze. "Dann hatten wir allerdings einige Probleme. Was wir heute auf der Strecke gemacht haben, war bisher das Positivste in diesem Winter. Es sind zwar immer noch nicht genug Runden, aber es geht in die richtige Richtung."

Von außen sehen die RBR-Probleme gravierend aus, doch ist die Panikmache in der Öffentlichkeit gerechtfertigt? "Von außen sieht man nur die Rundenzeiten und die Anzahl der gefahrenen Runden. Intern sehen wir wo wir stehen und wie viel Performance im Auto steckt. Ich bin mir sicher, dass wir gut dabei sind, aber es ist schwierig zu sehen", nimmt Ricciardo Stellung. "Wir werden wahrscheinlich nicht so dominieren wir im Vorjahr, aber es ist generell noch sehr früh."

"Wir müssen Runden drehen und wollen in dieser Woche noch Longruns absolvieren, damit wir in Melbourne für das Rennen gut aufgestellt sind." Dennoch liegt RBR klar hinter dem Testplan zurück. Das gibt auch der Australier zu: "In der Vorwoche haben wir Dinge gemacht, die wir schon gerne in Jerez erledigt hätten. Jetzt machen wir Sachen, die wir am liebsten schon in der Vorwoche gemacht hätten. Wir liegen bei unserem Programm zurück, aber es wäre wichtig, wenn wir in dieser Woche Longruns fahren könnten."

Ganz schwarz sieht Ricciardo die Situation dennoch nicht: "Es ist okay. Es bleiben noch einige Tage. Die Tests waren bisher natürlich nicht perfekt, aber die Runden heute Vormittag waren sehr produktiv. Das Team wird sicher einiges von diesen Testtagen mitnehmen und in Australien richtig starten. Ich hoffe, dass wir morgen mehr Runden fahren können. Unsere Jungs arbeiten schon den gesamten Winter hart und ich hoffe, dass wir das Auto morgen mehr auf der Strecke sehen werden."

Für Ricciardo ist der Saisonauftakt in Melbourne das Heimrennen und somit ein Saisonhighlight. Trotz der derzeit schwierigen Situation lässt er sich nicht die gewohnt gute Laune verderben. Die Testproblematik nimmt den Erfolgsdruck von seinen Schultern. "Ich freue mich natürlich auf zu Hause. Es wird natürlich etwas verrückt werden, da ich nun der einzige Australier bin. Natürlich ist es aufregend. Wir geben was wir können. Hoffentlich können wir eine gute Performance zeigen. Für mich ist die Motivation natürlich größer."

Ob RBR in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge Weltmeister wird, steht derzeit in den Sternen. Auch ob Ricciardo zum richtigen Zeitpunkt das Team gewechselt hat, lässt sich erst in einigen Wochen besser beurteilen. Von Siegen oder dem WM-Titel spricht der 24-Jährige derzeit nicht: "Mein erstes Ziel muss ein Podestplatz sein. Dann sehen wir weiter. Ich werde mich gegen Seb und die besten Fahrer der Welt mit identischem Material messen."

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