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Formel 1: Jerez-Test

Aufhängung als Flügel – ein alter Trick, neu interpretiert

McLaren hält die Konkurrenz in Atem: Das Team nutzt die Verkleidung der Hinterrad-Aufhängung als unteres Flügelprofil. Nur: Ist das legal?

red/MNT

Bei McLaren weht seit der Umstrukturierung ein anderer Wind. Ron Dennis - nun wieder Geschäftsführer der McLaren-Gruppe - hat Martin Whitmarsh vor die Tür gesetzt, Eric Boullier als Rennleiter engagiert und fordert von seiner Truppe Erfolge. Auch wenn der neue MP4-29 am ersten Testtag nicht das Tageslicht erblickte, schockte er heute die Konkurrenz.

Allerdings war es nicht die bislang am Mittelpunkt gestandene Nase des Autos, die bei den Technikchefs für hochgezogene Augenbrauen sorgte, sondern die Heckpartie.

Glaubt man Toro-Rosso-Chefdesigner Luca Furbatto, dann sollte dies den Rivalen zu denken geben: "Ich glaube nicht, dass die Front des Autos dieses Jahr das große Thema sein wird. Aus ästhetischer Sicht handelt es sich um ein sehr dominantes Element, aber in Hinblick auf die Performance wird sie keinen so großen Unterschied machen."

Verlorener Beamwing wettgemacht

Beim Heck verhält es sich da schon anders: Denn das ist der Bereich, wo die Boliden durch das Verbot des unteren Heckflügel-Elements (Beamwing) und die Verkleinerung des Hauptelements den meisten Abtrieb verloren haben - dazu kommt, dass auch der Auspuff nicht mehr aerodynamisch genutzt werden kann, um den Diffusor anzuströmen. Doch genau dort setzt die McLaren-Lösung an - in Woking scheint man also eine Grauzone im Reglement gefunden zu haben.

Der geniale Trick: Man missbraucht die Hinterradaufhängung zwischen den beiden Heckflügel-Endplatten als Flügelprofil und versucht somit, den verlorenen Abtrieb des unteren Heckflügel-Elements zurückzugewinnen. Zudem beschleunigen die Flügelprofile die Luft am Heck und unterstützen damit die Wirkung des Diffusors, der das Auto auf den Asphalt saugt. Man scheint also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen zu haben.

Konkret sieht es so aus, als hätte McLaren den oberen Querlenker und die Spurstange beider Aufhängungen verkleidet und somit vier Flügelelemente geschaffen. Man darf gespannt sein, wie Charlie Whiting von der FIA auf den Genieblitz reagiert, der bei der Konkurrenz für Aufruhr sorgt. Gibt es aber keinen Einwand, dann muss die Konkurrenz rasch nachrüsten.

Angeblich grünes Licht der FIA

Die Kollegen von Auto, Motor und Sport haben Red Bull Racing-Konstrukteur Adrian Newey um dessen Meinung zur Legalität dieser Lösung gebeten, der Engländer erklärte: „Ich habe noch keine Fotos gesehen, aber so, wie mir das beschrieben wird, hört es sich an, als wären das inklusive Pullrod und Spurstange acht Aufhängungselemente. Es sind aber nur sechs erlaubt. Außerdem gibt es klare Vorschriften für die Breite, wenn man die Aufhängung verkleidet."

Laut dem Bericht muss bei den Aufhängungen das Verhältnis zwischen Breite und Höhe 3,5:1 betragen – angeblich hat die FIA schon im Sommer grünes Licht für diese Lösung gegeben.

McLaren-Nase optimal?

Der umgekehrte Fall könnte McLaren bei der Front des Boliden blühen. Die Nasenvariante des MP4-29 ist einzigartig im Feld, was bedeuten könnte, dass man in die falsche Richtung entwickelt hat. Auch Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson sieht die an einen Ameisenbär erinnernde Nase als "Fragezeichen".

"Das Design ist zwar sehr detailverliebt und schön umgesetzt, aber es wurde nicht von Red Bull, Mercedes und Ferrari - also von den Top-3 der vergangenen Weltmeisterschaft - verfolgt", fällt auch dem Iren auf. "Das heißt nicht unbedingt, dass McLaren falsch liegt, aber alle werden sich im Laufe der Zeit auf ein Konzept einigen, und ich bin gespannt, welche Richtung das sein wird."

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