MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Neue Ära mit dem SF15-T

Die neue „rote Göttin“, der Ferrari SF15-T wurde vorgestellt – mit diesem Auto werden Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen heuer angreifen.

Fotos: Ferrari

Ferrari ließ am Freitagmittag die Hüllen fallen - zumindest virtuell. Nachdem die Scuderia in der vergangenen Woche mit einem Teaser-Video und einer Hörprobe vom ersten Anlassen einen Vorgeschmack auf das neue Formel-1-Auto für die Saison 2015 gegeben hatte, stellte das Team den SF15-T genannten Boliden im Internet vor.

Mit dem klassisch-roten Renner sollen Neuzugang Sebastian Vettel und Teamkollege Kimi Räikkönen die Schmach der vergangenen Saison vergessen machen.

Der neue SF15-T hat optisch viel Ähnlichkeit mit seinem Vorgänger, was nicht nur an seiner zeitlosen Lackierung liegt. Die flache Nase erinnert an das Fahrzeug für 2014, dessen Lösung mit dem neuen Reglement in deutlich mehr Punkten korrespondierte als die Entwürfe der Konkurrenz. Im Gegensatz zu vielen anderen Teams verzichtet Ferrari auf jeden Schnickschnack an der Spitze und wählt eine einheitliche, aber spitz und fast dreiecksförmig zulaufendes Design.

Unter den Sponsoren befinden sich die üblichen Verdächtigen wie Inkognito-Geldgeber Marlboro, Shell, UPS und - trotz Fernando-Alonso-Abgang - auch Santander. Neu sind die FIAT-Marke Alfa Romeo und der Automotive-Konzern des Neo-Teamgründers Gene Haas, der mit seiner US-Equipe künftig Technikpartner in Maranello sein wird.

Arrivabene: Neues Auto "sexy"

Mit der Vorstellung des SF15-T beginnt bei Ferrari eine neue Ära, denn im vergangenen Jahr blieb bei der Scuderia nach der ersten sieglosen Formel-1-Saison seit 21 Jahren kaum ein Stein auf dem anderen.

Übervater Luca di Montezemolo gab die Ferrari-Präsidentschaft an Sergio Marchionne ab. Der glücklose Marco Matiacchi wurde als Teamchef nach nur sieben Monaten im Amt durch Maurizio Arrivabene abgelöst. In der Technik-Abteilung mussten unter anderem Chefingenieur Pat Fry und Chefdesigner Nikolas Tombazis ihren Hut nehmen. Dafür kaufte man sich in Maranello unter anderem das Mercedes-Know-how des Jock Clear ein.

Dem früheren Tabakmanager Arrivabene gefällt der erste Formel-1-Bolide, in den er persönlich Befehle funken wird: "Enzo Ferrari hat mal gesagt, dass das schönste Auto immer jenes ist, das gewinnt. Im vergangenen Jahr hatten wir ein hässliches Auto - und es hat nicht gewonnen", erklärt er und offenbart ein Faible für die neuen Dienstkutschen der Piloten: "Das diesjährige Auto mag ich aus ästhetischen Gewichtspunkten gern. Über die Performance weiß ich noch nichts, aber es sieht sexy aus."

In diesem Jahr muss alles besser werden: Nach der an den eigenen Maßstäben gemessenen Katastrophensaison 2014, in der Ferrari zum ersten Mal seit 21 Jahren in der Formel 1 kein Rennen gewann, sollten Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in diesem Jahr das Ruder herumreißen und die Scuderia wieder in die Erfolgsspur zurückbringen. Ihr Arbeitsgerät auf diesem Weg ist der SF15-T, den das Team am Freitag präsentierte.

Wie bei den anderen, bisher vorgestellten Autos des Formel-1-Jahrgangs 2015, fällt auch am neuen Ferrari zuerst die flache Fahrzeugnase auf, welche die "Staubsauger-Nase" des Vorjahres ablöst und die ähnlich wie die des McLaren-Honda MP4-30 ohne "Stummel" auskommt. Über diese optisch deutlich ansprechendere Lösung freut sich auch Technikchef James Allison.

"Nach vielen Jahren des Ausprobierens haben wir endlich ein Reglement geschaffen, das einerseits die Sicherheitsanforderungen erfüllt, andererseits aber ohne die wenige ansprechenden Auswüchse der vergangenen Jahre auskommt", sagt er.

Kompakteres Heck, effizientere Kühler

Die neue Nase sticht zwar ins Auge, die Schwerpunkte bei der Entwicklung des SF15-T waren allerdings andere. "Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, die Schwächen des 2014er-Autos beim neuen Auto auszumerzen", erklärt Allison. Das Ergebnis dieser Bemühungen zeigt sich am Hinterteil des Fahrzeugs, das wesentlich kompakter als das des Vorgängermodells ist.

"Das Heck unterscheidet sich deutlich vom 2014er-Auto. Es ist uns gelungen, die Abdeckungen deutlich enger an den Unterbau zu schmiegen. Dazu war viel Arbeit im Windkanal und in der Design-Abteilung notwendig", so Allison. Die kompaktere Bauweise war durch eine grundlegende Überarbeitung des Kühlsystems möglich, welches in der vergangenen Saison zu den Schwachstellen des Ferrari zählte.

"Die Kühler sind wesentlich effizienter. Wir holen aus jedem Quadratzentimeter Kühleroberfläche mehr Kühlleitung heraus und konnten das Auto daher viel kompakter gestalten", so Allison. Weitere Veränderungen am Fahrzeugheck betreffen den Heckflügel, der nun in den Kurven stabileren Abtrieb liefern soll. Außerdem soll der Effekt bei der Aktivierung des DRS größer sein. Überarbeitete Bremsbelüftungen sollen zusätzlichen Abrieb generieren.

Verbesserter Hybridantrieb

An der Vorderachse setzt Ferrari weiterhin auf eine Radaufhängung mit Zugstreben. "Eine Aufhängung mit Zug- oder Druckstreben an der Vorderachse hat jeweils ihrer eigenen Vor- und Nachteile. Bei Zugstreben ist es etwas schwieriger, sie leicht und fest zu konstruieren, dafür bringen sie bei der Aerodynamik Vorteile", erklärt Allison. "Diesen Bereich war im vergangenen Jahr kein Problem, daher haben wir uns darum beim SF15-T nicht intensiver gekümmert."

Eine Großbaustelle war hingegen der Hybrid-Antrieb, wo Ferrari gleich an mehreren Baustellen gearbeitet hat. "Zu Beginn der vergangenen Saison war das Ansprechverhalten nicht zufriedenstellend. Das hat sich aber im Laufe der Saison verbessert, und beim SF15-T haben wir in diesem Bereich einen weiteren Schritt nach vorne gemacht", sagt Allison.

Auch die Abstimmung des verschiedenen Komponenten des Hybrid-Antriebs wurde optimiert. "Eine Schwäche das letztjährigen Autos bestand darin, dass wir am Turbolader im Rennen zu wenig elektrische Energie umgewandelt habe, um diese in Vortrieb umzusetzen. Aus diesem Grund war Ferrari im vergangenen Jahr im Qualifying stärker als im Rennen", erklärt Allison. "Wir haben versucht die Architektur des Antriebs so zu verändern, dass ein besserer Kompromiss zwischen Qualifying und Rennen gelingt."

"Weiterhin haben wir viel Arbeit in den Verbrennungsmotor investiert. In einer Formel, in der jedes Team die gleiche Menge Benzin verbrauchen darf, muss bei jedem Zündvorgang maximale Leistung erzielt werden", so der Technikchef weiter.

Diese Arbeiten darf Ferrari auch während der Saison fortsetzen, nachdem, auch auf Drängen der Italiener die Regeln entsprechend geändert wurden und die Motoren nun nicht mehr wie im Vorjahr im Februar "eingefroren" werden.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Formel-1-Launches 2015

Weitere Artikel:

Bergrallyecup: Demmerkogel

Saisonauftakt Bergrallyecup 2024

Bei trockenem, aber recht windigen Bedingungen ging am Demmerkogel in der südsteirischen Toscana der 1. Lauf zum Herzogmotorsport Bergrallyecup 2024 in Szene.

Nachgefragt beim viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: Ob er wirklich über ein Comeback nachdenkt und mit wem echte Gespräche stattfinden

Nach der wetterbedingten Verschiebung des ursprünglich gedachten Saisonauftaktes zum Bergrallyecup 2024 am Köberlberg in Lödersdorf, sind heuer die Gipfelstürmer beim Auftakt in der steirischen Toscana zu Gast.

Das Saison-Highlight der Langstrecken-Rennen zweimal rund um die Uhr auf der Nürburgring Nordschleife bestätigte die ersten Saison-Ergebnisse: Die Porsche 911 GT3 sind aktuelle das Maß der Dinge, insbesondere die beiden türkisfarbenen Renner im Falken Design sowie der „Grello“ von Manthey.