MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Formel 1: News

Ecclestone: „Wollten alle, dass Ferrari gewinnt“

Verschwörungstheorien um Ferrari: Bernie Ecclestone gibt erstmals zu, dass dem Team aktiv geholfen wurde, und spricht über einen geheimen Know-how-Transfer.

Jos Verstappen war der bisher Letzte, der dem Automobil-Weltverband nach dem Rennen in Austin vorgeworfen hat, dass das F in FIA in Wahrheit nicht für "Federation", sondern für "Ferrari" steht. Der Vater von Max Verstappen, der für einen Verstoß gegen die Track-Limits vom Podium gestoßen wurde, hat den fraglichen Tweet zwar inzwischen gelöscht. Dass die Schiedsrichter des Sports bei Ferrari eher ein Auge zudrücken als bei anderen, bleibt aber als Eindruck bei vielen haften.

Der inzwischen entmachtete Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone räumt nun freimütig ein, dass das während seiner Amtszeit ganz bewusst so gehandhabt wurde: "Ferrari zu unterstützen, war immer das Klügste, was man tun konnte", sagt er im Interview mit der Tageszeitung Die Welt. "Die Formel 1 ist Ferrari, und Ferrari die Formel 1." Allerdings sei so etwas wenn, dann "immer, immer, immer den technischen Regeln entsprechend" passiert, betont Ecclestone.

"Schauen Sie: Die Teams sind wichtig für die Formel 1, aber Ferrari ist noch wichtiger. Deshalb ist im Verlauf der Jahre vieles getan worden, um Maranello zum Sieg zu verhelfen", gibt der Brite, der heute seinen 87. Geburtstag feiert, zu. FIA-Rennleiter Charlie Whiting habe bei all dem nie parteiisch agiert. "Aber Max (Mosley, Ex-Präsident der FIA; Anm. d. Red.)", sagt Ecclestone, "hat oft Ferrari geholfen. Und ich auch. Wir wollten alle, dass Ferrari gewinnt."

Das soll zuletzt so weit gegangen sein, dass im Winter 2014/15 sogar von Mercedes Motoren-Know-how zu Ferrari geflossen ist. Mercedes war in der ersten Hybrid-Saison 2014 auf Antriebsseite komplett überlegen, 2015 hatte Ferrari aber ein großes Stück des Rückstands eliminiert. Viele vertreten seither die Theorie, dass Mercedes Ferrari in jener Zeit heimlich, still und leise geholfen haben könnte. So, wie das zwischen Honda und Ferrari in den 1990er-Jahren dokumentiert ist.

Ecclestones Andeutungen bleiben nebulös

Mit Sicherheit wissen könne das "höchstens der, der es getan hat", bleibt Ecclestone nebulös und sagt: "Da hat sicherlich in einem gewissen Moment jemand bei einem Motor nachgeholfen. Mit diesem aktuellen Motor. Auch für Mercedes gilt diese Überlegung: Eine gegen Sauber gewonnene Weltmeisterschaft ist eine Sache, eine gegen Ferrari errungene eine ganz andere." Ob seine Mutmaßung wirklich wahr sei? "Ich weiß es nicht. Vielleicht", entgegnet er.

Ecclestone: "Wenn Mercedes sich entschlossen haben sollte, Maranello Technologie zu übermitteln, dann sage ich, es war eine gute Entscheidung. Es steht auch fest, dass es, angesichts dieser freundschaftlichen Situation zwischen den beiden Teams, für die Stuttgarter 2017 das Wichtigste war, sich abzusichern, dass erstens Red Bull nicht die stärksten Motoren hat und zweitens Ferrari stark genug sein kann, um einen glaubwürdigen Rivalen abzugeben."

Eigentlich ein alter Hut

Diese Verschwörungstheorie, die von den Beteiligten in der Vergangenheit mehrfach dementiert wurde, geistert seit der Veröffentlichung des Welt-Interviews wieder durch die Schlagzeilen. Dabei ist sie alles andere als neu. Gerhard Berger war es, der im November 2015 in einem Interview erstmals öffentlich darüber gesprochen hat: "Anscheinend ist letzten Winter Technologie von Mercedes zu Ferrari gekommen. Kann durchaus sein."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner soll bei dieser angeblichen Achse zwischen Stuttgart und Maranello der große Ausgestoßene sein. Denn eine Bedingung von Mercedes für die PS-Spritze an Ferrari war angeblich: Wenn Ferrari jetzt Know-how von uns bekommt, dann werden wir im Gegenzug Red Bull keinesfalls mit Motoren beliefern. Eine Absprache, die den Segen von höchster Stelle (Ecclestone, vielleicht auch FIA?) gehabt haben soll.

"Es ist ganz klar, dass es eine sehr enge Beziehung zwischen Ferrari und Mercedes gibt", sagt Horner dazu. "Zum Beispiel wie sie in Meetings auftreten: Da hebt der eine nicht die Hand ohne den anderen. Diese Dynamik gibt es. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass so etwas in der Formel 1 passiert, und sicher nicht das letzte Mal. Letztendlich geht es uns nichts an, ob jemand irgendwem geholfen hat. Keine Ahnung. Es würde mich überraschen, aber kann schon sein …"

Update: Wolff dementiert Ecclestones Verschwörungstheorie

Mercedes-Sportchef Toto Wolff bestreitet, dass sein Unternehmen im Winter 2014/15 Ferrari technisch unter die Arme gegriffen hat. Das hatte der entmachtete Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone in einem Interview mit der Zeitung Die Welt behauptet.

"Nein, es stimmt nicht", stellt Wolff im Gespräch mit Sky Sports F1 klar. Auf die konkrete Nachfrage, ob Mercedes Ferrari also zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Wissenstransfer im Antriebsbereich ermöglicht habe, entgegnet der Wiener noch einmal: "Nein. Denn wenn du die WM deswegen verlierst, schießt du dir selbst ins Knie."

Die Verschwörungstheorie lautet, dass Mercedes Ferrari auf die Beine geholfen haben soll, um a) einen würdigen Gegner zu haben, der die eigenen Erfolge aufwertet, und um b) Intimfeind Red Bull nicht beliefern zu müssen. Auf so einen Deal habe man sich mit Ecclestone und möglicherweise auch der FIA geeinigt.

Doch alle Beteiligten dementieren das. Nur Ecclestone und sein Umfeld fachen das Feuer immer wieder an. Ob etwas Wahres dran ist, lässt sich von außen kaum feststellen. Wolff kann darüber lachen: "Bernie ist in London, aber die Handgranaten, die er wirft, explodieren in Mexiko ..."

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Formel 1: News

Weitere Artikel:

Qualifying Australien

Max Verstappen doch wieder auf Pole!

Trotz Druck von Ferrari: Max Verstappen steht beim Grand Prix von Australien nach einem spannenden Qualifying erneut auf Poleposition

Sebastian Vettel hat seinen ersten ernsthaften Test im LMDh-Boliden von Porsche aus der WEC hinter sich - Er und das Team sprechen über den Test und Le Mans