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Renault: Kompromiss im Fall Budkowski

Niki Lauda findet den Wechsel von Marcin Budkowski "sehr unfair", doch Renault und die FIA haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, mit dem alle leben können.

Marcin Budkowski wird wie geplant zum Renault-Team stoßen, aber erst etwas später als zunächst angedacht. Das ist der Kompromiss, auf den sich Renault und die anderen Teams nach Vermittlung durch FIA-Präsident Jean Todt geeinigt haben.

Denn mit der ursprünglich von Renault anvisierten Lösung, den hochrangigen FIA-Geheimnisträger Budkowski zum 1. Januar zu verpflichten, wären die Konkurrenzteams äußerst unglücklich gewesen. "Personen in seiner Position bei der FIA, die derart privilegierten Zugang zu sensiblen Informationen haben, sollten nicht direkt zu einem Team wechseln dürfen. Da geht es um ein Prinzip", findet zum Beispiel McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale.

"Er weiß alles, über jedes Auto, und kann damit zum nächsten Team gehen. Das finde ich sehr unfair", beschwert sich Mercedes-Boss Niki Lauda und fordert im Interview mit Sky Sports F1: "Jean Todt sollte das in die Hand nehmen."

Was inzwischen offenbar geschehen ist: "Wir haben", sagt Renault-Teamchef Cyril Abiteboul, "Jean Todt direkt ein Angebot gemacht, über unseren Vorsitzenden Jerome Stoll, den Eintrittszeitpunkt zu verschieben, und wir sind zuversichtlich, dass wir uns da auf eine vernünftige Lösung verständigen können."

Renault besteht nicht auf dem 1. Januar

"Wir könnten ihn schon zum 1. Januar bekommen", bestätigt Abiteboul. Aber: "Wir hatten ein konstruktives Gespräch mit der FIA und ich glaube, dass wir hinsichtlich eines Eintrittsdatums, mit dem alle leben können, eine Einigung treffen werden. Ich glaube, dieses Datum könnte Anfang April sein. Das wäre eine Verdoppelung seiner ursprünglichen Sperrfrist von drei Monaten." Das sei "mehr als fair gegenüber allen Beteiligten".

Mit dem 1. April könnten wohl tatsächlich alle leben. "Damit wäre ich einverstanden", deutet Neale an. "Es könnten sechs Monate sein oder auch zwölf. Aber definitiv nicht drei." Mercedes-Sportchef Toto Wolff stimmt zu: "Sechs Monate sind besser als drei." Und McLaren-Rennleiter Eric Boullier antwortet auf die Frage, ob er sich sechs Monate vorstellen könnte, mit einem klaren "Ja".

Aus Ferrari-Sicht ist der Fall Budkowski "eine delikate Angelegenheit. Alle Beteiligten fühlen sich unwohl mit dieser Situation", erklärt Technikchef Mattia Binotto. Weshalb eine Wiederholung eines solchen Falles für die Zukunft ausgeschlossen werden soll: "Bei der nächsten Sitzung der Strategiegruppe müssen wir das besprechen", findet Wolff.

Gerichtsstand Schweiz macht es kompliziert

Problematisch im konkreten Fall ist nämlich, dass Budkowski einen FIA-Vertrag mit Gerichtsstand Genf besitzt, und laut Schweizer Recht darf er maximal drei Monate lang davon abgehalten werden, für einen etwaigen neuen Arbeitgeber tätig zu werden. Wolff: "Es gibt ein Arbeitsrecht, das respektiert werden muss. Und wir sollten uns nicht in den Karriereweg eines jungen Mannes stellen."

"Industriestandard", wirft Horner ein, "sind zwischen sechs und zwölf Monaten. Bei bestimmten Personen kommen sogar 18 Monate vor. Zwölf Monate sind ein langer Zeitraum, rechtlich wahrscheinlich hart an der Grenze. Aber selbst wenn wir einen Kompromiss von sechs Monaten finden, wäre das eine bessere Lösung."

FIA-Personal künftig mit französischen Verträgen?

Boullier schlägt eine recht konkrete Lösung vor: "Die FIA sitzt doch in Frankreich. Man könnte ihm auch einen französischen Vertrag geben." Und Neale schließt aus, dass Budkowski sich in seiner neuen Renault-Position unethisch verhalten wird: "Ich kenne Marcin gut. Ich habe hier bei McLaren schon mit ihm gearbeitet. Ich vertraue ihm."

Dass der Fall letztendlich vor Gericht landen könnte, sobald eine Idee eines Konkurrenzteams am neuen Renault auftaucht, zeichnen viele als Teufel an die Wand. "So schmutzig wird es nicht werden. Letztendlich wird sich die Vernunft durchsetzen", winkt Wolff ab. "Renault wird schon realistisch einsetzen, was moralisch korrekt ist und was nicht."

"Marcin", betont Abiteboul, "kommt in einer nicht technischen Funktion zu uns." Nämlich als "Executive Director". Was freilich nichts daran ändert, dass er die technischen Geheimnisse, zu denen er als FIA-Technikchef Zugang hatte, nicht aus seinem Gedächtnis löschen wird. Ziel einer verlängerten Sperrfrist ist aber, die Geheimnisse, die er kennt, zumindest im Wert zu reduzieren.

Abiteboul winkt ab: Design 2018 steht schon fest

"Die Designs für nächstes Jahr sind sowieso schon eingefroren", sagt Abiteboul. "Wir produzieren bereits die Formen, die Aufhängungsgeometrie, all das ist seit Monaten entschieden. Die anderen wissen ganz genau, dass der Einfluss auf das Auto limitiert ist und keinen riesigen Unterschied machen wird. Wir haben Marcin zu uns geholt, weil er talentiert ist und Erfahrung hat, die für unser Projekt nützlich sein konnte. Nicht wegen dem, was er heute weiß."

Budkowski soll bei Renault Abitebouls rechte Hand werden und sich vor allem um die Leitung der Chassisfabrik in Enstone kümmern. Die technischen Abteilungsleiter Bob Bell, Nick Chester und Rob White werden ihm unterstellt. "Marcin", so Abiteboul, "hat eine breiter angelegte Management-Position angestrebt, wollte in seiner Karriere den nächsten Schritt machen. Das konnten wir ihm bieten."

"Wir haben vergangenes Jahr mit Frederic Vasseur etwas probiert. Es ist kein Geheimnis, dass das nicht geklappt hat", bedauert der Franzose. "Da gab es also noch eine Lücke, die gefüllt werden musste. Und ich habe einfach viel zu tun. Renault fährt in der Formel 1 und in der Formel E, und wir haben Fabriken in Großbritannien und in Frankreich. Ich brauche jemanden, der mir hilft und dem ich vertrauen kann. Vor allem am Standort Enstone."

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