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Formel 1: News

„Ich dachte, der Motor würde eingehen“

Lewis Hamilton muss von seinen Konkurrenten Kritik einstecken und erklärt sein Formtief beim Kanada-GP.

Lewis Hamilton hat beim Grand Prix von Kanada nicht nur die WM-Führung an Sebastian Vettel verloren, sondern auch seinen Kritikern Angriffsfläche geboten. Denn während Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas solider Zweiter wurde, kam der Titelverteidiger "nur" auf Platz fünf ins Ziel.

Hamiltons ehemaliger Teamkollege Nico Rosberg beurteilt Montreal als "Schalter-aus-Wochenende. Lewis hat solche Tage, wo einfach nix geht, und heute war es wieder so. Das ist typisch für Lewis. Er hat manchmal diese Phasen, in denen er einfach die Motivation verliert, wenn es nicht so läuft", erklärt er gegenüber 'RTL' und betont, dass man das sogar am Boxenfunk hören konnte: "Da kommt dann einfach kein Kampfgeist raus an so einem Tag.
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'RTL'-Expertenkollege Timo Glock stimmt zu: "Es war verwunderlich, wie schwer sich Lewis getan hat. Wir haben immer wieder die gleichen Fehler gesehen - ganz oft das stehende innere Rad in Kurve 10. Das bringt dich immer wieder aus der Balance, und du verlierst da hinten einfach viel Zeit. Er war einmal recht nahe an Daniel Ricciardo dran und hätte mit DRS vielleicht attackieren können - und dann macht er wieder einen Fehler in Kurve 10. War einfach nicht sein Tag."

Glock spielt an auf die Haarnadelkurve, die Hamilton schon im Qualifying zum Verhängnis wurde. Auf beiden schnellen Q3-Runden stand dort das innere Vorderrad. Ergebnis: Der Montreal-Spezialist landete auf Rang vier, mehr als eine Zehntelsekunde hinter Bottas. Dabei hatte er auf dem Circuit Gilles Villeneuve erst eines von neun Qualifyings gegen einen Teamkollegen verloren: 2014 gegen Rosberg.

Das Mercedes-Team hütet sich davor, Hamilton zu kritisieren. Allerdings stellt Teamchef Toto Wolff klar, dass auch die Fahrer in die Schwächenanalyse eingebunden werden: "Die Fahrer sind ein integraler Bestandteil der Auto-Performance. Lewis wird Teil der Analyse sein, was passiert ist und was wir besser machen können."

Niki Lauda sieht das gelassener. Die Fahrer "können nichts dafür. Die fahren eh nur Vollgas", sagt er - und stellt Hamilton gegenüber 'auto motor und sport' vor Le Castellet die Vertragsverlängerung, die seit Wochen im Raum steht, in Aussicht: "Es geht nur noch um Beistriche. Die Anwälte schicken die Dokumente hin und her. Dabei vergeht viel Zeit. Aber wir haben ja keine Eile. Wenn du weißt, dass du heiraten willst, ist der Hochzeitstermin auch schon egal."

Zumal Hamiltons für seine Verhältnisse eher durchschnittliche Performance bei genauerem Hinsehen ihre Gründe hatte. Zum Beispiel "riesige" Motoraussetzer, wie der 33-Jährige sagt: "Ich dachte, der Motor würde eingehen. Gleich nach dem Start, schon in der zweiten Kurve, fiel die Leistung ab. Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, die Zielflagge zu sehen."

Auch das Schalten bereitete ihm Probleme. "Ich musste 120 Prozent geben", erklärt Hamilton. "Und Risiken eingehen." Was dann auch die Fahrfehler erklärt. "Ich habe voll attackiert, jede Runde. Unter dem Helm habe ich Daniel irgendwelchen Kampf-Talk hingeschmissen. Dieses aggressive Reden hat mich gepusht. Dann und wann hatte ich eine Chance gegen ihn, aber dann stand wieder ein Überrundeter im Weg und ich rutschte. Aber es war eine tolle Herausforderung."

Es ist dieser Kampfgeist, der Hamiltons Fans begeistert. Zum Beispiel auch den zweimaligen Weltmeister Emerson Fittipaldi. Der sagt im 'Sunday Express': "Ich liebe Lewis. Er ist ein unglaubliches Talent. Ich bin einer seiner größten Fans. Aber bei allem Respekt: Ich glaube trotzdem, dass Fernando Alonso der kompletteste Fahrer ist. Lewis, Vettel - sie sind alle top. Aber Fernando ist der Beste."

Wer Hamilton kennt, weiß, dass ihn solche Aussagen nur noch mehr beflügeln werden. Auch wenn er sich nach Kanada erst mal sammeln musste. Inzwischen ist der Blick schon wieder nach vorne gerichtet: "Es hätte auch schlimmer kommen können. Ein Ausfall hätte mich 25 Punkte gekostet. So waren's in zwei Rennen nur 18. Ich bin dankbar, dass der Motor gehalten hat und ich zumindest ins Ziel gekommen bin."

Mit dem Gedanken, dass das Auto für einen fünften Titel nicht gut genug sein könnte, setzt sich Hamilton gar nicht erst auseinander: "Das wäre ein Zeichen der Schwäche, und ich bin im Kopf nicht schwach. Egal ob im Tennis oder beim Golfen: Wenn du über den Platz schaust und denkst, dass du verlieren könntest, hast du schon verloren. Ich frage mich immer: 'Wir kann ich sie schlagen? Wie kann ich noch besser werden?' Und das wird so bleiben, bis ich sterbe."

Rosberg weiß genau: "Lewis kommt zurück, immer." Umso wichtiger sei es nun aus Vettels Sicht, kurze Schwächephasen wie jene in Montreal zu nutzen: "Das sind genau die Tage, an denen Sebastian maximieren muss. Die Chancen muss man jetzt nutzen. Das hat Sebastian ganz toll gemacht." Aber: Die WM-Führung des Ferrari-Piloten beträgt gerade mal einen Punkt ...

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