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Formel-1-Test: Barcelona II

Bestzeit für Rookie Norris zum Auftakt

Lando Norris (McLaren-Renault) hat zum Auftakt der zweiten Woche der Testfahrten in Barcelona mit leerem Tank die Bestzeit erzielt.

Formel-1-Neuling Lando Norris hat dem McLaren-MCL34-Renault am fünften Testtag in Barcelona zu einer Bestzeit verholfen. Mit einer 1:17,709, erzielt auf der zweitweichsten Reifenmischung, blieb er allerdings gut drei Zehntelsekunden hinter der Bestmarke der ersten Woche von Renault-Fahrer Nico Hülkenberg zurück, die auf C5-Reifen erreicht worden war. Weil die Konkurrenten am Dienstag mit den härteren C3-Pneus faktisch gleich schnell waren wie Norris auf C4, liegt der Verdacht einer Showrunde mit beinahe leerem Tank nahe.

Pierre Gasly im RB15-Honda etwa brauchte für seinen besten Versuch auf dem Circuit de Catalunya mit der Mediummischung C3 nur sechs Tausendstel mehr; die Differenz zwischen den einzelnen Reifenmischungen beträgt auf dieser Strecke ungefähr sechs bis sieben Zehntel. Norris hatte neben den weicheren Reifen noch einen weiteren Vorteil: Seine Höchstgeschwindigkeit von 333 km/h auf der Zielgeraden kam vor allem dank reichlich Windschatten zustande.

Ebenfalls für die Theaterdonnertheorie spricht die Aussage des McLaren-Teamkollegen Carlos Sainz junior, der seinem Team eine schwierige Saison prophezeit: "Es wird keine Enttäuschung sein, wenn wir in Melbourne keine Punkte holen." Der Spanier stuft den McLaren-Renault MCL34 derzeit also nicht als ein Top-10-Auto ein und sagt schon jetzt: "Melbourne ist nur der Anfang; wir müssen uns im Saisonverlauf steigern."

Eine Steigerung aerodynamischer Natur hat indes bereits Mercedes vorgelegt: Der W10 von Valtteri Bottas und Lewis Hamilton zeigte sich zum Auftakt der zweiten Testwoche beinahe rundum verändert. Besonders auffällige Neuerungen: die Frontpartie mit wulstigerer Nase, der Frontflügel mit anderer Designphilosophie, größere Luftleitbleche und veränderte Seitenkästen, dazu ein optimierter T-Flügel und etliche weitere Updates.

Hamilton, der den W10 am Vormittag bewegte, blieb mit dem neuen Paket jedoch der bisherigen Teamstrategie treu und war nicht auf Bestzeiten aus. Er belegte nach 83 Runden und mit einer 1:20,332, erzielt auf harten C2-Reifen, den zwölften von 13 Plätzen. Direkt vor ihm (und damit 2,458 Sekunden hinter der Spitze) Teamkollege Bottas. Dessen Einsatz ohne das große Update an der Frontpartie wurde aber durch ein Öldruckproblem auf sieben Runden beschränkt, weil Mercedes am Nachmittag das Aggregat tauschte und der W10 daher lange an der Box stand.

Zuvor hatte Bottas gegen halb drei den zweiten von insgesamt drei Abbrüchen ausgelöst, als sein Mercedes ohne Öldruck ausrollte, was in besagtem Motorwechsel mündete. Für die beiden anderen Unterbrechungen war McLaren-Pilot Norris verantwortlich: Gegen 11:15 Uhr ereilte ihn ein Hydraulikfehler, kurz vor Schluss rollte er im MCL34 aus unbekannten Gründen erneut aus; kurz zuvor hatte der Rookie die Bestzeit markiert, Benzinnmangel kann also nicht ausgeschlossen werden.

Durch diesen letzten Abbruch verpasste Gasly nach insgesamt 136 Runden die Möglichkeit einer letzten Attacke auf die Bestzeit; die bisher gefahrenen Kilometer in der Saisonvorbereitung machen dem Franzosen jedoch Mut: "Bislang lief es wirklich positiv bei uns, auch wenn es noch etwas dauern wird, bis wir unser Paket maximal ausnutzen können. Die Zuverlässigkeit ist bisher klasse. Hoffentlich bleibt es so, aber wir dürfen nicht zu euphorisch werden, zumal wir noch nicht ans Limit gegangen sind."

Hinter Norris und Gasly holte Lance Stroll im Racing-Point-RP19-Mercedes mit 0,115 Sekunden Rückstand den dritten Platz auf C4-Softreifen. Er sprach anschließend vom bisher besten Testtag seines neuen Teams und sagte: "Das Auto fühlt sich gut an. Ich denke, wir bewegen uns in die richtige Richtung." Sebastian Vettel beendete den Tag im Ferrari SF90 ebenfalls knapp hinter der Spitze. Antonio Giovinazzi im Alfa Romeo C38 des Sauber-Teams hingegen hatte als Fünfter auf C4-Reifen bereits 0,88 Sekunden Rückstand.

Der Tag verlief für Alfa erneut nicht fehlerfrei: Zum zweiten Mal bei den diesjährigen Testfahrten rollte der C38 aus unbekannter Ursache unmittelbar vor Ende des Testtags am Boxenausgang aus. Ferrari-Neuzugang Charles Leclerc im SF90 stand am Vormittag mit Verdacht auf ein defektes Kühlsystem lange an der Box und schaffte bis zur Übergabe an Vettel mit den C3-Reifen nur 29 Runden und P7. Vettel kam anschließend zwar auf Touren, doch erneut überzeugte Ferrari bei Rennsimulationen nicht, die Zeiten brachen wieder stark ein.

Sowohl Ferrari als auch dessen Kundenteams Haas und Sauber fuhren am Dienstag mit neuer Auspuffkonfiguration; ein komplett anderes Paket wie beim Mercedes W10 suchte man bei allen weiteren Teams jedoch vergebens. Einzig Toro Rosso brachte mehrere neue Teile für den STR14: Ein modifizierter Heck- sowie ein T-Flügel am hinteren Ende der Motorabdeckung verhalfen Rookie Alexander Albon in 1:18,649 zu Platz sechs. Gasly sprach zwar ebenfalls von einem neuen Aerodynamikpaket, blieb aber Details schuldig.

Einen nach der Wochenbestzeit Hülkenbergs erstaunlich schwachen Tag hatte Renault: Daniel Ricciardo mit 77 Runden als Zehnter und Hülkenberg mit 80 als 13. kamen im RS19 zwar auf viele Kilometer, hielten sich jedoch fast ständig im Zeitenkeller auf. Das lag auch an Reifentests, denn beide Piloten benutzten vor allem die härteren Mischungen. Der Deutsche setzte sogar als bisher erster Fahrer den härtesten Pneu ein und sprach von guten Fortschritten in Sachen Motor: "Was die wert sind und ob sie ausreichen, das erfahren wir wohl erst, wenn wir ins Qualifying und ins Rennen gehen."

Bei Williams platzierte George Russell den FW42-Mercedes mit den weichsten C5-Reifen in 1:19,662 und einem Rückstand von etwa zwei Sekunden vor Ricciardo auf P9, was angesichts der Reifensituation bei der Konkurrenz nicht unbedingt einer Sensation gleichkommt. Die Wintertestfahrten in Barcelona werden am Mittwoch mit dem sechsten von insgesamt acht Tagen fortgesetzt. Erneut kann von 9 bis 13 und von 14 bis 18 Uhr gefahren werden.

Barcelona-Testfahrten, Dienstag

 1. L. Norris      McLaren       1:17,709
2. P. Gasly RB Racing + 0,006
3. L. Stroll Racing Point + 0,115
4. S. Vettel Ferrari + 0,216
5. A. Giovinazzi Alfa/Sauber + 0,880
6. A. Albon Toro Rosso + 0,940
7. C. Leclerc Ferrari + 0,942
8. K. Magnussen Haas + 1,060
9. G. Russell Williams + 1,953
10. D. Ricciardo Renault + 2,398
11. V. Bottas Mercedes + 2,458
12. L. Hamilton Mercedes + 2,623
13. N. Hülkenberg Renault + 2,639

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