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Formel 1: Interview

Binotto: Saison 2019 im Winter verloren

Der Ferrari-Teamchef analysiert die erneute WM-Niederlage gegen Mercedes und verrät, wie man ähnliche Fehler 2020 vermeiden will.

Autoren: Jonathan Noble, Maria Reyer

Ferrari kam als Favorit aus der Winterpause zum Saisonauftakt in Australien, nur um dann eine enttäuschende erste Saisonhälfte ohne Sieg zu erleben. Wo hat die Scuderia den Kampf gegen Mercedes 2019 verloren? Teamchef Mattia Binotto glaubt, den Grund dafür gefunden zu haben.

"Ich glaube, den [Kampf] haben wir schon im Vorjahr verloren, als wir das Auto designt haben. Denn zu Saisonbeginn waren wir nicht konkurrenzfähig. Und dafür gibt es gute Gründe", meint der Italiener. In Australien waren Sebastian Vettel und Charles Leclerc unter ferner liefen nur auf den Rängen vier und fünf zu finden - mit fast einer Minute Rückstand auf Sieger Valtteri Bottas.

"Wenn man sich die Entwicklungsrate ansieht, war unser Design nicht so gut wie jenes unserer Hauptgegner. Das ist der Grund." Mercedes dominierte zu Jahresbeginn mit fünf Doppelerfolgen in Serie, erst in Monaco riss die Serie, Vettel konnte auf Rang zwei fahren.

"Bis zu einem gewissen Grad" ist die Entwicklung gelungen

Nach dem Motorproblem in Bahrain, das Leclerc den ersten Formel-1-Sieg verweigerte, wurde Vettel der Sieg in Kanada nachträglich aberkannt. Auch in Österreich sollte es für den Monegassen knapp nicht zum Sieg reichen - Ferrari musste nach zehn Mercedes- und zwei Red-Bull-Triumphen bis Belgien warten, um endlich jubeln zu dürfen.

Hinzukamen ab der zweiten Saisonhälfte vermehrt Spannungen innerhalb des Teams zwischen den beiden Piloten. Binotto musste sich in seiner neuen Rolle als Teamchef behaupten, keine einfache Aufgabe unter diesen Umständen. "Es war ein intensives Jahr, vieles war zu tun."

"Wir haben uns restrukturiert und neu organisiert im Team. Wir haben aber auch immer versucht, das Auto zu verbessern und das ist uns in der laufenden Saison auch gelungen, zumindest bis zu einem gewissen Grad." Besonders der Start in die zweite Saisonhälfte ist Ferrari geglückt.

Binotto: "Schauen bereits auf nächstes Jahr"

Auf Highspeed-Strecken wie Monza trumpften die Roten mit dem Powervorteil auf den Geraden auf. Leclerc gewann nach Spa-Francorchamps auch das Heimrennen in Italien. Vettel beendete seine persönliche Durststrecke und meldete sich mit einer Glanzleistung in Singapur zurück. Ohne Technikpech in Russland hätte Ferrari auch in Sotschi einen Doppelsieg feiern können.

Einen kleinen Einbruch in der Pace war ab dem US-Grand-Prix zu bemerken, als die Konkurrenz die Ferrari-Power immer mehr in Zweifel zog und die FIA um Klarstellungen bat. Dennoch betonte Binotto mehrfach, dass der Formabfall in Austin nichts mit den neuen technischen Richtlinien zu tun habe.

In Brasilien folgte sogleich das nächste Drama: Vettel und Leclerc kollidierten. Es ist der bisherige Höhepunkt ihrer Rivalität. "Nun ist die Saison vorbei und wir schauen bereits auf nächstes Jahr", will der Teamchef sich nicht mehr zu sehr mit den Fehltritten des abgelaufenen Jahres herumschlagen.

Besonders wichtig, "dass das Team geeint bleibt"

Wie wird man die Pannenserie 2020 zu verhindern wissen? "Wenn man jeden einzelnen Fehler als Lektion ansieht, dann kann man sich selbst verbessern. Ich denke nicht, dass wir große Änderungen vornehmen müssen. Es geht dabei eher um Erfahrung. Wir haben immer gesagt, wir sind ein junges Team, besonders in den einzelnen Rollen. Wir haben eine steile Lernkurve."

Binotto bemüht sich um Geduld und will jeden Fehler, der 2019 passiert ist, in der Winterpause analysieren lassen. "Ich bin sicher, dass es einen Punkt geben wird, an dem wir keine Fehler mehr machen", bleibt er Optimist. Nicht nur strategische Pannen oder Fahrfehler müssen in Zukunft vermieden werden, will Ferrari 2020 wieder um den WM-Titel kämpfen, muss auch das Fahrzeug-Design besser werden.

"Wir werden das neue Auto im Februar vorstellen. Daher ist das noch sehr früh, um darüber jetzt zu sprechen. Wir wissen, wo unsere Schwächen liegen und wo wir schwächer sind als die Konkurrenz. Wir werden diese Probleme mit all unserer Anstrengung adressieren." Besonders die Performance in langsamen Kurven muss verbessert werden.

"Noch wissen wir nicht, wie die Situation zu Saisonbeginn nächstes Jahr aussehen wird. Niemand weiß das jetzt. Wir wissen nur, dass wir 22 Rennen fahren werden. Was wirklich wichtig ist: Dass das Team geeint bleibt und weiterhin darauf fokussiert ist, hart zu arbeiten mit voller Motivation", fordert Binotto.

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