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Formel 1: News

Marko: „Gasly muss jetzt liefern“

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko setzt Pierre Gasly unter Druck, doch ein Ersatzfahrer ist nicht in Sicht.

Drei Rennen sind noch zu fahren bis zur Sommerpause der Formel 1, und für Pierre Gaslys Karriere könnten diese entscheidenden Charakter haben. Denn der 23-Jährige steht nach einem schwierigen ersten Saisonabschnitt Red-Bull-intern unter Druck - auch wenn ihm das Team trotz anhaltender Wechselgerüchte demonstrativ den Rücken stärkt.

In einem Interview nach dem Grand Prix von Österreich, wo Gasly von Teamkollege Max Verstappen sogar überrundet wurde, haben wir Helmut Marko damit konfrontiert, dass Red Bull aktuell ein "Ein-Mann-Team" ist - worauf der Red-Bull-Motorsportkonsulent grinsend kontert: "Jetzt könnte ich mich natürlich schön herausreden, denn wir haben fast gleich viele Punkte wie im Vorjahr ..."

Wir rechnen nach: Nach neun Rennen 2019 steht Red Bull bei 169 Punkten. Davon gehen allerdings 75 Prozent auf Verstappens Konto. Nach neun Rennen 2018 hatte Red Bull sogar 189 Punkte gesammelt. Die waren aber gleichmäßiger verteilt: 49 Prozent wurden von Verstappen beigesteuert, 51 Prozent von Daniel Ricciardo.

Dazu kommt: Red Bull hatte 2018 in der ersten Saisonhälfte "viele Defekte auf Motorenseite" und "die Fehler von Max", argumentiert Marko. Aber: "Ich will mich ja gar nicht herausreden: Das ist nicht zufriedenstellend. Gasly ist sicher nicht dort, wo er sein könnte."

Das belegen die nackten Zahlen: Im Qualifying-Duell steht es aus Sicht des Franzosen 1:8 - und der eine Mini-Sieg in Kanada kam auch nur zustande, weil Verstappen dort aufgrund roter Flaggen seine schnelle Q2-Runde nicht zu Ende fahren konnte und frühzeitig ausschied.

Nach Punkten steht es Red-Bull-intern 43:126. Gasly hat damit weniger als die Hälfte der Punkte des nächstschlechtesten Fahrers eines Top-3-Teams (Charles Leclerc auf P5 mit 105 Punkten).

Immerhin: "Für Österreich gibt's für ihn eine kleine Entschuldigung", sagt Marko. "Wir haben alle Frontflügel in den Trainingssessions verheizt. Dadurch ist er nicht mit dem gleichen Frontflügel gefahren wie Max, der schon einiges bewirkt. Aber den Rückstand, den er aufgerissen hat, erklärt er natürlich nicht."

Der war nämlich besorgniserregend: 0,8 Sekunden in Q3, und das auf einer so kurzen Strecke wie dem Red-Bull-Ring; und mehr als eine Runde im Rennen. "Wenn er frei fahren kann", sagt Marko, "geht's halbwegs. Das Problem ist das Überholen. Er steckte rundenlang hinter Räikkönen fest. Auch hinter Norris." Letzterer war aber, zugegeben, auch für Verstappen eine harte Nuss.

Marko versucht nicht, die Situation schönzureden: "Gasly ist bis dato nicht an die Erwartungen herangekommen." Aber anstatt ihn zu feuern, bemüht man sich jetzt, "ihm zu helfen. Es kommt dazu: Er hat einen Renningenieur, der neu in der Formel 1 ist. Wir stellen jetzt viele Sachen um, adaptieren, greifen helfend ein."

"Es muss jetzt aber auch Gasly abliefern. Er sucht immer wieder den Fehler im Auto, im Chassis. Wir haben uns das durchgeschaut: Da war nichts", berichtet Marko von der Aktion nach Frankreich, als das Gasly-Auto in Milton Keynes komplett auseinandergenommen, danach aber für gut befunden wurde.

"Die Linie ist jetzt, ihn zu unterstützen, soweit es geht. Er bekommt von Anfang an das Set-up von Max, weil der der Routiniertere ist und auch das erfahrenere Ingenieursteam hat. Innerhalb dieses Set-ups kann er herumspielen, damit es für seine Fahrweise passt. Aber nicht gravierend davon weggehen. Davor hat er ja experimentiert und ist von einem Extrem ins andere gesprungen."

Es ist von Anfang an schiefgelaufen, mit den zwei Crashes in Barcelona. Da war er schon verunsichert. Er hat dann in Bahrain ein gutes Rennen abgeliefert. Dort ist er durch einen technischen Fehler unsererseits ausgeschieden. Er hat in Monte Carlo ein gutes Rennen abgeliefert. Wenn er frei fährt, sind immer wieder ansprechende Rundenzeiten dabei. Aber das Gesamtpaket passt nicht."

Teamchef Christian Horner ist komplett auf Marko-Linie, wenn er sagt: "Wir wissen, was Pierre kann. Ich glaube, wir müssen in seinem Kopf einmal Strg+Alt+Entf drücken und neu anfangen. Er ist ja ein schneller Fahrer. Sein Problem ist nur, dass Max jedes Rennen abliefert. Das macht den Druck auf Pierre noch größer."

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