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KTM X-Bow - im Test

Fahren & Tanken

Um den X-Bow fassen zu können sollte man eine neue Zeitrechnung beginnen: Die Prä-X-Bow-Zeit war noch voll mit tollen Sportwagen, Jugendträumen und Mythen. In der Post-X-Bow-Ära ist das alles plötzlich nichts mehr wert. Kinderspielzeug, langweiliger, langsamer Ranz. Hyperinflation im Kopf sozusagen. Es gibt Dinge in deinem Leben, die brennen sich einfach in dein Hirn. Die erste Freundin, der erste Rausch, der erste Sex, das erste Mal mit dem X-Bow.

Wie bei allen schönen neuen Dingen, geht man es zuerst mal mit gehörigem Respekt an. Und wundert sich. Denn den ersten Zentimeter Gaspedalweg kann mit sämtlichem Drumherum auch ein Fahranfänger meistern, der geradewegs aus dem Golf SDI in den KTM geschlüpft ist. Audis Großserientechnik machts möglich.

Gut, die Bremse will ohne Bremskraftverstärker etwas fester getreten werden, das kommt aber wiederum der perfekten Dosierbarkeit zu Gute. Die Lenkung mag bei Spurrillen auch fester angepackt werden, belohnt damit aber mit einer Direktheit, bei der selbst die Go-Karts im Prater vor Neid erblassen. Eine geschätzte Umdrehung von Anschlag zu Anschlag. Halleluja.

Aber wir sind ja nicht (nur) zum Herumeiern in der Innenstadt mit dem X-Bow unterwegs, sondern zum Angasen. Und zwar richtig. Was sich bei Pedal to Metal so tut, ist am ehesten mit der Urgewalt einer Kernschmelze vergleichbar. Es brüllt, es scheppert und schlürft, grammelt und pfaucht.

Die Semislicks krallen sich in den Asphalt, als wären sie mit Superkleber eingelassen und man schleudert sich in die Umlaufbahn. Massenträgheit ist abgeschafft, der Motor scheint vor Kraft förmlich zu explodieren. Dabei ist es vollkommen unerheblich, bei welcher Drehzahl, in welchem der sechs Gänge man unterwegs ist. Einmal kurz Luft geschnappt und der Turbo reißt dich aus dem Raum-Zeit-Kontinuum.

Zurückgeholt wird man meist schneller als einem lieb ist. Von den anderen Verkehrsteilnehmern, die ja keinen Funken Ahnung haben, wie die Realität für den Fahrer der grimmigen Heuschrecke im Rückspiegel aussieht.

Was uns gleich zum Thema Bremsen bringt: Auch diese packen erbarmungslos zu. Absolut fadingfrei und eine Dosierbarkeit zum Niederknien. Das fehlende ABS wird einem maximal bei nasser Fahrbahn abgehen. Aber dann sollte man das ganze Auto ohnehin am besten stehen lassen. (Ab 70km/h bleibt man übrigens auch bei Wolkenbrüchen trocken!).

Überraschend schmeichelnd gab sich das Fahrwerk, das mit seinen jederzeit bei der emsigen Arbeit beobachtbaren Dämpfern selbst den schlechtesten Straßen den Schrecken nimmt. Gleichzeitig eröffnet es einem aber wieder neue Perspektiven der Ausnutzung seiner Hausstrecke. Kurven, die zuvor noch mit 75 km/h am Limit waren, gehen plötzlich mit 95 km/h. Ohne Zucken, ohne Quietschen.

Nur bitte nicht zu übermütig, das Gaspedal mit Vorsicht behandeln. Denn wenn der Grenzbereich einmal erreicht ist, zahlen sich die durchgezockten Nächte auf der Playstation plötzlich aus. Nur gibt es im richtigen Leben keinen Reset-Knopf.

Spielzeug ist der X-Bow sicherlich keines. Aber definitiv auch nicht unbändbar, denn die Grenzen des Autos liegen derart hoch, dass sie niemand, aber auch wirklich niemand, der als mündig bezeichnet werden kann, erreichen wird. In niedrigeren Geschwindigkeitsbereichen wird man übrigens rasch zum Driftking, einfachere und kontrollierbarere Powerslides sind nur mit kaum einem anderen Fahrzeug möglich.

Autobahnen sollte man nach Möglichkeit meiden, ab 140 km/h verteilt der Wind nämlich feine Watschen, die den Helm vibrieren und damit die Sicht verschwimmen lassen. 220 km/h wären theoretisch möglich, probiert haben wirs aber nicht. Außerdem ist jeder Kilometer, den man nicht auf der Landstraße verbringt ein schweres Verbrechen.

Ein Verbrechen ist es natürlich auch, bei so einem Auto über den Verbrauch zu berichten. 8,9 Liter auf 100 km im Schnitt. Wenn man nur zum Gesehen-Werden unterwegs ist auch sechs Liter. Kommentar? Nicht nötig.

Und das alles aus unserem Österreich? Wir sind verliebt. Und gerührt. Danke, KTM!

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