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Surrende Supermoto

Mit der Freeride E-SM bringt KTM das dritte Motorrad der elektrischen Freeride-E-Familie an den Start. Wir fuhren die wilde Hornisse.

Thilo Kozik/mid

KTM springt nicht auf den Elektrozug auf, die Mattighofener schieben ihn an: Mit der hier vorgestellten Freeride E-SM, dem Supermoto-Straßenableger, bringen sie bereits das dritte Mitglied der elektrischen Freeride-E-Familie an den Start.

Dabei vertrauen alle drei Freeride E-Modelle, die Offroader XC und SX sowie die SM der gleichen Technikbasis: Als Antrieb kommt ein bürstenloser Permanentmagnet-Synchronmotor in Scheibenläuferbauweise zum Einsatz, dessen Spitzenleistung 22 PS beträgt. Weil Elektrofahrzeuge aber nach der niedrigeren Dauerleistung homologiert werden, genügt bei 15 PS sogar der A1-Führerschein.

Motor und Leistungselektronik sind flüssigkeitsgekühlt und in einem vollkommen gekapselten Aluminiumgehäuse gekoppelt, was mögliche Feuchtigkeit und damit die Kurzschlussgefahr ausschließt - das Gehäuse ist wasserdicht, die SM kann auch bei Sturzregen bedenkenlos bewegt werden. Den benötigten Strom stellt eine 2,6-kWh-Lithium-Ionen-Batterie zur Verfügung, die mit dem Batterie-Management gekoppelt ebenfalls wasserdicht gekapselt ist.

Das Ganze steckt in einem Fahrwerk aus Aluminium-Gussprofilen mit Stahlrohren und Kunststoffheck und übernimmt als versteifendes Element eine mittragende Rolle. Zum Chassis gehören voll einstellbare WP-Federelemente mit langen Federwegen. So bettet die zierliche Freeride E-SM ihre Piloten in 880 Millimeter Höhe, arttypisch fällt das Ambiente aus: Hart und schmal die Einzelsitzbank - die SM ist nur für eine Person zugelassen - und karg die Ausstattung: Das kleine Cockpit zeigt nur Tempo, Uhrzeit und Strecke an, einstellbare Hebeleien gibt's auch nicht.

Dafür eine standesgemäße Ergonomie mit aufrechtem Oberkörper und entspannten Kniewinkeln, mit der man lässig die Stadt erobern mag, sowie hochwertige Kunststoffteile mit passgenauer Verarbeitung und LED-Blinker. Bevor es losgeht, wird erst der "Zündschlüssel" rechts an der Lampenmaske gedreht, danach muss der Startknopf gedrückt werden, dann ist das System scharf und es kann E-Gas gegeben werden.

Ein kleines Multifunktionsdisplay vor der Sitzbank zeigt den Ladezustand des Akkus sowie den gewählten Fahrmodus an, der darüber auch verändert werden kann: Bei Economy mit halbem Drehmoment und maximal 60 km/h, bei Standard oder Advanced volle Brause mit zunehmend progressiver Leistungsabgabe.

Kinderleicht fällt die Handhabung: Da zwischen E-Motor und Endantrieb kein schaltbares Getriebe benötigt wird, wirkt das wie ein Automatikantrieb. Aber ein sehr direkter: Über den lässt sich der abgegebene Schub verzögerungsfrei nach Wunsch einsetzen und dosieren, man kann den Motor nicht abwürgen, und schon aus dem Stand schiebt die SM mit der Wucht von 42 Newtonmetern vehement vorwärts.

Das lässt Raum und Zeit für die richtige Linienwahl, und mit viel Schwung geht's mächtig und gut kontrollierbar um die Ecke. Keine Delle in der Drehmomentkurve, kein verzögerter Gaseinsatz stört, sauberes Ansprechen und harmonische Leistungsentfaltung - so geht elektrisch fahren heute. Dabei hört der Freeride-Fahrer neben dem Surren des Kettenantriebs und den Abrollgeräuschen der Pirelli Diablo Corsa-Pneus doch tatsächlich die Vögel zwitschern.

Das mit 111 Kilo extrem leichtgewichtige Gefährt nimmt die Kurven in fast beliebigen Radien, lässt sich punktgenau einlenken und ohne jeglichen Kraftaufwand umlegen. Wechselkurven und Haarnadelkehren durchschneidet der Elektro-Floh wie das heiße Messer die weiche Butter. Die sehr straffe Fahrwerksauslegung sorgt für ein hohes Maß an Stabilität, besonderen Komfort darf man allerdings nicht erwarten.

Das Kurvenvergnügen perfekt machen die Brachial-Stopper: Durch den Wegfall der Kupplung befinden sich beide Bremshebel wie beim Mountainbike am Lenker, vorn nimmt ein Vierkolben-Festsattel und eine mächtig effektive Doppelkolben-Festsattelzange hinten die Wave-Scheiben in die Mangel. Damit bleibt die Freeride fast auf Zuruf stehen.

Je nach Fahrmodus und Fahrweise erreicht die KTM einen Aktionsradius von bis zu 50 Kilometern, was in der City ganz okay ist. Da die Batteriezellen hochstromfähig sind, ist der Akku per Schnellladung schon nach 50 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt, eine Vollladung dauert 80 Minuten.

Aber: Da das Ladegerät nicht an Bord ist, muss man immer dorthin zurück. Zum Mitnehmen ist der Lader zu groß und zu schwer, und ein Ersatz-Akku - nach Lösen von vier Schrauben ist die Bordbatterie herausnehmbar - schlägt mit 3.000 Euro zu Buche. Bedenken hinsichtlich nachlassender Batteriekapazitäten zerstreuen die KTM-Mannen nachdrücklich: KTM garantiert 700 Vollladezyklen, bevor die Kapazität auf 80 Prozent der 2,6 kWh sinkt.

Ein "richtiges" Motorrad wird die Freeride E-SM im Alltagsbetrieb nicht ersetzen können - zu gering die Reichweite, zu umständlich das Ladeprozedere, zu hoch der Preis von 11.698 Euro (Deutschland: 11.595 Euro); auch wenn ein "voller Tank" nicht einmal einen Euro kostet. Aber: Die ebenso lustbetonte wie narrensichere Art des Angasens ist ein ganz besonderes Fahrerlebnis, das ein Verbrennungsmotor nicht bieten kann; dazu emissionsfrei am Ort und geräuscharm.

Technische Daten KTM Freeride E-SM

Supermoto mit flüssigkeitsgekühltem Permanentmagnet Synchronmotor in Scheibenläuferbauweise, Dauerleistung 11 kW/15 PS bei 5 500/min, Spitzenleistung 2 kW/30 PS bei 6 000/min, max. Drehmoment 42 Nm ab 0/min, Lithium-Ionen-Akku, 2,6 kWh, Betriebsspannung 260 Volt, Kettenantrieb, Stahl-/Aluminium-Brückenrahmen, Upside-Down-Teleskopgabel vorn, Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein hinten, je eine Scheibenbremse vorn und hinten, Reifen vorn 130/70-R17, 100/80-R17 hinten, Sitzhö-he 880 mm, Leergewicht 111 kg, Österreich-Preis: 11.698 Euro (Deutschland: 11.595 Euro).

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