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Stil & Tradition

Weißwandreifen, Speichenräder und massig Chromelemente: Die neue Moto Guzzi Eldorado kommt schon im Neuzustand wie ein Klassiker daher.

Thilo Kozik/mid

Bei vielen Motorradfans löst allein der Name Moto Guzzi schon Glücksgefühle aus. Der älteste Motorradhersteller Europas baut am Ufer des Comer Sees waschechte Klassiker, denen man schon im Stand die authentischen Wurzeln ansieht.

Eines der besten Beispiele dafür ist die neue Eldorado, das dritte Modell der aktuellen California 1400-Baureihe.

Die Geschichte der California reicht bis in die Siebziger Jahre zurück, als Moto Guzzi die Polizei von Los Angeles mit Motorrädern ausstattete und deren mit viel Touren-Zubehör versehene Straßenableger "California" nannte. Eine abgespeckte Version bot Moto Guzzi damals in den USA unter dem Namen Eldorado an.

Die heutige Version bietet mit Weißwandreifen, klassischen Speichenrädern, viel Chrom und mächtigen, geschwungenen Kotflügeln eine geradezu opulente Optik.

Zusammen mit der breiten, sehr tief platzierten Sitzbank in 74 Zentimetern Höhe hinter dem geschwungenen Geweih-Lenker erinnert das Gebotene an die Harley-Heritage-Modelle, nur der moderne Scheinwerfer passt nicht in die Schublade.

Dass die Eldorado kein Ami-Eisen ist, macht sie aber schon aus der Ferne klar: Nur bei Moto Guzzi findet man diese imposante Silhouette mit dem mächtigen, längs eingebauten Vau-Zwo-Motor, der seine Zylinder links und rechts im rechten Winkel in den Fahrtwind streckt.

In der Eldorado werkt der gleiche 90-Grad-Vau mit 1.388 Kubikzentimetern Hubraum wie in den anderen Californias, mithin der größte Motor, den die Italiener jemals gebaut haben. Zur Vibrationsminimierung ist er elastisch im Rahmen aufgehängt.

Tatsächlich pulsiert der Twin im Stand noch deutlich, während der Fahrt bleibt davon nur noch wenig übrig. Aus dem großen Hubraum schöpft die Guzzi 71 kW/96 PS und ein sehr ordentliches Drehmoment von maximal 120 Newtonmetern, dass bereits bei 2.750/min anliegt.

Die typisch drehmomentstarke Auslegung erlaubt Anfahren mit Standgas, darüber sorgt die lineare Leistungsentfaltung für eine gute Beherrschbarkeit über das gesamte Drehzahlband.

Mit ihrem druckfreudigen Antritt aus jedem Drehzahlbereich macht die Eldorado alles mit: Flott aus den Kehren herausbeschleunigen, ausdrehen und hochschalten oder einfach im großen Gang dahin gleiten.

Dank Ride-by-wire sind ein Tempomat und drei Fahrmodi an Bord, die während der Fahrt den Motorcharakter und die Leistungsentfaltung beeinflussen: "Turismo" steht für genussvolles Reisen, bei "Veloce" geht's sportlicher zu, und "Pioggia" steht für "Regen"; hier setzt die gekappte Leistung sehr sanft ein.

Über sechs Fahrstufen - originalgetreu per Schaltwippe bedient - wird die Motorkraft via Kardanwelle ans Hinterrad transferiert. Für mehr Komfort auf langen Etappen ist der letzte Gang drehzahlmindernd als Overdrive ausgelegt. Der wartungsarme Kardanantrieb verzichtet auf eine Momentabstützung, die Lastwechselreaktionen halten sich aber in Grenzen.

Typischerweise besteht das Fahrwerk aus einem klassischen Stahlrohrrahmen mit mächtiger, nicht einstellbarer Telegabel und zwei Federbeinen.

Schon im Stand machen sich die stattlichen 329 Kilogramm zwischen den Beinen bemerkbar, zum Rangieren verlangt die Eldorado den ganzen Mann. Einmal in Fahrt, geht zwar viel von der angeborenen Trägheit verloren, doch die Eldorado bleibt ein ordentlicher Brocken.

Im Kurvenareal wollen die Pfunde mit Körpereinsatz zum Schräglagenwechsel aufgefordert werden, auch die Lenkpräzision des 130er-Vorderreifens könnte besser sein. Stilecht rollt die Guzzi auf Weißwandreifen, die vorn wie hinten auf 16-Zoll-Rädern aufgezogen sind.

Die neuen Felgen erlauben Schlauchlosbereifung, praktische Winkelventile erleichtern die Luftdruckkontrolle und das Nachfüllen. Allerdings sehen die Reifen zumindest bei Nässe besser aus als sie funktionieren: Im Feuchten ist die Haftfähigkeit allenfalls unterer Durchschnitt, aus jeder Kurve flackert die gelbe Leuchte im Cockpit als Anzeige für das Eingreifen der Traktionskontrolle.

Auf der fetten Sitzbank thront es sich aufrecht und bequem, der Sattel ist weich gefedert und die Stiefel ruhen auf breiten Trittbrettern. Der breite geschwungene Lenker kommt dem Fahrer entgegen, doch beim weiten Einschlagen in engen Kurven bewegt sich das kurvenäußere Lenkerende weit vom Körper weg, was die Fahrzeugkontrolle schwierig macht. In Schräglage touchieren die großen gummigedämpften Trittbretter recht früh den Boden.

Für die flotte Fahrweise hat Moto Guzzi der Eldorado Stopper spendiert, die vor ein paar Jahren noch Superbikes verzögert haben. Radiale Vierkolbenfestsattelzangen verbeißen sich kraftvoll in 320er-Scheiben und bringen die Fuhre gut dosierbar zum Stehen; ein ABS sorgt dafür, dass nichts blockiert und der Fahrgenuss stressfrei bleibt. Dieser dürfte angesichts von 20,5 Liter Sprit im Tank eine gute Weile anhalten.

Moto Guzzi bietet die Eldorado nicht einfach in Rot und Schwarz an, sondern in den Farben Rosso Pregiato und Nero Classico. Damit betonen die Italiener den traditionellen Charakter, den Klassikfans mit 19.999 Euro (Deutschland: 18.500 Euro) nicht allzu hoch entlohnen müssen.

Technische Daten Moto Guzzi California 1400 Eldorado

Straßenmotorrad mit luft-/ölgekühltem Zweizylinder-90°-V-Viertakt-Motor, vier Ventile je Zylinder, ohc, Hubraum: 1.380 ccm, Bohrung x Hub: 104,0 x 81,2 mm, max. Leistung: 71 kW/96 PS bei 6.500/min, max. Drehmoment: 120 Nm bei 2.750/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsgang-Getriebe, Kardanantrieb, Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Telegabel, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, Reifen vorn: 130/90 R16, hinten: 180/65 R16, Sitzhöhe: 740 mm, Tankinhalt: 20,5 Liter, Leergewicht: 329 kg, Zuladung: 210 kg.
Österreich-Preis: ab 19.999 Euro (Deutschland: 18.500 Euro).

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