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WEC: Spa-Francorchamps

WEC: Das fast perfekte Chaos

Nach vier Safety-Car-Phasen, zweimal Full Course Yellow und mehrmaligen Schneeschauern wurden die 6h von Spa abgewunken.

Fernando Alonso, Sebastien Buemi und Kazuki Nakajima haben ein wildes Nicht-ganz-6-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps gewonnen. Beim vorletzten Lauf der "Supersaison" 2018/19 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) holten sie ihren vierten Saisonsieg, während die Teamkollegen Mike Conway, Kamui Kobayashi und Jose-Maria Lopez nur Sechste wurden. Toyota und Porsche sicherten sich die Hersteller-/Teamtitel.

Nach vier Safety-Car-Phasen, zweimal Full Course Yellow und allen denkbaren Bedingungen in einem Rennen entschied sich die Rennleitung elf Minuten vor Ablauf der Zeit zum Abbruch des sieebten Laufs der Saison. Die Temperaturen gingen in Richtung Gefrierpunkt. Nichtsdestotrotz war über weite Strecken des Rennens geordneter Rennbetrieb möglich.

Wetterkapriolen gleich zu Beginn

Eine wilde erste Stunde würfelte das Feld komplett durcheinander und sorgte sogar für eine zwischenzeitliche LMP2-Führung. Nach nur einer Runde begann es zu regnen, was sich schnell zu einem Hagel- und später Schneeschauer ausweiten sollte.

Beim blitzschnellen Wechsel auf Regenreifen unterlief der Crew der #8 de erste Panne: Es lagen keine Reifen parat. Das sollte aber keine Auswirkungen haben, weil die Rennleitung bei einsetzendem Schneefall das Safety-Car auf die Piste schickte. Es wurde so kalt, dass sogar die Regenreifen aus ihrem Arbeitsfenster fielen.

Trotz des zwar nicht unerwarteten, aber trotzdem kuriosen Grundes für eine Safety-Car-Phase zeigte sich das Wetter deutlich besser als angesagt. Mehrere Schneeschauer streiften zwar die Strecke in den nächsten Stunden, es blieb jedoch zur allgemeinen Überraschung länger trocken als von allen erwartet. Erst in den letzten beiden Stunden sollte es wieder Niederschlag geben, dann aber richtig.

Zunächst sorgten die Teilnehmer selbst für eine zweite Safety-Car-Phase nach genau einer Stunde. Jordan King übersah im Jackie-Chan-Oreca #37 (Heinemeier Hansson/King/Stevens) den ByKolles-Enso-CLM #4 (Webb/Dillmann/Ruberti) komplett und drängte diesen in den Reifenstapel von La Source. Ärgerlich für das Team von Colin Kolles, das eigentlich Erfahrung mit dem neuen Gibson-Motor sammeln wollte.

Strategiefehler bei #8, doch #7 im Technikpech

Toyota machte einen strategischen Fehler bei der #8 und verpasste es, auf Slicks zu wechseln. "Die Strecke trocknete wesentlich schneller ab als wir gedacht hätten", gibt Alonso zu. Jedenfalls musste Sebastien Buemi ein zweites Mal reinkommen. Bis er sich durch das ganze Feld gearbeitet hatte, hatte er 50 Sekunden Rückstand auf das Schwesterfahrzeug.

Nichts, was man unter normalen Umständen aus eigener Kraft noch hätte aufholen können, zumal die #7 in diesem Rennen denselben Speed gehen konnte wie die #8, was nicht immer in dieser Saison der Fall gewesen ist.
Doch kurz vor Rennhälfte fiel die Entscheidung, als der Toyota #7 mit einem Sensorproblem im Bereich der Energierückgewinnung in die Garage geschoben werden musste. "Sie waren das schnellste Fahrzeug auf der Strecke. Es tut mir leid für sie", sagt Rob Leupen, Geschäftsführer der Toyota Motorsport GmbH (TMG). "Es war ein Problem mit dem Sensor der elektronischen Bremse im Bereich des Hybridantriebs."

Conway/Kobayashi/Lopez verloren durch die Reparatur vier Runden, der Weg für die #8 war frei. Nicht aber, ohne dass die Witterungsbedingungen sogar Fernando Alonso erwischten. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister hatte bei einem Dreher in Pouhon viel Glück, nicht einzuschlagen. "Solche Fahrfehler müssen wir eigentlich vermeiden", ärgert er sich.

In der Schlussphase drehte das Wetter dann wieder am Rad: Ein weiterer Schneeschauer 100 Minuten vor Schluss brachte erneut das Safety-Car auf die Strecke. Der Toyota #8 hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine Runde Vorsprung auf die Konkurrenz rausgefahren und war damit sicher. Der Sieg sorgte auch dafür, dass Toyota offiziell Herstellerweltmeister ist.

Einen spannenden Kampf gab es um Platz zwei: Hier standen sich der Rebellion #3 (Laurent/Berthon/Menezes) und der SMP-Dallara #11 (Petrow/Aljoschin/Vandoorne) gegenüber. Rebellion Racing hatte für das Rennen auf High Downforce zurückgerüstet und war somit wieder konkurrenzfähig.

Ein Mini-Schlussspurt sollte das Rennen entscheiden, bevor elf Minuten vor Schluss endgültig abgebrochen wurde. Rebellion hatte zu diesem Zeitpunkt die Nase vorn und holte sich Platz zwei vor SMP Racing.

Der zweite BR1 von SMP mit der #17 (Sarrazin/Orudschew/Sirotkin) verlor eine Runde, als sich ein Rad vom Fahrzeug trennte. Es blieb Platz vier vor dem Rebellion #1 (Lotterer/Jani/Senna) und dem Toyota #7.

Alpine absolviert Führungsrunden, doch DragonSpeed siegt

Die LMP2-Kategorie war lange Zeit eine klare Angelegenheit für den Alpine #36 (Lapierre/Negrao/Thiriet), der die Michelin-Regenreifen perfekt nutzte und nie wirklich gefährdet werden konnte. In der chaotischen Anfangsphase führte der blaue Bolide sogar einige Runden lang das Feld an.

Doch als das Feld in den letzten 100 Minuten mehrfach neutralisiert wurde, verschwand der Vorsprung. Nun blühte ein alter bekannter Name auf: Pastor Maldonado lieferte im DragonSpeed-Oreca #31 (Gonzalez/Maldonado/Davidson) einen hervorragenden Stint im Regen ab und fuhr sich bis an die Spitze, die er bis ins Ziel hielt.

Signatech Alpine fiel sogar noch auf die dritte Position zurück. Der gaststartende G-Drive-Aurus #26 (Russinow/van Uitert/Vergne) stellte mit einem starken Schlussspurt im Regen unter Beweis, dass die Dunlop-Reifen bei Regen mittlerweile konkurrenzfähig sind.

Wenig zu lachen hatte Jackie Chan DC Racing. Der Oreca #37 (Heinemeier Hansson/King/Stevens) verabschiedete sich aufgrund einer 2-Minuten-Stop-and-Go-Strafe für den Abschuss des ByKolles-Enso aus dem Kampf um den Sieg. Die #38 (Tung/Richelmi/Aubry) lag aussichtsreich im Rennen, konnte aber nicht mehr als Rang vier am Ende holen.

Erneuter Aston-Sieg bei Regen, Porsche feiert Titel

Die GTE Pro wurde immer wieder durch die Witterungsbedingungen und Safety-Cars über den Haufen geworfen, doch eine konstante blieb: Der Aston Martin #97 von Alex Lynn und Regenspezialist Maxime Martin. Das knallgelbe Bolide führte über weite Strecken das Feld an, die SC-Phasen verhinderten jedoch, dass der Aston Martin einen entscheidenden Vorsprung herausfahren konnte.

Nach dem letzten Restart musste Martin alle Register ziehen, denn die BMW M8 GTE und Ferrari 488 GTE funktionierten bei im Regen hervorragend und machten Jagd auf den Lokalmatadoren. Doch auf seiner Heimstrecke im Regen war Martin eine Klasse für sich und ließ sich den Spitzenplatz nicht mehr nehmen.

Platz zwei ging an den AF-Corse-Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado). BMW hatte großes Pech mit den Safety-Car-Phasen am Ende und dem letzten Boxenstopp. Beide MTEK-M8 fielen weit zurück, am Ende bleiben ein fünfter und ein neunter Platz. Beide sollten allerdings noch jeweils einen Platz gewinnen, weil es noch eine Strafe gegen Porsche gab.

Weissach profitierte vom BMW-Pech: Die beiden 911 RSR holten die Plätze drei und vier. Die #91 (Lietz/Bruni) erhielt jedoch noch eine Zeitstrafe für eine Kollision in der Schlussphase und fiel auf Rang neun zurück. Nichtsdestotrotz ist die Herstellerwertung für Porsche gesichert.

Gar keine Stiche konnte Ford setzen: Die Ganassi-Flundern konnten zwar bei Trockenheit ein hohes Tempo gehen, waren aber im Regen hoffnungslos unterlegen. Dennoch kam der Ganassi-Ford #67 (Priaulx/Tincknell) durch die Porsche-Strafe noch auf Rang fünf vor.

In der GTE Am gab es einen deftigen Rückschlag für die Tabellenführer von Project 1: Nach dem letzten Restart legte sich Egidio Perfetti mit einem Ferrari an und fiel auf die fünfte Position zurück, die der Porsche #56 (Bergmeister/Lindsey/Perfetti) auch bis ins Ziel hielt.

Den Sieg holte sich der Dempsey-Proton-Porsche #77 (Campbell/Ried/Pera) vor dem TF-Sport-Aston Martin #90 (Yoluc/Hankey/Eastwood) und dem Clearwater-Ferrari #61 (Perez Companc/Cressoni/Griffin).

Die WEC macht damit nun wieder mehrere Wochen Pause, bevor mit den 24 Stunden von Le Mans 2019 der letzte Akt der "Supersaison" 2018/19 auf dem Programm steht.

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