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WEC: News

Porsche als Le-Mans-Favorit?

Trotz der Siege in Silverstone und Spa-Francorchamps sieht man sich bei Toyota nicht als Favorit für Le Mans. Die Fans sehen Audi vorn, die Fahrer setzen auf Porsche.

Die neue Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hat bislang viel Spannung und Spektakel geboten. Allerdings fehlen trotz der Toyota-Siege in Großbritannien und Belgien noch die klaren Hinweise auf das Kräfteverhältnis bei den 24 Stunden von Le Mans. Das Highlight des Jahres beginnt bereits in gut drei Wochen mit dem Vortest auf dem 13,6 Kilometer langen Circuit de la Sarthe. Nicht einmal bei diesen Probefahrten wird es nachhaltige Erkenntnisse geben.

Wer gilt derzeit als Favorit? Auf diese Frage gibt es ebenso viele Antworten wie Werke in der LMP1-Klasse. Im Rahmen einer Umfrage auf 'Motorsport-Total.com' gaben immerhin 43,92 Prozent der rund 4.000 Teilnehmer an, dass Audi auch in diesem Jahr ganz vorne landen könnte. Toyota sehen 29,62 Prozent an der Spitze, mit einem Porsche-Erfolg im Jahr der Rückkehr rechnen 23,33 Prozent. Die Siege von Buemi/Davidson/Lapierre in Silverstone und Spa-Francorchamps haben an diesem Bild rein gar nichts geändert.

In der Szene sieht man die Ingolstädter nach den wenig erfolgreichen Auftritten zu Beginn der Saison anders als in Fankreisen. "Wir sind wohl eher nicht der Favorit. Wir arbeiten weiter hart und geben nicht auf", sagt Tom Kristensen, der nur zu gern seinen zehnten Sieg an der Sarthe feiern möchte. "Wir werden natürlich noch testen gehen, aber die Möglichkeiten bis zum Start von Le Mans sind begrenzt. Wir werden die Nachteile bezüglich der Energie und des Antriebs nicht komplett wettmachen können", so "Mister Le Mans".

"Porsche war in Spa noch stärker als in Silverstone, zumindest bei trockenen Bedingungen war dies der Fall", beschreibt TMG-Technikchef Pascal Vasselon seinen Eindruck vom vergangenen Rennen in den Ardennen. "Spätestens nach dem Qualifying war doch allen klar, dass Porsche gewinnen wird, wenn sie ihre Performance konstant so durchbringen können. Die Hackordnung hat sich schon etwas verändert. Audi scheint etwas zurückzuliegen."

"Wir waren schon mehrfach in Le Mans erfolgreich ohne das schnellste Auto zu haben. Wir bereiten uns nun konzentriert und konsequent vor", gibt sich Kristensen trotz der Nachteile des Audi R18 e-tron quattro kämpferisch. Der Diesel-LMP1 hat in Le Mans im Vergleich zu Porsche und Toyota einen Rundenzeiten-Nachteil von rund zwei Sekunden. Hinzu kommt, dass man auf Grundlage der aktuellen Energie- und Treibstoffzuweisungen voraussichtlich häufiger an die Box muss. In der Theorie stehen die Chancen für Ingolstadt denkbar schlecht.

"Schauen wir mal auf unsere Gegner: Der eine hat die Pole geholt, der andere das Rennen gewonnen. Das sagt doch schon alles. Man kann sich nun aussuchen, welcher der beiden in Le Mans als Favorit gilt", sagt Kristensen mit Blick auf Porsche und Toyota. "Der Porsche ist eine echte Rakete. Die fahren diesbezüglich in einer anderen Liga. Wenn die keine Probleme mit der Standfestigkeit gehabt hätten, dann wären die locker in Spa zum Sieg gefahren."

Der erfahrene Däne legt sich fest: "Auch wenn Toyota die ersten beiden Rennen des Jahres gewonnen hat: Porsche ist für mich mittlerweile der Favorit für die 24 Stunden von Le Mans." Es gibt viele Beobachter, die vom Tempo des 919 Hybrid ebenso überzeugt sind wie Kristensen. Porsche war trotz einer Konfiguration, die eher für die Besonderheiten der schnellen Strecke an der Sarthe optimal ist, in Silverstone und Spa überraschend gut bei der Musik. Und man macht schnelle Fortschritte.

"Unser Auto ist gut. Aber Porsche ist mittlerweile sehr konstant. Das war in Silverstone nicht der Fall, aber in Spa. Die werden bestimmt sehr stark sein in Le Mans", meint Toyota-Pilot und WM-Leader Sebastien Buemi. Sein Markenkollege Alexander Wurz stimmt zu: "Ich war von der Konstanz des Porsche überrascht, vor allem über deren Reifenmanagement - alle Ehre. Wir wissen, dass sie in Le Mans ein sehr ernst zu nehmender Konkurrent sind. Wenn sie nicht sogar mittlerweile der Favorit sind."

"Wir waren selbst davon überrascht, wie konstant die Reifen an unserem Auto waren", lächelt Porsche-Teamchef Andreas Seidl. "Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass es nach einigen Runden einen kleinen Einbruch bei den Rundenzeiten geben könnte. Das war aber nicht der Fall. Das stimmt uns natürlich sehr zuversichtlich. Die Performance in Spa war wirklich gut. Jetzt gilt es, die Probleme mit der Standfestigkeit in den Griff zu bekommen."

Alle drei Werksteams werden vor dem Le-Mans-Vortest weitere Probefahrten unternehmen. Bei Toyota steht ab dem 20. Mai ein dreitägiger Performance-Test in Spa-Francorchamps auf dem Programm, Audi und Porsche werden weitere 30-Stunden-Endurance-Probefahrten absolvieren. Die neue LMP1-Werksmannschaft aus Weissach legt bei den Probefahrten im spanischen Aragon den Fokus auf jene Teile, die zuletzt mehrfach für Probleme gesorgt haben. Man wird wichtige Updates im Gepäck haben. Stärken ausbauen, Schwächen ausmerzen - so lautet der Plan vor dem großen Saisonhighlight.

"Porsche kann offenbar über einige Runden einen stärkeren Boost nutzen als wir. Das relativiert sich im Verlauf eines Rennens immer ein wenig. Ich denke, dass die mit einem voll aufgeladenen System starten können. Das können wir nicht", erklärt TMG-Technikboss Vasselon die Vorteile des 919 gegenüber dem Toyota TS040 in den ersten Runden eines Rennens. Die Stuttgarter arbeiten mit Lithium-Ionen-Batterien, die Japaner mit Superkondensatoren als Energiespeicher des Hybrids.

"Unser System ist auf Dauerbetrieb ausgelegt und auf die Besonderheiten in Le Mans. Ich denke nicht, dass Porsche pro Runde mehr Energie rekuperieren kann, aber wenn du mit einem vollen Speicher startest, dann kannst du in der Frühphase des Rennens über einige Runden mehr Energie zum Boosten einsetzen", sagt Vasselon. Der Franzose ergänzt: "Unser Auto ist in anderen Bereichen offenbar etwas besser, zum Beispiel wenn es um das Einlenken und den Kurvenspeed geht."

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