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Samstag ist Rallycross-Tag

Der Samstag (24. 10.) ist Rallyecross-Tag bei der Racingshow. Max Pucher und Manfred Stohl blicken zurück auf das Einstiegsjahr in der World RX.

Fotos:Colin McKlein, Walter Vogler

„Wir wollen echtes Racing – laut und spektakulär!“ Die 2014 gegründete Rallycross-Weltmeisterschaft (World RX) boomt! Ende der Sechzigerjahre wurde Rallycross für eine britische TV-Show ins Leben gerufen – die Macher der World RX haben das kurzweilige Konzept neu entdeckt und an den Zeitgeist angepasst. Mit großem Erfolg: Keine andere internationale Rennserie spricht ein dermaßen junges Publikum an.

Das Rezept klingt einfach: Laute, rund 600 PS starke Boliden kämpfen auf einer überschaubaren Strecke, bestehend aus Asphalt- und Schottersegmenten mit dem „Messer zwischen den Zähnen“. Die Rennen der World RX sind spektakulär und kurzweilig, die Boliden springen, berühren einander, die Heats erinnern an Videogames – der Mix aus konzentriertem Rennsport, guter Musik und heißen Gridgirls kommt live ebenso gut an wie in den kultig geschnittenen Videoclips. Mit Petter Solberg krönte sich im Vorjahr eine der schillerndsten Figuren des internationalen Rallyesports zum ersten Rallycross-Weltmeister. Mit Jacques Villeneuve, Tanner Foust oder Matthias Ekström versuchten sich bereits Größen aus den verschiedensten Motorsportdisziplinen in der World RX…

Seit Beginn des Jahres mischt auch ein österreichisches „Nationalteam“ in der neuen Rallycross-Weltmeisterschaft mit: Das World RX Team Austria wurde von Max J. Pucher gegründet, einem schmerzbefreiten Geschäftsmann, der erst vor zwei Jahren im zarten Alter von 59 den Einstieg in den Rallycross-Sport wagte.

Für die WM-Mission holte er Manfred Stohl, Österreichs bislang erfolgreichsten Piloten der Rallye-WM an Bord. Das Auto, ein 600 PS starkes Ford Fiesta RX-Supercar, wurde im Hause von Stohl Racing in Großenzersdorf von den Technikern der beiden Charakterköpfe entwickelt und aufgebaut. Obschon 2015 als „Lernjahr“ deklariert wurde, konnte vor allem Stohl des Öfteren mit einer beherzten Fahrweise für internationales Aufsehen sorgen. Der „rasende Teamchef“ Pucher erklärt nicht ohne Stolz: „Jeder in der World RX sagt, dass unsere Autos erstaunlich gut sind!“

Stohl, Pucher & 600 PS-Bolide auf der Racingshow

Während zwei dieser bärenstarken Boliden bereits auf dem Weg zum WM-Finale in Argentinien sein werden, können die Besucher der Racingshow den dritten Wagen des Teams in Wels in Natura begutachten. Die Racingshow hat den Eröffnungstag (Samstag, 24. Oktober) dem Schwerpunkt Rallycross gewidmet. Das World RX Team Austria blickt auf der großen Showbühne zurück auf eine abenteuerliche, von Höhen und Tiefen geprägte Debütsaison, Stohl und Pucher zeigen Video-„Gustostückerl“, lassen ihre Abenteuer Revue passieren und verraten dabei interessante Hintergrundinformationen. Pucher sagt: „Wir erhalten großen Rückhalt von unseren österreichischen Fans – leider haben wir derzeit keinen WM-Lauf in Österreich, doch auf der Racingshow können wir den Fans etwas zurückgeben.“

Der „Iggy Pop“ des Rallycross

„Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt geworden sind – wir werden alt, weil wir aufhören zu spielen“ – diese Erkenntnis von George Bernhard Shaw ist ganz offensichtlich nicht nur Max Puchers Lieblingszitat, es scheint vielmehr sein Lebensmotto zu sein. Denn der mittlerweile 61-Jährige war schon immer einer, der die „Challenge“, die Herausforderung gesucht hat. Im Berufsleben, als sich der Software-Entwickler selbständig machte und seither zwei internationale Top-Unternehmen leitet. Oder auf dem Motorrad, im „Knochenbrecher“-Sport Motocross, auch bei Wüstenrallyes. Und schließlich im Rallycross, als er vor zwei Jahren den Quereinstieg wagte und belächelt wurde - vorerst…

Denn der leidenschaftliche Perfektionist hat in seinem Leben stets das gleiche Ziel verfolgt: „Das zu tun, was mir Spaß macht!“ Mit der einhergehenden Bereitschaft, von den Großen zu lernen, entwickelte sich der frischgebackene Rallycross-Pilot in Windeseile. Als Personal Trainer wurde mit Patrik Sandell ein internationaler Spitzenfahrer engagiert – schon im Vorjahr zeigte Pucher in der heimischen Rallycross-Staatsmeisterschaft auf und konnte die Saison auf Platz drei beenden. In der World RX lernt er heuer an 13 Rennwochenenden von den Weltbesten: In das Semifinale der Top 12 hat er es bislang noch nicht geschafft - wie steil seine Lernkurve tatsächlich ist, zeigen seine jüngsten Erfolge in der Rallycross Challenge Europe (RCE) und in der Staatsmeisterschaft, die er parallel zur WM bestreitet. Highlight war der Heimsieg beim RCE-Lauf in Melk – in beiden Meisterschaften hat Pucher noch Titelchancen.

Hilfreich sei da auch der Simulator, den er sich daheim in Hinterbrühl aufgebaut hat, Pucher verrät: „Das Abfangen des Autos, wenn man angeschoben wird, das Dranbleiben und Gegensteuern lernt man zu automatisieren – mich lässt das mittlerweile kalt, wie man in den letzten Rennen gesehen hat.“ Vormals kritische Stimmen verstummen zunehmend – Pucher hat mit dem World RX Team Austria nicht nur sich selbst in die WM katapultiert, sondern auch Manfred Stohl zu einer zweiten Karriere auf der internationalen Motorsportbühne verholfen und für zwei Läufe auch dem jungen Rallye-Talent Chris Brugger eine Chance gegeben.

Das alles kostet sehr viel Geld – und so ist der Teamchef noch am Sortieren für 2016: Zwar sei das Team als Dreijahresprojekt angelegt, dennoch würde man einen zahlungskräftigen Sponsor und Partner begrüßen. Vielleicht wird Pucher ja auf der Racingshow fündig? Denn Österreichs größte Motorsportmesse versteht sich auch als Homebase und Plattform, um Networking zu betreiben…

„Stohlito“ in der harten Infight-Schule

Als Manfred Stohl im Vorjahr beim Finale der World RX als Gastpilot von Petter Solberg sein Debüt in der Rallycross-WM gab, fuhr er dort so frisch und angriffslustig wie ein 19-jähriger Jungpilot. Dabei kann der Niederösterreicher auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Rallyepilot zurückblicken: Im Jahr 2000 wurde er Weltmeister der Gruppe N, sechs Jahre später errang er mit Platz vier den bislang besten Jahresrang eines Österreichers in der Rallye-Weltmeisterschaft.

In der World RX profitiert der nunmehr 43-Jährige von seinem Grundspeed und seinen Rallye-Erfahrungen, doch im harten Infight ist Stohl so etwas wie ein „Edel-Lehrbub“ - Stohl lacht: „In der WM sind viele junge Piloten erfolgreich – ich kann dort sehr schnelle Zeiten fahren, aber im Zweikampf fehlt mir einfach noch die Erfahrung.“ Schon mehrmals schaffte es Manfred Stohl heuer in das Semifinale – von der reinen Performance her ist der Einzug ins Finale längst überfällig, doch bislang hat es einfach nicht sein sollen . Stohl nickt: „Oft hatten wir Pech, wenn beispielsweise im harten Infight Teile brechen. Doch aufgegeben wird nur ein Brief – ich werde von Rennen zu Rennen besser und hoffe, dass wir es bei einem der noch ausstehenden Rennen ins Finale schaffen.“

600 PS-Monster made in Austria

Während die weltweite Motorsportgemeinde über die „Flüster-Turbos“ der Formel 1 klagt und das Downsizing auch den Rallyesport zu kastrieren droht, gingen die Regelmacher der Rallycross-WM ganz bewusst in die andere Richtung: Die Supercars der Rallycross-Topliga sehen nicht nur spektakulär aus, sie sind auch laut und vor allem bärenstark - satte 600 PS leisten die Motoren, das Drehmoment liegt bei unglaublichen 900 Newtonmetern. Die unbändige Kraft wird mit einem sequentiellen Sechsgang-Getriebe auf die Straße gebracht.

Der auf der Racingshow präsentierte Ford Fiesta RXS-01, mit dem das World RX Team Austria heuer antritt, wurde von den Technikern der Teams von Manfred Stohl und Max J. Pucher gebaut. Stohl erzählt: „Das war für uns alle das erste Rallycross-Supercar, das wir gebaut haben. Da beginnst du wirklich mit einem weißen Blatt Papier oder vielmehr einem leeren Auto-CAD-File.“ Michael Sakowicz heißt jener Mann, der für die Entwicklung des Boliden verantwortlich zeichnet, Günther Aschacher leitet jene Crew, die das Auto vorbereitet und an der Strecke betreut. Stohl gesteht: „Alles wurde in letzter Minute fertig, das Projekt wurde relativ kurzfristig ins Leben gerufen. Wir waren nicht sicher, ob wir überhaupt konkurrenzfähig sein werden.“

Diese Sorge war unberechtigt, mittlerweile zählt der rot-weiß-rote Austro-Fiesta zu den schnellen Boliden im bis zu 50 Autos großen Supercars-Feld – wenn Stohl augenzwinkernd erklärt, dass er „außer Petter Solberg keine Freunde mehr im Fahrerlager“ haben würde, stellt das jenen Respekt dar, den die Konkurrenz mittlerweile für die Österreicher empfindet. Schließlich kämpfen in der Weltmeisterschaft auch werksunterstützte Teams um den heiß ersehnten Einzug ins Finale. Teamchef Pucher ist stolz auf seine Truppe: „Unser Auto wird laufend weiterentwickelt, so kamen etwa ein neues Fahrwerk, ein modifiziertes Ladeluftsystem hinzu, bei jedem Rennen bekommen wir neue Motorsteuerprogramme. Sicher gibt es auch mal technische Probleme, die passieren auch im Team eines Petter Solberg. Die meisten Technikprobleme entstanden durch Crashes – weil wir als Fahrer immer besser werden und nun eben mittendrin fahren, wo es schwer zur Sache geht.“

Österreichs Rallycross-Szene auf der Racingshow

Schon bei der ersten Racingshow im Jahr 2010 nützte Christian Petrakovits die Gelegenheit, um sein neues Auto vor einer breiten Öffentlichkeit zu enthüllen. Wurde der VW Polo S1600 damals noch wie üblich blitzsauber den Fans präsentiert, hat der Staats- und FIA Zonen Europameister für die Racingshow einem besonderen „Experiment“ zugestimmt: Petrakovits wird wie auch das World RX Team Austria eine Woche vor der Racingshow den WM-Lauf in Italien absolvieren, die Super 1600-Kategorie tritt im Rahmenprogramm der Supercars auf. Um den Fans zu veranschaulichen, wie hart auf der internationalen Rallycross-Bühne gefightet wird, kommt der VW Polo S1600 diesmal „ungeschminkt“ zur Racingshow: Das Auto wird in jenem Zustand präsentiert, den es nach dem letzten absolvierten Lauf in Italien aufweisen wird. Vorausgesetzt jedoch, dass der Wagen – so hoffen wir – dann noch transportfähig ist…

Eine der aktuellen Größen des heimischen Rallycross, Jürgen Weiß, stöbert zurzeit in alten Videoaufnahmen, um diese den Fans auf der Racingshow zeigen zu können. Schließlich hatte Österreich mit Franz Wurz, Herbert Grünsteidl, Andy Bentza oder auch Manfred Beck bereits Rallycross-Europameister vorzuweisen.

Einige der heimischen Rallycrosser werden auf der Racingshow ihre Boliden zur Schau stellen und auf der Showbühne über jenen weltweiten Rallycross-Boom sprechen, der dem Sport auch in Österreich auf die Sprünge helfen wird. Manfred Stohl etwa zeigte sich nach seinem Besuch des RCE- und ÖM-Laufs in Melk euphorisch: „Da waren sehr viele begeisterte Zuschauer, es wurde großartiger Sport geboten - ich denke schon, dass unser Auftritt in der WM auch dem heimischen Rallycross zugutekommt.“

Show in progress

Wie auch bei den 2010er- und 2012er-Ausgaben der Racingshow rechnen die Veranstalter damit, dass einige Teams und Aktive erst kurzfristig ihren Auftritt bestätigen können. Die Fans können den Reifeprozess der Racingshow 2015 im Internet mitverfolgen – auf www.racingshow.at und auf Facebook (https://www.facebook.com/pages/Racingshow) werden Interessierte laufend über die Neuigkeiten informiert.

Wenige Tage vor der Show wird das finale Bühnenprogramm bekanntgegeben, sodass die Fans ihren Besuch an ihre jeweiligen Vorlieben anpassen können.

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