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Rallycross-WM: Exklusiv

„Yeah! Das wollen wir sehen!“

Der Promotor der RX-WM, Martin Anayi (im Foto oben rechts) im Motorline-Talk: Warum RX die jüngsten Fans hat. Wieso es (noch) keinen Lauf in Österreich gibt. Die Chancen von Manfred Stohl.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: worldrx.com

Die Rallycross-Weltmeisterschaft ist die jüngste im Bund der internationalen FIA-Meisterschaften, sie feierte 2014 ihre erste Saison. Im Rahmen der Präsentation des neuen RX World Austria Teams von Max Pucher und Manfred Stohl sprach auch Martin Anayi, der World RX Managing Director von Promotor IMG Motorsport Division über die neue Weltmeisterschaft.

Eine Erhebung habe ergeben, dass die World RX Rallycross Championship, wie die RX-WM offiziell heißt, von allen FIA-Meisterschaften das jüngste Publikum anspricht, eine Mehrheit der Fans sei unter 30.

Ebenfalls ein Thema: Als die WM noch eine EM war, wurde im PS Racing Center Greinbach gefahren, die Betreiber unterschrieben einen Vertrag bis 2017. Die neue WM jedoch ließ Greinbach aus – jetzt allerdings, mit dem Einstieg eines österreichischen Teams, mit dem Einstieg des charismatischen Manfred Stohl, wäre ein WM-Lauf in Österreich dringend nötig. Zu all diesen Themen haben wir mit Martin Anayi ein kurzes Gespräch geführt.

Martin, ihr sprecht mit der Rallycross-Weltmeisterschaft ganz bewusst ein jüngeres Publikum an?

Ja, Rallycross ist ein Sport, der mit dem jüngeren Publikum stark verbunden ist – klar: Du hast wirklich schnelle Autos mit einer großartigen Performance. Zugleich sind es Autos, die ein junger Mensch kaufen kann, ein Ford Fiesta beispielsweise, wie wir ihn bei der Präsentation des World RX Team Austria gesehen haben. Er sieht zwar aus wie ein Ford Fiesta, doch er ist mit nahezu 600 PS unglaublich stark. Er schaut fantastisch aus, hat einen großen Heckflügel – er ist durchgestylt und spricht damit das junge Publikum an.

Wie Ken Block.

Wie Ken Block, genau. Ken Block hat in seinen großartigen ‚Gymkhana‘-Videos ebenfalls einen Ford Fiesta eingesetzt. Er hat einen unglaublichen Job geliefert: Er hat die Art, wie ein Ford Fiesta wahrgenommen wird, komplett auf den Kopf gestellt, vor allem in Amerika. Und das Rallycross-Auto ist das Herz dieser Kampagne.

Rallycross ist wie ein Computerspiel im realen Leben. Wenn ich heute ein Videogame spiele, dann möchte ich Seite an Seite mit den anderen kämpfen, dann möchte ich wirklich cool aussehende Autos, die Flammen werfen. Ich möchte Sprünge, ich möchte um die Kurven driften. Und genau das bekommst du im Rallycross. Das sind genau die Elemente, die ein junges Publikum ansprechen – das sind die Gründe, warum diese Leute sagen: ‚Yeah, genau das wollen wir sehen!‘

‚Wir wollen keine Spritverbrauchsformeln sehen! Wir brauchen kein Reifen-Management und keine Elektromotoren! Wir wollen Feuer sehen, das aus dem Auspuff züngelt! Wir wollen die maximale Performance sehen, wir wollen quietschende Reifen! Wir wollen lauten Motorensound hören!‘ – und genau das geben wir den Leuten!

Man sollte Rallye und Rallycross nicht gegeneinander ausspielen, da es sich um grundverschiedene Sportarten handelt, die jede für sich ihre Vorteile hat. Dennoch muss man feststellen: Während Rallycross einen enormen Publikumszuwachs erfährt, verliert der Rallyesport, so scheint es, leider immer mehr Fans…

Ja, dafür habe ich auch keine Erklärung. Rallye ist ein wirklich harter, schwieriger Sport. Wenn du dir eine Rallye ansiehst, dann ist das beeindruckend. Wenn du am Streckenrand stehst und du siehst, mit welch hoher Geschwindigkeit hier gefahren, wie weit hier gesprungen wird – und all das nur wenige Zentimeter von einem massiven Baum entfernt. Das ist fantastisch. Aber es ist zugleich sehr schwierig, diese Faszination im TV rüberzubringen. Das wird dann richtig teuer. Du kannst damit kein wirklich großes Publikum begeistern.

Während Rallycross wiederum sehr leicht im TV zu präsentieren ist. Rallycross passt einfach gut ins Fernsehen - man darf nicht vergessen, dass dieser Sport für das Fernsehen entwickelt wurde. Daher können wir binnen kurzer Zeit immer mehr Menschen erreichen. Zugleich wiederum ist die Rallye-Weltmeisterschaft mehr als 40 Jahre alt, während wir gerade erst unseren ersten Geburtstag gefeiert haben. Wir haben also noch einen langen Weg zu beschreiten – aber ich denke, dass wir eine großartige Zukunft vor uns haben.

Die Rallycross-Weltmeisterschaft wird im Internet live gestreamt, kostenlos – man kann alle Rennen live im Internet ansehen?

Ja, wir produzieren an jedem Rennwochenende zwei Stunden Livestreaming, immer am Sonntag. Das inkludiert die Semifinale, die Supportrennen und das Finale der Supercars.

Wie viele Menschen schauen an den Rennwochenenden über TV und Internet zu?

Derzeit halten wir bei 2,2 Millionen TV-Zusehern weltweit. Online haben wir derzeit vier Millionen Menschen an jedem Rennwochenende, die sich auf das Live Streaming, Facebook und Youtube aufteilen. Das sind großartige Zahlen – und wir werden diese noch gehörig in die Höhe jagen. Wir haben nur in jenen Ländern einen kostenlosen Livestream, in welchen wir nicht im Free-TV vertreten sind. In Frankreich zum Beispiel sind wir im kostenlosen Fernsehen vertreten, daher gibt es in Frankreich keinen Livestream, in den anderen Ländern jedoch sehr wohl.

IMG hat einen Vertrag mit dem PS Racing Center Greinbach, doch die RX-WM fährt nicht in Österreich – warum?

Der Originalvertrag mit Greinbach bezog sich auf die Vorgängerserie, die Rallycross-Europameisterschaft. Weil daraus 2014 eine Weltmeisterschaft wurde, war der Vertrag mit Greinbach nicht mehr gültig. Aber ich persönlich kann mir durchaus vorstellen, dass wir vielleicht wieder nach Österreich zurückkehren. Doch weil wir eine Weltmeisterschaft wurden, sind auch die Ansprüche an die Strecken gestiegen. Um eine Strecke entsprechend aufzuwerten, sind substantielle Investitionen nötig.

Greinbach müsste also umgebaut werden? Mit dem Einstieg des World RX Team Austria wäre ein Heimrennen natürlich naheliegend…

Ich habe hier Gespräche mit den Betreibern von Greinbach, mit der Familie Petrakovits, mit Mario und Erich über ihre Pläne gesprochen – und das hört sich aufregend an. Wenn diese Pläne verwirklicht werden können, dann gibt es dort eine großartige Zukunft.

Und wenn es nicht klappen sollte – wir wurden auch von anderen Strecken in Österreich angesprochen. Ganz ehrlich: Derzeit bin ich mir nicht wirklich sicher, was hier genau passieren wird. Wir müssen uns aber sicher sein, dass wir das nächste Mal eine Zukunft haben. Wir wollen in jedem Land zumindest eine gesicherte Zukunft über drei bis fünf Jahre hinweg. Doch der Einstieg des World RX Team Austria in die Rallycross-Weltmeisterschaft macht es natürlich leichter, sodass wir in dieser Angelegenheit noch viele Gespräche führen können.

Welche Chancen gibst du dem World RX Team Austria in seinem ersten Jahr in der Rallycross-Weltmeisterschaft?

Ich war im Vorjahr mit den Jungs beim WM-Finale in Argentinien, wo Manfred sein Debüt in der Rallycross-Weltmeisterschaft gab - und ich muss sagen: Manfred hat im Nummer 2-Auto von Petter Solbergs Team einen wirklich großartigen Job geliefert. Er hat auf Anhieb die Semifinale erreicht - was schon einmal sehr ungewöhnlich ist, das schaffen nicht viele Leute. Er hat das noch dazu auf einer wirklich schwierigen Strecke geschafft. Daher bin ich ziemlich zuversichtlich, dass er sich gut schlagen wird.

Aber man muss auch wissen: Nur wenige Leute holen einen Gruppe N-WRC-Titel, nur wenige Leute können in der WRC so gute Leistungen bringen, wie das Manfred gelungen ist. Er bringt also sämtliche Voraussetzungen mit, um einen guten Einstand in der Rallycross-Weltmeisterschaft zu schaffen.

Zugleich wiederum muss man auch sagen, dass in der Rallycross-WM sehr viele gute Fahrer am Start sind: Petter Solberg kehrt zurück und verteidigt seinen WM-Titel. Weitere gute Fahrer wären, um nur ein paar zu nennen, Mattias Ekström, aber auch reine Rallycrosspiloten wie Andreas Bakkerud, Timmy Hansen oder auch Timur Timerzyanov, der mehrmalige europäische Champion – das kann also auch richtig hart für Manfred werden…

Über das Jahr hinweg sollte sein Ziel sein, so viele Semifinale wie möglich zu schaffen – um danach dann den nächsten Schritt zu setzen. Wenn ihm das 2015 gelingen sollte, dann sehe ich ihn 2016 seine ersten Rennen gewinnen – und vielleicht kann er auch dann noch einen Schritt weiter gehen. Aber das ist ganz sicher keine leichte Aufgabe für Manfred – doch er hat ein ernstzunehmendes Team an seiner Seite und ich denke, dass er gute Chancen hat.

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