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„Wir wollen – nein - wir werden gewinnen“

Nissmo-Motorsportboss Darren Cox spricht über den revolutionären LMP1-Boliden und erklärt, warum man das neue, umstrittene Konzept anwandte.

Foto: Nissan

"Wir wollen gewinnen. Nein, wir werden gewinnen - auf sehr unterschiedliche, sehr innovative und sehr Nissan-typische Art", hatte Nissan-Vize-Präsident Andy Palmer im vergangenen Mai bei der Vorstellung des LMP1-Projekts der Japanar verlautbaren lassen. Wer die japanische Marke kennt weiß, dass bescheidene Auftritte nicht unbedingt ihre Sache sind, daher konnte man die markigen Sprüche noch als typisches PR-Getöse durchgehen lassen.

Doch neun Monate später steht fest, dass die Aussagen von Palmer nicht nur heiße Luft waren - zumindest war den zweiten Teil betrifft. Denn beim in der Nacht zum Montag vorgestellten GT-R LM Nismo ist vieles anders als bei anderen LMP1-Autos, vieles innovativ und einiges sicherlich auch Nissan-typisch.

Frontmotor, Vorderradantrieb, vorne breitere Reifen als hinten: Nissan erfindet das LMP1-Rad gewissermaßen neu und stellt alle gängigen Gesetze über den Bau eines LMP1-Prototypen auf den Kopf. Ob das, vorsichtig formuliert, technisch gewagte Konzept sportlich erfolgreich sein wird, sei vorerst dahingestellt. Ein Ziel hat Nissan damit auf jeden Fall schon erreicht: Aufmerksamkeit.

Erstes Ziel: Auffallen

In den sozialen Netzwerken gab es am Montag zahllose Reaktionen auf das neue Auto, das mit seinem unverwechselbaren Design und der einzigartigen Technik polarisiert und viele Fans fasziniert. Und genau darauf kam es Nissan beim LMP1-Projekt auch an, wie Darren Cox, Leiter der weltweiten Motorsportaktivitäten von Nissan erklärt.

"Aus Marketing-Sicht musst du etwas anders machen, sonst gehst du im medialen Sturm unter. Und dieser Sturm wird schwächer, weil sich immer weniger Menschen für den Motorsport interessieren", so Cox im Interview mit dem Fachmagazin Racer. Daher müsse man auffallen. Dazu trage alles am Auto bei, selbst die Farbe. "Es ist nicht weiß oder grau, sondern rot. Es ruft heraus: 'Hier bin ich, sieh mich an'", so Cox, der bei der Sportabteilung Nismo auch für das Marketing zuständig ist.

So revolutionär die Technik des GT-R LM Nismo auch ist, bei genauere Betrachtung tun sich mehr Parallelen zur Serie auf als bei den LMP1-Fahrzeugen von Audi, Porsche oder Toyota. "Er hat einen V6-Biturbo, Vierradantrieb und den Motor vorne", zählt Cox auf. "Das ist ein GT-R. Das macht die Vermarktung einfach."

Neue Vermarktung

Doch auch dabei müsse Nissan neue Wege beschreiten. Die alte Theorie von 'win on sunday, sell on monday' sei heutzutage Unsinn, meint Cox. Man müsse andere Kanäle zur Vermarktung der Motorsportaktivitäten suchen. "Wir müssen die Leute dort abholen, wo sie sind und dürfen nicht erwarten, dass sie zu uns kommen", stellt Cox klar. Deshalb habe sich Nissan auch den Luxus eines sündhaft teuren Werbespots im Rahmen des Superbowls gegönnt, weil man damit ein sehr breites Publikum erreiche.

Gleiches gilt für eine Kooperation mit dem Sportkamera-Hersteller GoPro, der auf seinem Youtube-Kanal Videos der Motorsportaktivitäten von Nissan präsentiere. "Menschen, die sich sonst Surf- oder Ski-Videos ansehen, bekommen plötzlich Videos über Motorsport gezeigt", ist Cox vom Erfolg des Konzepts überzeugt.

Doch gutes Marketing ist ohne entsprechende Leistungen auf der Rennstrecke im Zweifelsfall nicht viel wert. Und bei Nissan weiß man, dass aufgrund des Booms der Langstrecken-Weltmeisterschaft die Konkurrenz derzeit höher den je ist. "Es war nie schwieriger, Le Mans zu gewinnen. Wenn wir einen guten Job machen, sollten wir im Qualifying theoretisch auf Platz neun stehen", sieht Cox die je drei Werksautos von Audi und Porsche sowie die beiden Toyota in der Theorie vorne.

David gegen Goliath

"Wir sind die Underdogs, die neuen Jungs", sagt Cox. Doch Nissan wäre nicht Nissan, wenn man sich mit solch einer Zielstellung zufrieden geben würde. "Aber hat nicht auch David Goliath geschlagen?", bemüht Cox einen biblischen Vergleich. "Goliath hatte die falschen Waffe, David die richtigen. Haben wir die richtigen Waffen? Wir glauben schon."

Daher lautet die Vorgabe: "Wir wollen uns nicht auf Platz neun qualifizieren. Wenn zwei der drei Autos in Le Mans ins Ziel kommen, wäre das gut", so Cox. "Wenn wir schnell genug wären, um im Qualifying unter die Top 3 zu fahren, wäre das noch besser."

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