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MotoGP-WM: Analyse

Verpokert sich KTM bei der Zündfolge?

KTM setzt bei der RC16 auf einen V4-Motor mit Screamer-Zündfolge, während sich Honda nach vielen Jahren von diesem Konzept entfernt.

Fotos: Sebas Romero, KTM

Gute Traktion für maximale Beschleunigung war eines der Themen in der MotoGP-WM-Saison 2016. Zu Saisonbeginn hatten vor allem die Honda-Piloten große Probleme, die Kraft am Kurvenausgang auf den Asphalt zu bringen. Ducati meisterte diese Disziplin deutlich besser und war auf den Geraden faktisch unantastbar. Möglich machten das die Winglets und die gut abgestimmte Elektronik. Zudem lieferte der V4-Motor der Desmosedici bereits aus niedrigen Drehzahlen reichlich Drehmoment und war den Konkurrenzmaschinen dadurch überlegen.

Honda erkannte, dass man den aggressiven V4-Motor der RC213V zähmen musste, um die vorhandene Leistung besser umzusetzen. Auf dem Gebiet der Elektronik gelangen im Laufe der Saison deutliche Fortschritte, doch der Charakter des Motors bereitete den HRC-Ingenieuren nach wie vor Probleme; durch die eingefrorene Entwicklung konnte Honda nicht nachbessern. Bei Testfahrten wurde aber klar, dass die Japaner für 2017 an einem Big-Bang-Motor arbeiten, der die Leistung weniger aggressiv abgibt, weil durch das gleichzeitige Zünden von zwei Zylindern mehr Traktion aufgebaut werden kann.

Im Unterschied zu Honda wird KTM in der neuen Saison am Screamer-Konzept festhalten. Ein Wechsel zur Big-Bang-Konfiguration wäre in der kurzen Zeit vermutlich nicht zu realisieren. Über die Motorspezifikation wurde bei KTM natürlich debattiert. "Das ist ein Thema, mit dem wir uns beschäftigt haben", bestätigt Testpilot Mika Kallio. Der routinierte Finne weiß, welche Vorteile ein Big-Bang-Motor hat: "Verglichen mit der Vergangenheit geht es jetzt bei vielen Motorrädern darum, Leistung von unten heraus, Drehmoment und Beschleunigung zu generieren."

"Mit diesem Motorkonzept wird versucht, die Reifen besser zu schonen und mehr Haftung am Kurvenausgang zu erzeugen. Schwer zu sagen, welches Konzept besser ist", grübelt der KTM-Testpilot und merkt an: "Momentan haben wir Probleme mit der Haftung, doch ich denke, das liegt nicht zwingend am Motor. Es ist eher die Kombination aus Chassis, Schwinge und der Anlenkung. Es ist nicht meine Entscheidung, was sie in der neuen Saison machen. Momentan sehe ich eher Probleme beim Chassis und weniger beim Motor."

Kallio hat bisher keine Big-Bang-Version getestet. Auch für den nächstjährigen KTM-MotoGP-Piloten Bradley Smith ist die Umstellung der Zündfolge kein Thema: "Ich bin momentan zufrieden, wenn ich sehe, wie viel Haftung wir in Jerez hatten. Das ist einer der rutschigsten Kurse überhaupt. Wir lernen, wie wir das Motorrad zähmen können. Natürlich hat der Motor ein charakteristisches Leistungsband", schildert der Brite.

Smith und Teamkollege Pol Espargaro benötigen vor dem Start der neuen Saison noch Zeit, um sich an die KTM RC16 zu gewöhnen. "Für Pol und mich ist es eine Umstellung, weil wir von Yamaha kommen. Die hat einen sehr sanften Reihen-Vierzylinder-Motor", vergleicht Smith und stellt abschließend fest: "Der Motor hat seine Stärken und Schwächen."

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