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Motorsport: News

Am Ende sind immer „die Medien“ schuld…

Dass Manfred Stohl heuer nicht für sein Team in der Rallycross-WM starten wird, liegt laut Max Pucher am fehlenden RX-Fieber der Medien. Von wegen…

Kommentar von Michael Noir Trawniczek
Fotos: McKlein, World RX Team Austria

Die Nachricht, dass Manfred Stohl heuer nicht für das im Vorjahr gegründete World RX Team Austria in der Rallycross-Weltmeisterschaft fahren wird, kam in Österreichs Motorsportszene gar nicht gut an. Schließlich hat Teamgründer Max J. Pucher noch im Vorjahr mehrfach – im Rahmen der Racingshow und in einem ORF-Interview - erklärt, Stohl sei für 2016 gesetzt. Wie motorline.cc berichtet hat, wird das World RX Team Austria nun aber mit Timur Timerzyanov und Janis Baumanis an den Start gehen, Pucher selbst wird ausgesuchte WM-Läufe absolvieren, Manfred Stohl stellt mit seinem Team weiter die schnellen Ford Fiesta Supercars, als Fahrer jedoch ist er von Bord.

Dass nun wirtschaftliche Gründe genannt werden, dass es Stohl nicht gelungen sei, Sponsoren an Land zu ziehen, dass man „eine Weltmeisterschaft nicht mit Taschengeld fahren“ kann, wie es Pucher auf der sozialen Plattform Facebook begründet – all das ist nachvollziehbar. Und man muss es dem erfolgreichen Geschäftsmann Pucher auch zugutehalten, dass er sein privates Vermögen in dieses Team investiert hat – ganz abgesehen von seinem Mut, als Fahrer im Alter von mittlerweile 62 Jahren eine solche Challenge zu suchen. Schließlich hat Pucher erst vor drei Jahren sein Debüt als Rallycross-Pilot gegeben – im Vorjahr krönte er sich zum Staatsmeister. Hier gilt es natürlich, den Hut zu ziehen…

Ärgerlich ist hingegen, dass Max Pucher nun versucht, den Medien die Schuld daran zu geben, dass Manfred Stohl heuer nicht für sein Team starten wird. Pucher schreibt in einem Kommentar auf Facebook, die Medien seien „leider noch nicht wirklich im RX-Fieber“ gewesen. Er fügt hinzu: „Wir haben einen Blitzstart versucht, der uns technisch auch gelungen ist, aber nicht am Medieninteresse und damit fehlen auch die Sponsoren.“

Die Bereitschaft war da!

Lieber Max, bei allem Respekt muss gesagt/geschrieben werden: Ungeachtet dessen, dass die vermehrte Berichterstattung in Fachmedien wie motorline.cc oder der Zeitschrift Rally & more offenbar als selbstverständlich betrachtet wird, ist beispielsweise auch der ORF bereitwillig auf „deinen RX-Zug“ aufgesprungen. Zweimal wurden im Vorjahr Läufe zur Rallycross-WM live übertragen, von jedem Lauf wurde eine einstündige Zusammenfassung gesendet, in jeder Ausgabe des Magazins „drive“ war Rallycross ein Thema, am Ende der Saison wurde ein ganzes „drive“-Magazin eurer RX-Mission gewidmet. Und auch die Kronen Zeitung, nicht nur die auflagenstärkste, sondern schon seit eh und je eine motorsportfreundliche Tageszeitung, hat berichtet. Euer Engagement in der Rallycross-WM wurde nicht verschwiegen, es wurde medial abgefeiert!

Der Grund dafür ist medientechnisch relativ einfach erklärt: Mit Manfred Stohl gab es einen österreichischen Piloten in einer Weltmeisterschaft, der das Potential hatte, ganz nach vorne zu gelangen. In Österreichs Medienszene war man davon überzeugt, dass es „Stohlito“ heuer mehrmals ins Finale schaffen wird – schließlich kennt er nun die Strecken, schließlich wüsste er nun, wie er sein Auto abzustimmen hat. Österreichs Medien haben daher auch große Pläne im Zusammenhang mit der Mission von Manfred Stohl in der Rallycross-WM geschmiedet…

Aber auch Medien müssen gezielt arbeiten – sie können nicht wie Götter darüber bestimmen, was gebracht wird sondern müssen punktgenau jenen Stoff bringen, der auch vom Publikum angenommen, als interessant empfunden wird. Dass ein österreichisches Team selbst wenn es viermal hintereinander Formel 1-Weltmeister wird das heimische Publikum nur in einem geringem Ausmaß emotional „vor den Ofen lockt“, hat uns der Rennstall von Dietrich Mateschitz eindrucksvoll vorgeführt. Die Menschen in Österreich wollen einem heimischen Fahrer die Daumen drücken – langfristig hält das Interesse nur, wenn der Fahrer Potential für Spitzenplatzierungen hat. Ohne einen solchen sinkt das Interesse umgehend – daher werden Österreichs Medien gezwungen sein, die RX-Berichterstattung wieder zurückzufahren. Schließlich betreibt man auch ein Medium nicht mit Taschengeld…

Die Idee, mit einem Fahrer wie Manfred Stohl für erhöhtes Interesse an der – großartigen – neuen Rallycross-Weltmeisterschaft zu sorgen und damit auch das Interesse am heimischen RX-Sport zu erhöhen, war grandios und sie hat auch funktioniert: Die Bereitschaft der heimischen Medien war vorhanden! Im Vergleich zu den Jahren davor wurde Rallycross viel größer gespielt. Wenn dann die Wirtschaft trotzdem nicht anspricht, ist das bedauerlich – aber jetzt den Medien die Schuld zu geben, ist gerade in diesem Fall einfach nur unfair.

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