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Aeropaket: Überrumpelt Porsche Toyota?

Porsche überlegt, die ersten drei Rennen mit dem Le-Mans-Aeropaket zu fahren - Aber sind drei Monate Entwicklungszeit das hohe Risiko wert? Toyota glaubt: Nein.

Es ist eine Regel mit unerwarteten Folgen: Erstmals in der Geschichte der Langstrecken-Weltmeisterschaft wird die Anzahl der Aerodynamikpakete pro Saison auf deren zwei beschränkt. Die beiden verbliebenen Hersteller Toyota und Porsche haben beide Kits bereits fertig entwickelt. Doch es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sie einzusetzen: Toyota wird definitiv schon in Silverstone mit dem Hochabtriebspaket aufwarten und lässt es daher derzeit homologieren. Porsche jedoch überlegt noch.

Da bezüglich der Toyota-Taktik Klarheit herrscht, liegt für Porsche eine interessante Option auf dem Tisch: Fährt man die ersten drei Rennen mit dem Le-Mans-Paket, verschafft sich die Mannschaft rund um Andreas Seidl drei Monate mehr Entwicklungszeit beim Hochabtriebskit. Mit diesem wird der Rest der Saison bestritten. Die Taktik wird durch den Wegfall von Audi gefördert: Tiefer als Rang drei kann Porsche in den ersten beiden Rennen quasi nicht fallen, wenn die 919 Hybrid halten. Wobei der Circuit Spa-Francorchamps auch ein Paket mit wenig Abtrieb zulässt. Bleibt also effektiv nur das Silverstone-Rennen, das komplett geopfert wird.

Toyota, deren Aeropakete bereits in der Homologationsphase stecken, wird bis auf drei erlaubte Zonen am Fahrzeug nicht mehr viel verändern können. John Litjens, LMP1-Projektleiter bei Toyota, erläutert, warum es für die Kölner undenkbar war, eine solche Strategie zu fahren: "Für Silverstone braucht man viel Abtrieb. Da haben wir nicht überlegt. Es ist einfach so, dass wir auch Zeit einsparen, weil wir jetzt beide Pakete haben. Wir haben Stabilität bei den Regularien. Das hilft uns natürlich. Wir sind im Rahmen unserer bestehenden Budgets."

Toyota wollte früh fertig sein

Bekanntlich kann Porsche auf größere Geldreserven zurückgreifen als Toyota. "Wir bereiten jetzt alles so vor, dass es am besten funktioniert", sagt Litjens weiter. "Auch was das dritte Auto betrifft. Statt alles auf den letzten Drücker zu machen. Wir möchten gerne Kosteneffizienz haben und die kann man auch auf diese Art und Weise erreichen. Wenn man alles vor der Saison fertig hat und alles testen kann, dann ist man in der Regel besser vorbereitet für die Rennsaison."

Natürlich aber bleibt die Sorge, dass Porsche die Extra-Monate nutzen könnte, ein Paket zu entwickeln, das den Toyota TS050 Hybrid in der zweiten Saisonhälfte vom Platz fegt. Toyota wäre dann gerade in Silverstone im Zugzwang: Ein technischer Defekt würde Porsche bei deren schwierigstem Rennen ein doppeltes Podium bescheren. Damit das nicht passiert, hat Toyota 35.000 Testkilometer im Winter abgespult. "Wir haben jedes Jahr einen ähnlichen Plan", so der Niederländer. "das Rollout findet Mitte Januar statt. Vor dem Prolog haben wir fünf Testsessions gemacht. Das ist sehr eng. Das Team hatte in den letzten Wochen somit ein sehr hartes Leben, da wir fast jede Woche Tests hatten.

"Ich glaube nicht, dass unser Auto ein kompletter Reinfall ist", gibt sich Litjens selbstbewusst. "Wir werden jetzt noch beim Low-Downforce-Kit ein bisschen nachbessern, das wir vergangene Woche zum ersten Mal gefahren sind. Da werden wir bis Le Mans noch dran rumwerkeln." Zu diesem Zweck wird Toyota in Spa-Francorchamps bei der Premiere des dritten Autos den in Mode gekommenen Weg gehen, dieses Fahrzeug schon dort mit der Le-Mans-Aero fahren zu lassen. Das heißt aber auch, dass sie bis dahin homologiert sein muss.

Einen Vorteil bringt die Toyota-Taktik mit sich: Die Mannschaft kann sich nun bereits aerodynamisch auf die Saison 2018 konzentrieren. Die drei Monate bekommt man so wieder raus. "Die ersten Überlegungen fangen jetzt bereits an", verspricht John Litjens. Und noch ist es wahrscheinlich, dass auch Porsche denselben Weg gehen wird. Denn sollte bei der Taktik, drei Rennen mit Le-Mans-Aero zu fahren, der Höhepunkt in die Hose gehen, stünde Porsche urplötzlich mit einem riesigen Punktedefizit da. Dann hätte auf einmal Toyota den Vorteil der nahezu sicheren Punkte für Platz drei auf seiner Seite. Und ein solches Risiko ist nur schwer zu verantworten.

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