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Motorrad-WM: Assen

Packendes Qualifying in Assen

Pole-Position für Cal Crutchlow. Marc Marquez und Stefan Bradl auf den Plätzen zwei und drei. Moto2: Espargaro vorne. Moto3: Oliveira holt erste Pole.

Fotos: motogp.com

Pole für Cal Crutchlow: Der Brite hat in der "Kathedrale des Motorradsports" erstmals zugeschlagen und sich mit einer Traumrunde zum ersten Mal in seiner Karriere die Pole-Position gesichert.

Es ging auf dem TT-Circuit in Assen (Niederlande) am Ende des Qualifyings extrem spannend zu und auch Stefan Bradl hatte die Chance auf den besten Startplatz.

Als die Uhr abgelaufen war, hielt der Deutsche Platz eins, doch Marc Marquez und Crutchlow waren noch auf einer schnellen Runde und verdrängten Bradl noch auf Platz drei. Dennoch ist es für den Zahlinger das beste Qualifying-Ergebnis seiner MotoGP-Karriere.

"Es war sehr hart, weil wir in den Freien Trainings Probleme hatten", merkt Bradl an, dass das gute Ergebnis unerwartet kam. "Wir haben vor dem Q2 eine kleine Änderung an der Gabel vorgenommen, die mir ein deutlich besseres Gefühl ermöglichte. Ich konnte den neuen Reifen gut nutzen." Und dieses gute Gefühl setzte der Moto2-Weltmeister von 2011 perfekt um: "Startplatz drei ist gut. Ich freue mich über einen Startplatz in der ersten Reihe. Ich hoffe, dass das Wetter gut bleibt und freue mich auf das Rennen."

Am Ende fehlten Bradl 0,480 Sekunden auf die Pole-Zeit von Crutchlow. An diesem Wochenende ist seine LCR-Honda nicht mit Nissin-Bremsen, sondern mit Stoppern von Brembo ausgestattet. Einen großen Tag feierte Crutchlow. Mit seiner Traumrunde in 1:34,398 Minuten nahm er Marquez 0,357 Sekunden ab. Es war für Crutchlow die erste Pole-Position in der Motorrad-WM.

"Ich bin mit dem Startplatz sehr zufrieden, doch es ist für mich keine richtige Pole-Position. Jorge war nicht dabei", hält der Tech-3-Fahrer fest. "Ich hätte gerne richtig mit ihm gekämpft. Hoffentlich kann ich das bei einigen Rennen im Verlauf der Saison noch nachholen. Wir haben gut gearbeitet. Ich war in den Freien Trainings nicht so zufrieden mit dem Setup. Wenn wir das Motorrad etwas ruhiger machen, dann kann ich noch schneller fahren. Ich freue mich auf morgen."

Crutchlow holte für Yamaha in Abwesenheit von Lorenzo die Kohlen aus dem Feuer. Dagegen spielte Valentino Rossi keine große Rolle. Das Qualifying war für den Italiener in dieser Saison bisher ein Schwachpunkt, doch in Assen hat sich der zweite Yamaha-Werksfahrer mit Platz vier eine gute Ausgangsposition gesichert. Direkt daneben wird am Samstag Honda-Werksfahrer Dani Pedrosa auf Startplatz fünf stehen.

Pedrosa stürzt

Für den WM-Führenden verlief das Qualifying nicht nach Wunsch: Zunächst lag Pedrosa auf Platz eins, doch sechs Minuten vor Ablauf der Zeit klappte ihm in der Anbremsphase für Kurve neun das Vorderrad schlagartig ein. Anschließend ging der Spanier nicht mehr auf die Strecke und wurde noch auf Rang fünf zurückgereicht. Besser machte es sein Honda-Teamkollege Marquez: Im Freien Training am Vormittag hatte sich der Youngster bei einem heftigen Highsider den kleinen Finger der rechten Hand und den großen Zeh des rechten Fußes angebrochen.

Trotzdem war der 20-Jährige im Qualifying furchtlos unterwegs und eroberte Platz zwei. "Es ist wichtig hier zu sein. In der ersten Reihe zu stehen ist noch wichtiger. Ich hatte vor dem vierten Freien Training starke Schmerzen im Finger und im Fuß. Morgen wird es vermutlich noch mehr weh tun", rechnet der Youngster mit einem anstrengenden Grand Prix. "Ich fühle mich sehr wohl auf dem Motorrad. Ich bin gespannt, wie ich die 26 Runden schaffe. Ich hoffe, dass es gut läuft. Wir müssen abwarten wie die Bedingungen sind. Wir sollten bei beiden Bedingungen schnell genug sein."

Eine positive Vorstellung lieferte auch Rookie Bradley Smith ab (Tech-3-Yamaha). Der Brite war direkt für Q2 qualifiziert und holte sich Startplatz sechs. Bester CRT-Vertreter war erneut Aleix Espargaro (Aspar) als Siebter. Auf Crutchlow fehlte dem Spanier eine Sekunde, doch er konnte einige Prototypen in Schach halten. Sein Aspar-Teamkollege Randy de Puniet wurde Neunter. Dazwischen steht Alvaro Bautista (Gresini-Honda) auf Startplatz acht in der dritten Reihe.

Mit eineinhalb Sekunden Rückstand betrieb Ducati-Werksfahrer Nicky Hayden Schadensbegrenzung. Mit Mühe schaffte der Ex-Weltmeister die Hürde in Q1 und es wurde schlussendlich Startplatz zehn. In Q2 hängte sich Hayden für eine schnelle Runde an das Hinterrad von Rossi. Michele Pirro wurde mit der Pramac-Ducati Elfter. Mehr Fahrer nahmen nicht in Q2 teil.

Zum Zeitpunkt des Qualifyings war Jorge Lorenzo auf dem Weg zum Flughafen in Barcelona. Um 15:00 Uhr hob die Maschine Richtung Groningen ab. Sein gebrochenes linkes Schlüsselbein wurde in der Nacht zum Freitag mit einer Titanplatte und acht Schrauben fixiert. Anhand der kombinierten Zeitenliste der drei Freien Trainings war der Weltmeister direkt für Q2 qualifiziert. Da er nicht teilnahm, steht für ihn Startplatz zwölf zu Buche. Wenn Lorenzo von den Ärzten grünes Licht erhält, dann könnte er am Samstag an den Start gehen.

Q1: Klatsche für Ducati

Im ersten Qualifikationsabschnitt musste das Ducati-Werksteam und Andrea Iannone mit der Pramac-Ducati gegen die versammelten CRT-Piloten mit Ausnahme von Espargaro antreten. Das stolze Werksteam musste sich strecken, denn auf der flüssig zu fahrenden Strecke ist Handling ein entscheidendes Kriterium. Und es setzte die Klatsche für Ducati: De Puniet stellte mit der CRT-Aprilia die Bestzeit in 1:36,087 Minuten auf und kam locker weiter ins Q2.

Hayden musste sich strecken und schaffte als Zweiter die Schadensbegrenzung. Der Ex-Weltmeister war um 75 Tausendstelsekunden langsamer als der Franzose und kam ebenfalls eine Runde weiter. Dagegen saß der Frust bei seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso tief: Der Italiener fühlte sich von Hector Barbera (Avintia) aufgehalten und zeigte seinen Unmut, in dem er dem Spanier direkt vor das Vorderrad fuhr. In der Auslaufrunde wurde zwischen den beiden Fahrern heftig gestikuliert und Dovizioso trat mit dem Fuß gegen die FTR-Kawasaki von Barbera.

Sportlich gesehen war das Ergebnis ernüchternd: "Dovi" musste sich am Ende noch Barbera geschlagen geben und wurde nur Fünfter. Damit wird der Italiener am Samstag nur aus der fünften Reihe von Startplatz 15 starten. Auch bei Iannone lief es nicht optimal. Kurz vor Ablauf der 15 Minuten stürzte der Rookie. Er kam als Dritter ebenfalls nicht weiter. In der sechsten Reihe werden Danilo Petrucci (Ioda), Karel Abraham (Cardion) und Colin Edwards (Forward) auf den Plätzen 16 bis 18 stehen.

Bryan Staring (Gresini), Claudio Corti (Forward) und Yonny Hernandez (PBM) teilen sich Startreihe sieben. Ganz hinten folgen Michael Laverty (PBM), Lukas Pesek (Ioda) und Aoyama-Ersatz Ivan Silva (Avintia).


Moto2: Espargaro setzt Aufwärtstrend fort

Im Qualifying der Moto2-Klasse entwickelte sich in den Schlussminuten die gewohnt spannende Zeitenjagd. Der TT-Circuit in Assen war am Freitagnachmittag trocken und alle Fahrer attackierten mit Slicks. Seine bestechende Form setzte Pol Espargaro fort. Der Spanier hat zuletzt mit dem Heimsieg in Barcelona wieder in die richtige Spur gefunden und setzte das in den Niederlanden fort. Mit einer Runde in 1:38,691 Minuten holte sich der Kalex-Pilot seine dritte Pole-Position der Saison. Überraschend eroberte Johann Zarco (Suter) Startplatz zwei. Der Franzose war lediglich um 0,142 Sekunden langsamer als Espargaro.

Zum zweiten Mal in seiner Karriere wird Zarco in der Moto2-Klasse aus der ersten Reihe angreifen. Platz zwei war sein bestes Qualifying-Ergebnis überhaupt in der mittleren Klasse. Mit Startplatz drei hat sich der WM-Führende ebenfalls eine gute Ausgangsposition gesichert: Scott Redding (Kalex) fehlten 0,188 Sekunden auf seinen Titelkonkurrenten Espargaro. "Wir sind leider nicht viel im Trockenen gefahren Im Qualifying musste man rasch einen Rhythmus finden", kommentiert Redding den Nachmittag.

"Deshalb war es etwas schwierig. Auf der Geraden bin ich in den Begrenzer gekommen, vielleicht müssen wir die Übersetzung anpassen. Ich möchte morgen mit Pol kämpfen. Er ist hier sehr schnell", zollt er seinem Konkurrenten Tribut. Espargaro ist glücklich, dass es bei ihm wieder aufwärts geht: "Es wird besser. Es läuft besser als in Mugello. In Montmelo haben wir uns schließlich deutlich verbessert."

"Hier läuft es nicht so gut wie in Spanien, aber es läuft auch besser. Wir hatten im Training Probleme, aber wir haben unser Bestes gegeben. Ich habe für das Rennen einen guten Rhythmus. Es wird immer besser." Aber auch Zarco will im Rennen mitmischen und seinen zweiten Moto2-Podestplatz holen. "Es kommt auf das Wetter an. Wenn es trocken ist, kann ich um das Podium kämpfen. Die anderen Fahrer sind aber sehr stark. Espargaro kann konstant 1:39 fahren und Redding ist im Windschatten immer schnell. Meine Ausgangsposition ist für das Rennen besser. Ich will in der Gruppe mitfahren und dann werden wir sehen, ob ich es auf das Podest schaffe."

Startplatz vier in der zweiten Reihe ging an Esteve Rabat. Im Laufe des Trainings stürzte der Spanier allerdings von seiner Kalex. Xavier Simeon (Kalex) und Routinier Anthony West (Speed Up) wurden Fünfter und Sechster. Das Feld lag wieder extrem eng beisammen. Spannend ging es auch im die Vergabe der Plätze für die dritte Startreihe zu. Im Tausendstelkrimi sicherte sich Mattia Pasini (Speed Up) Startplatz sieben, knapp dahinter folgten Mika Kallio (Kalex) und Mike di Meglio (MotoBI).

Auch die deutschsprachigen Fahrer kämpften um die Top 10 mit. Im allerletzten Versuch katapultierte sich der Schweizer Dominique Aegerter (Suter) auf Rang zehn. Damit verdrängte er Sandro Cortese (Kalex) noch auf Platz elf. Marcel Schrötter (Kalex) zog Startplatz 13 an Land. Der Abstand zwischen Position sechs und 15 betrug weniger als zwei Zehntelsekunden. Die beiden weiteren Schweizer im Feld landeten am anderen Ende des Zehntelkrimis: Tom Lüthi (Suter) wurde 18. und Randy Krummenacher (Suter) 20.

Rafid Topan Sucipto konnte im Qualifying problemlos auf seine Speed Up steigen. Er drehte insgesamt 18 Runden und wurde Letzter. Im dritten Freien Training hatte der Indonesier nach einem Sturz für eine lange Unterbrechung gesorgt.

Moto3: Miguel Oliveira holt sich seine erste Pole

Das Moto3-Qualifying fand auf dem traditionsreichen TT-Circuit in Assen auf trockener Strecke statt. Die üblichen Verdächtigen lieferten sich eine enge Zeitenjagd um die besten Startplätze, aber am Ende lachte ein neues Gesicht: Miguel Oliveira eroberte die erste Pole-Position seiner Karriere.

Für Mahindra war es ebenfalls die erste große Sternstunde in der Motorrad-WM. Der Portugiese hielt alle Spanier in Schach und drehte eine Traumrunde in 1:43,588 Minuten. Enger ging es nicht, denn Alex Marquez fuhr kurz nach Oliveira exakt gleich schnell.

Oliveira bekam Platz eins zugesprochen, da seine zweitbeste Runde schneller war als jene von Marquez. Die erste Startreihe komplettierte Maverick Vinales als Dritter. Ihm fehlten nur 61 Tausendstelsekunden zu Platz eins. Wütend saß am Ende des Trainings Luis Salom an der Box. Der Spanier war auf Kurs zur Pole-Position, als er anderen Fahrern ausweichen und geradeaus ins Kiesbett fahren musste. Allerdings sprang der KTM-Motor anschließend nicht mehr an.

Ein Streckenposten versuchte zu schieben, doch der Motor blieb stumm. Diese Situation geschah vier Minuten vor Ablauf der Zeit. Salom ärgerte sich und kehrt an die Box zurück. Zu diesem Zeitpunkt hielt der Vizeweltmeister noch Platz eins und er musste tatenlos am Monitor mitansehen, wie ihm Oliveira die Pole wegschnappte. Enttäuscht ging Salom nach hinten und verschwand in der Dunkelheit der Box. Trotzdem hat er von Startplatz vier eine gute Ausgangsposition. Neben Salom wird am Samstag Alex Rins in der Mitte der zweiten Reihe stehen.

Diesmal musste sich KTM der neuen von Eskil Suter in der Schweiz entwickelten Mahindra geschlagen geben. Dennoch landeten die KTM-Bikes auf den Plätzen zwei bis fünf. Zudem waren die Top 5 nur durch 0,085 Sekunden voneinander getrennt. Der Deutsche Jonas Folger spielte am Ende keine entscheidende Rolle bei der Vergabe der ersten Plätze. Mit einem Rückstand von drei Zehntelsekunden landete der Aspar-Pilot mit seiner Kalex-KTM auf Startplatz sechs in der zweiten Reihe.

In der dritten Reihe werden sich Niklas Ajo (KTM), Isaac Vinales (FTR-Honda) und Arthur Sissis (KTM) aufstellen. Die drei weiteren Deutschen im Feld waren wieder weit hinten zu finden. Auf trockener Bahn konnte Toni Finsterbusch nicht ganz an seine Trainingsleistung anschließen und er landete auf Startplatz 26. Philipp Öttl war einen Tick schneller und wurde 25.

Dagegen lief es bei Florian Alt weiterhin nicht rund. Obwohl sich der Youngster steigern konnte, wurde er mit 3,3 Sekunden Rückstand 34. und Letzter. Der letzte Startplatz ist in der Hand von Zulfahmi Khairuddin. Der KTM-Pilot konnte allerdings nicht im Qualifying fahren und setzte deshalb keine Zeit. Er hatte sich bei einem Sturz am Vormittag eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Morgen muss sich der Malaie den Ärzten stellen, die über eine Startfreigabe entscheiden werden.

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