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WEC: 24 Stunden von Le Mans

„Das ist in Le Mans normal"

Alexander Wurz ist bestürzt über den Tod von Allan Simonsen, macht aber Lapierre keine Vorwürfe wegen dessen Unfall am Rennende.

Alexander Wurz hatte bei der 81. Auflage der 24 Stunden von Le Mans die Chance, auf das Podium zu fahren, doch in der Endphase des Rennens hatte der Toyota mit der Startnummer 7 keine Chance mehr gegen den Audi von Gene/di Grassi/Jarvis. Als dann im Regenschauer vor Anbruch der letzten Stunde auch noch Nicolas Lapierre in die Barrieren rauschte, hatte sich das Thema Podium für den Österreicher endgültig erledigt.

Aber das ist für Wurz ohnehin nebensächlich: "Mir ist es völlig egal, ob ich Zweiter, Dritter oder Vierter werde oder auch ausfalle - in Le Mans zählt sowieso nur der Sieg.“ Daher macht er Lapierre auch keinen Vorwurf: "Wir waren Vierter und er hat gepusht, um noch Dritter zu werden. Da ist ihm dieses Missgeschick passiert. Überhaupt kein Problem."

Ohnehin stand das Sportliche für Wurz zwar nicht im Hintergrund, doch der tödliche Unfall von Allan Simonsen wurde vielen Fahrern spätestens nach Rennende so richtig bewusst. Vereinzelt erfuhren Fahrer und Teammitglieder sogar erst heute Nachmittag von der Schreckensnachricht - und auch der Toyota-Pilot bekam die Tragödie eher durch Zufall mit, als er während des Rennens aus dem Auto stieg.

"Ich kam nach meinem Stint rein und hatte eine SMS von einem Freund, der mir das mitgeteilt hat", erinnert er sich. "Wir wussten ja nichts davon - ich wusste nicht einmal, dass es ein schwerer Unfall war. Wenn du im Auto sitzt, ist halt Safety-Car." Doch das Realisieren trat beim 39-Jährigen nicht erst nach der Zieldurchfahrt ein: "Ich versuche gar nicht, das zu verdrängen, sondern ich setze mich damit auseinander."

"Das kann man schwer in Worte fassen, denn das trifft dich genau dort, wo du dich als Rennfahrer immer zwischen Realität und Verdrängen aufhältst", gibt er zu. "Ich selbst verdränge es nie, denn du musst dich damit auseinandersetzen. Motorsport ist gefährlich und vor allem Le Mans mit diesen Durchschnittsgeschwindigkeiten ist noch richtig 'old school'." Mit stockender Stimme fügt er an: "Eine zähe Geschichte..."

Wurz fliegt morgen zurück nach Hause, steckt vorerst noch in Meetings und wird dann bei Audi vorbeischauen, um mit den Siegern anzustoßen und zu gratulieren. Das tut er zwar enttäuscht, aber nicht verbittert - weil ihm bewusst ist, dass sein Team auch ohne die vielen Probleme keine Chance auf den Sieg gehabt hätte: "Das andere Auto ist ja ohne Probleme gelaufen. Für unsere Ressourcen und unsere Performance war das das Maximum."

"Wir hatten zu Beginn des Rennens Probleme mit der Benzinpumpe, die Nicolas 70 Sekunden gekostet haben, und ich habe deswegen auch 50 Sekunden verloren. Bei einigen anderen Runs mussten wir ein Reset machen, was jedes Mal fünf, sechs Sekunden kostete. Dann ein paar Reifenschäden und andere Kleinigkeiten. Es war eine ganze Anhäufung von Schwierigkeiten", berichtet er.

Besonders kurios: Bei einem der Boxenstopps funktionierte der Schließmechanismus seines Sitzgurts nicht mehr, weshalb dieser ausgewechselt werden musste. "Kostet wieder sieben, acht Sekunden", so Wurz. "Und dann hat uns leider ein Teil von einem anderen Fahrzeug an der Nase getroffen und wir hatten für die Hälfte des Rennens weniger Abtrieb." Eine Ausrede soll das jedoch nicht sein, denn: "Das ist in Le Mans normal."

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