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WEC: Silverstone

Audi mit klarem Doppelsieg

Audi konnte Toyota im ersten WEC-Lauf klar bezwingen, Toyota bleiben die Plätze drei und vier (Wurz). LMP2: Kraihamer fuhr 113 Runden. GTE-Pro: Lietz Vierter.

Die neue Saison der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) hat für Audi perfekt begonnen. Beim Auftaktrennen in Silverstone hatten die Ingolstädter überraschend leichtes Spiel.

Toyota konnte mit dem Vorjahresfahrzeug das Tempo der beiden neuen R18 im Rennen nicht mitgehen, somit feierten McNish/Kristensen/Duval und Fässler/Lotterer/Treluyer einen Doppelsieg für das deutsche Werksteam und lieferten dabei feinsten Rennsport.

"Allan musste nach einem Dreher und einem zusätzlichen Stopp 30 Sekunden wieder aufholen. Das hat er grandios gemacht. Allan hat das Rennen für uns gewonnen", jubelt Tom Kristensen.

"Es war spannend. Allan hatte am Ende die frischeren Reifen und konnte deswegen Dampf machen. Es lief perfekt", fügt Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich an. Der Schotte und seine Teamkollegen nahmen am Ende die begehrte "Tourist Trophy" entgegen.

Beim Start hatte sich Alexander Wurz nur kurz in Führung halten können. "Die Vorderreifen haben rasant abgebaut. Ich hatte extremes Untersteuern. Es war enorm schwierig", schildert der Österreicher enttäuscht.

Der Toyota mit der Startnummer 7 fiel weit zurück, das Schwesterauto konnte auf Platz drei das Tempo der beiden Autos ebenfalls nicht halten. Bei einem kurzen Regenschauer zur Mitte des Rennens wagten Wurz/Lapierre einen Poker. Man nahm Intermediates, hatte aber Pech: Es trocknete rasant wieder ab.

Starkes Duell der beiden Audis

"Rückblickend war das natürlich die falsche Entscheidung. Aber das Team war der Meinung, dass wir es versuchen sollten", beschreibt Nicolas Lapierre. "In unserer Situation mussten wir etwas riskieren, um eventuell noch einmal an die Audis heranzukommen. Es war immer klar, dass wir es mit unserem Vorjahreswagen gegen die neuen Audis nicht so leicht haben würden. Jetzt müssen wir die Daten und Erkenntnisse auf den Tisch legen und schauen, was wir verbessern können."

Das Toyota-Schwesterauto fuhr die gleiche Strategie wie Audi. Somit kamen Davidson/Sarrazin/Buemi auf Platz drei. Der Abstand nach vorn war allerdings zu groß, um Audi noch einmal unter Druck setzen zu können. Spannung gab es dennoch, denn die beiden Trios in den R18 hatten freie Fahrt. Das nutzen Allan McNish und Benoit Treluyer in der letzten Rennstunde für ein beinhartes Duell. Der Schotte arbeitete sich zunächst mit schnellen Runden an den Franzosen heran, zog dann vorbei.

Mit Rekordrunden setzte sich McNish zunächst vom Schwesterauto ab, aber Treluyer konterte hartnäckig und markierte in 1:42.926 Minuten einen neuen Rundenrekord in Silverstone, der nicht lang Bestand haben sollte. Das heiße Duell wurde allerdings aufgrund von Taktik zwischenzeitlich unterbrochen. Beim Stopp tankte man den Wagen mit der Startnummer 2 voll, während Treluyer zunächst weniger Diesel bekam. Die Konsequenz: Die Weltmeister Treluyer/Fässler/Lotterer hatten plötzlich ein gemütliches Polster von rund 20 Sekunden.

Aber damit war die Show noch lange nicht vorbei. Allan McNish holte noch einmal den Hammer heraus, setzte eine neue Rekordrunde in 1:42.767 Minuten. Vor heimischer Kulisse robbte sich mit rasanten Runden und kompromisslosen Manövern im dichten Verkehr noch einmal an das Heck des Schwesterautos. Genau viereinhalb Minuten vor dem Ende wuchtete sich McNish im Bereich Luffield am Kollegen vorbei. Nicht nur dort wurde deutlich, dass es keinerlei Stallorder bei Audi gibt.

Hinter den beiden Audis zeigten die beiden Toyotas in der Schlussstunde, dass auch der TS030 bei richtiger Reifenwahl gute Rundenzeiten realisieren kann. Während die Japaner in der ersten Rennhälfte phasenweise zwei Sekunden pro Runde einbüßten, war der Unterschied im Vergleich zu Audi am Ende deutlich geringer.

Vor allem Wurz konnte in der letzten Stunde einige schnelle Umläufe fahren. Der Österreicher war mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs, teilweise mit qualmenden Reifen.

In der Privatwertung der LMP1 hatte Rebellion keinen echten Gegner. Nick Leventis legte den HPD von Strakka frühzeitig in die Botanik. Der Brite wurde bei einer Überrundung leicht auf das Gras gedrückt und drehte sich mit hohem Tempo. Am Eingang der nächsten Kurve torpedierte er den AF-Corse-Ferrari von Jack Gerber - das Aus für Strakka. Bei Rebellion überzeugte vor allem Nick Heidfeld mit bärenstarken Runden. Der Ex-Formel-1-Pilot und seine Kollegen Neel Jani und Nicolas Prost distanzierten das Schwesterauto (Belicchi/Beche/Cheng) am Ende deutlich.

LMP2: Kraihamer-Lotus absolvierte 113 Runden

In der LMP2-Klasse erlebte das Delta-ADR-Team Himmel und Hölle zugleich. Zunächst hatte der vom britischen Team eingesetzte G-Drive-Oreca die souveräne Führung inne, aber John Martin warf die guten Aussichten an die Wand.

Bei leichtem Regen drückte der Australier in der letzten Kurve zu stark auf das Gas und drehte sich in die Boxenmauer. Der Wagen konnte zwar repariert werden, aber die Siegchancen waren dahin. Gleichzeitig bekam das Schwesterauto unter Delta-ADR-Nennung freie Fahrt. Graves/Pizzonia/Walker fuhren den Klassensieg ein.

Auf Platz zwei landete der beste Oak-Morgan-Nissan mit Olivier Pla, David Heinemeier Hansson und Alex Brundle, Dritte wurden Kimber-Smith/Dyson/Marsal (Greaves).

Dahinter lief sensationell der Oreca-Nissan von Pecom ein. Das Team um den Deutschen Pierre Kaffer war zu Beginn drei Runden ins Hintertreffen geraten, nachdem sich Nicolas Minassian bei einem Kontakt nicht nur Schaden, sondern auch eine Stop-and-Go-Strafe einfing. Da jedoch viele Konkurrenten ebenfalls Zwischenfälle erlebten, war man plötzlich als Vierte fast auf dem LMP2-Podest.

Bei Lotus nutzte man das Silverstone-Wochenende für einen umfangreichen Test mit dem neuen Lotus-Praga T128. Der Wagen mit der Startnummer 31 (Liuzzi/Weeda/Bouchut) blieb jedoch nach 44 Runden stehen.

Im Schwesterauto konnten Dominik Kraihamer, Thomas Holzer und Jan Charouz immerhin 113 Umläufe absolvieren und das Auto nicht nur kennenlernen, sondern auch die größten Baustellen ausmachen, an denen Lotus bis zum Rennen in Spa arbeiten wird.

GTE-Pro: Lietz auf Platz vier

In der GTE-Pro-Klasse erwischte Aston Martin einen traumhaften Start in die Saison. Stefan Mücke, Darren Turner und Bruno Senna gerieten mit ihrem Vantage an der Spitze kaum in Gefahr und fuhren einen souveränen Erfolg ein. "Das war ein perfekter Auftakt, aber mit einigen Schwierigkeiten. Ich hatte wenig Erfahrung vor dem Start in dieses Wochenende. Ich hatte Glück: Als ich zum ersten Stint ins Auto stieg, war der kurze Regenschauer wieder vorbei. Im Regen kenne ich mich nur wenig aus mit dem GTE-Auto. Insgesamt ist es super gelaufen", fasst Senna zusammen.

Auf Platz zwei sicherten sich Toni Vilander und Ex-Formel-1-Pilot Kamui Kobayashi wichtige Punkte. Der Japaner war selbst durch einen zwischenzeitlichen Highspeed-Dreher nicht zu bremsen. "Es war nicht einfach. Es fällt mir schwer, im dichten Verkehr wirklich konstant zu fahren. Aber das wird sicherlich in den kommenden Wochen besser", gibt Kobayashi offen zu. Das Schwesterauto mit Fisichella/Bruni fiel aufgrund mehrerer Zwischenfälle zurück. Beide Piloten leisteten sich Ausritte und Dreher.

Hinter dem zweiten Aston Martin (Makowiecki/Dalla Lana/Lamy) reihte sich auf Platz vier der beste der beiden neuen Porsche 911 RSR ein.

Marc Lieb, Richard Lietz und Romain Dumas hatten beim Renndebüt des neuen Elfers weniger Probleme als das Trio im Schwesterauto.

Jörg Bergmeister, Timo Bernhard und Patrick Pilet fielen schon früh wegen eines Aufhängungsproblems zurück. In der GTE-Am-Klasse fuhren Nygaard/Poulsen/Simonsen (Aston Martin) einen souveränen Sieg ein.

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