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Dakar-Rallye 2014

„Wir sind ein fantastisches Team“

Alex Doringer, der Teammanager von KTM, blickt voraus auf die Dakar-Rallye und verrät, welche Herausforderungen auf die Seriensieger warten…

Fotos: KTM

196 Motorräder nehmen Anfang Januar die Rallye Dakar in Angriff. Diesmal wird die härteste Rallye der Welt von Argentinien über Bolivien nach Chile führen.

Seriensieger KTM hat erneut die Favoritenrolle inne. Speerspitze der Österreicher ist Marc Coma, der bereits drei Dakar-Siege auf dem Konto hat. Dazu kommt Ruben Faria, der 2013 Gesamtzweiter wurde.

Vor allem in Chile sind alle Augen auf Francisco Chaleco Lopez gerichtet. Der talentierte Fanliebling hat schon viele Etappen gewonnen und hofft auf seinen ersten großen Erfolg. Kurzfristig wurde Jordi Viladoms ins Team berufen, der das Team nach dem tragischen Unfall von Kurt Caselli unterstützt. Temmanager Alex Doringer blickt im Interview auf die kommenden Herausforderungen voraus.

Alex, berichte uns, was seit September im KTM-Werksteam passiert ist?

Seit September ist viel geschehen. Zunächst wussten wir im September nicht, wo wir mit dem Motorrad stehen und wie viele Ersatzteile wir benötigen, denn es ist in diesem Jahr eine komplett neue Rallye. Wir wissen, dass die Performance des Motorrades fantastisch ist. Der Motor ist stark und zuverlässig. Von September bis zu dem Zeitpunkt, als die Motorräder Le Havre verlassen haben, war es sehr stressig.

Es gibt so viele Dinge, kleine Details und letzte Entscheidungen für das Team und die Mechaniker. Es geht da auch um die Teamkleidung, andere Größen und Dinge wie Hotels, Flüge, Anfragen von Journalisten. Die Autos, Trucks und die Logistik muss vorbereitet werden. Von September bis jetzt kommt alles zusammen. Außerdem gab es die Marokko-Rallye, die die letzte Vorbereitung vor der Dakar ist.

Seither war es auch eine harte Zeit wegen Kurt [Caselli; Anm. d. Red.], meinen guten Freund. Nachdem was mit ihm passiert ist, mussten weitere Änderungen vorgenommen werden. Wir mussten den Plan von da weg verstehen. Es gibt immer noch viel zu tun, nachdem die Trucks aufgebrochen sind. Bei 40 Leuten muss man viel bedenken, alles ist auch nicht betriebsintern. Wir machen auch viel für die Kundenfahrer.

Das neue Motorrad wurde schon vor langer Zeit geplant. Wie zuversichtlich bist du für das neue Design?

Wir bei KTM haben viel Verständnis für Motoren und Motorräder aufgebaut. Unser größter Vorteil ist unser Verständnis und unsere Erfahrung bei der Dakar und dem Rallye-Sport. Mit einem neuen Motorrad ist es immer eine neue Herausforderung. Normalerweise erfährt man die ganze Wahrheit erst bei der Dakar. Es gibt keinen Test wie diesen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und unser Bestes gegeben. Wir hatten sehr gute Testergebnisse. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir zu den Favoriten zählen.

Sprechen wir über die Fahrer. Kannst du uns etwas über ihren Charakter erzählen? Wie ist es mit ihnen zu arbeiten und wie ist ihre Einstellung?

Ich beginne mit Marc Coma. Während der Rallye arbeitet er sehr akkurat. Es ist eine Freude mit ihm, denn er ist sehr freundlich und professionell. Er schätzt immer, was das Team für ihn macht. Er ist ein ruhiger Mensch, aber er ist witzig und zugänglich.

Ruben ist auch sehr ruhig. Er spielte bei der Dakar 2013, als er Zweiter wurde, eine große Rolle. Ich glaube dieses Ergebnis war für ihn eine Überraschung. Er ist einzigartig, aber sehr getrieben, aber anders als Marc. Alle Rallye-Jungs sind einzigartig, aber der einzigartigste ist Chaleco. Er ist sehr ruhig, aber er will unbedingt das beste Ergebnis in seinem Heimatland erreichen. Er ist ein fantastischer Fahrer, aber manchmal ist er auf dem Motorrad zu wild. Vielleicht hat sich das von der letzten Dakar bis jetzt geändert.

Er wird etwas älter und ruhiger. Vielleicht hat er realisiert, dass es manchmal besser sein kann, wenn man langsamer fährt. Er hat große Leidenschaft und Verständnis für diesen Sport. Wenn man über die Dakar spricht, dann ist er einer der Menschen, die erwähnt werden. Jordi war schon in der Vergangenheit bei uns ein Werksfahrer. Er ist ein fantastischer Teamplayer. Als wir einen neuen Fahrer suchen mussten, dann war er die bevorzugte Wahl für 2014.

Obwohl es unter traurigen Umständen zustande gekommen ist, freut er sich, dass er zurück bei KTM ist. Er ist erst 33 Jahre alt, verfügt aber über viel Erfahrung. Er ist sehr freundlich und alle im Biwak mögen ihn. Ich glaube, dass er das Potenzial hat, um bei den Ergebnissen einen Schritt vorwärts zu machen. Marc zu unterstützen wird aber seine Hauptaufgabe sein.
Lange Vorbereitungszeit

Es waren arbeitsreiche Monate für dich und das Team. Das Schiff mit der Ausrüstung sollte sich nun dem Zielhafen nähern. Wie schwierig ist es sicherzugehen, dass man alle Bereiche im Griff hat?

Es ist natürlich sehr schwierig alles zu organisieren, denn es gibt viele Teile, die das Team bedenken muss. Von meiner Seite und aus Sicht von KTM ist es das Wichtigste, dass wir ein fantastisches Team haben. Jeder kennt seinen Verantwortungsbereich. Es gibt viele Dinge an die man denken und die man organisieren muss. Man darf nie den Überblick mit Doppelchecks verlieren. Ich habe Vertrauen in unser Team. Unsere Firmenchefs, inklusive Herrn Pierer, stehen zu 100 Prozent hinter uns. Wir bekommen Hilfe, wenn wie welche brauchen.

KTM hat bei der Baja1000 eines seiner Familienmitglieder bei einem Unfall verloren. Das war ein kritischer Zeitpunkt für ein Rallye-Team. Wir gehst du mit dem Verlust von Kurt um und wie hältst die Moral hoch, vor allem so kurz vor der Dakar?

Es gibt zwei Seiten. Auf persönlicher Seite war Kurt ein guter Freund von mir. Ich kenne die Familie auch gut. Deshalb war es zu Beginn schwierig. Natürlich ist es schwierig zu denken, wie es weitergeht, denn es war ein großer Schock. Auf der anderen Seite sind wir sehr professionell. Unglücklicherweise können solche Dinge in diesem Sport passieren.

Für mich wurde es etwas einfacher, nachdem ich mit seiner Mutter gesprochen habe. Sie sagte, dass wir wissen wie gefährlich diese Rennen sind. Diese Dinge können passieren und leider passierte es mit Kurt. Unser tägliches Programm hat uns geholfen uns auf die Arbeit zu fokussieren. Wir arbeiten immer mit einem Kalender in der Hand. Wir müssen weitermachen. In unserer Erinnerung wird Kurt aber bei der Dakar dabei sein.

Nach dieser intensiven Arbeitsperiode bekommt jeder bis Weihnachten einen kleinen Urlaub. Was passiert anschließend?

Bevor wir zur Rallye fliegen, brauchen wir etwas Ruhe, denn die Dakar ist für alle hart. Es herrscht viel Stress und es gibt kaum Schlaf. Es ist für alle ein harter Job. Ich gehe in die Berge Skifahren. Dann ruhe ich mich aus und bin für die Dakar vorbereitet. Dann fühlen wir uns frisch.

Welche Aufgaben übernimmst du, wenn ihr in La Serena angekommen seid?

Wir müssen die Motorräder zusammenbauen. Sie sind vorbereitet, aber wir müssen sie zum Laufen bringen, damit alles perfekt ist. Die Atmosphäre und die Temperaturen sind anders. Es gibt auch viele Medienaktivitäten. Dann gibt es die technische Abnahme, die für viele Leute ein Highlight der Dakar ist. Unser Team ist groß. Deshalb ist es eine große Aufgabe, alles für jede einzelne Person zu organisieren. Es geht um die Logistik, die Trucks, die Motorräder und die Fahrzeuge. Ich habe vorhin mit Stefan Huber, unserem Technischen Manager gesprochen. Wir waren uns einig, dass wenn wir im Workshop sitzen und uns mit all diesen Dingen beschäftigen, wir uns auf den Rennstart freuen. Wenn die Veranstaltung beginnt, dann kommt man in einem Rhythmus und man wird relaxter.
Dakar 2014 wird anders

Inwiefern wird die kommende Dakar anders?

Es ist meine vierte Dakar. Viele Leute sagen, dass es für die Dakar ein entscheidendes Jahr wird. Natürlich gibt es mehr Wettbewerb. Einer unserer Fahrer hat zu einem anderen Hersteller gewechselt [Despres zu Yamaha; Anm. d. Red.]. Es wird also anders werden. Am Ende des Tages ist aber die Dakar selbst die größte Herausforderung, nicht die Konkurrenz. Wir sind im Team Freunde. Wir helfen uns gegenseitig durch den ganzen Prozess.

Ich glaube, dass Afrika eine größere Herausforderung war, denn es war für den Körper sehr anstrengend. Der größte Unterschied zwischen diesem und dem nächsten Jahr ist der Startort. Das Ziel ist auch woanders. Wir fahren durch ein neues Land und es gibt zwei Marathon-Etappen. Nichts wird einfacher. Die Schwierigkeiten verändern sich aus anderen Gründen. Es ist aber ein Vorteil, dass der Wettbewerb größer ist, denn das hält unsere Konzentration.

Wirst du vor dem Rennen nervös?

Nein. Für mich gibt es keinen Grund nervös zu sein. Ich vertraue unseren Motorrädern, unserem Team und unserer Vorbereitung.

Was ist das Beste, wenn man für ein Dakar-Team arbeitet?

Die Menschen.

Und das Schlimmste?

Nachrichten über Unfälle zu hören, oder auf Informationen zu warten, wenn einer deiner Fahrer ein Problem hatte.

Was macht KTM bei der Dakar so erfolgreich? Was macht ein Siegerteam aus?

Es geht um Leidenschaft, Geschichte und Erfahrung. Alle arbeiten in die gleiche Richtung - von Herrn Pierer bis zu den Mechanikern. Selbst wenn ich in die Montagestraße gehe, dann zeigt jeder Interesse an unserem Projekt. Wir sind alle sehr motiviert. Wir haben gesehen, wie andere Hersteller ein- und ausgestiegen sind. Wir haben aber nie aufgehört. Wir glauben immer an das Abenteuer, vor allem mit Heinz Kinigadner an Board. Herr Pierer hat ebenfalls großes Interesse daran, was wir tun.

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