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NASCAR: Daytona 500

Das längste Daytona 500 aller Zeiten

Dale Earnhardt Jr. gewinnt zum zweiten Mal das Daytona 500, welches wegen Gewitterwarnungen mehr als sechs Stunden lang unterbrochen wurde.

Dale Earnhardt Jr. heißt der Sieger des 56. Daytona 500. In einem wahren Marathon-Rennen, das aufgrund von heftigen Regenfällen für mehr als sechs Stunden unterbrochen werden musste, setzte sich "Junior" am Steuer seines Hendrick-Chevrolet im Schlussspurt zur Karierten Flagge gegen Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) und seinen eigenen Hendrick-Teamkollegen Jeff Gordon durch .

Für Earnhardt Jr., den unangefochtenen Liebling der NASCAR-Massen, ist es exakt zehn Jahre nach seinem ersten Daytona-500-Sieg der zweite Triumph beim "Great American Race". "Ein besseres Gefühl als dieses Rennen gewonnen zu haben gibt es in diesem Sport nicht, vielleicht mal abgesehen vom Gewinn der Meisterschaft. Mein Auto war heute überwältigend gut. Ich konnte jederzeit attackieren. Wow, jetzt habe ich dieses Rennen zweimal gewonnen", so die ersten Worte von "Junior" in der Victory Lane.

Nachdem er in den vergangenen vier Jahren das Daytona 500 dreimal als Zweiter beendet hatte, klappte es für den Sohn des unvergessenen Dale Earnhardt nun endlich mit dem langersehnten zweiten Triumph nach 2004. Erfolgte der Premierensieg damals noch für das Familienteam Dale Earnhardt Inc. (DEI), so ist es nun der erste Daytona-500-Sieg des Juniors in Diensten von Hendrick Motorsports (HMS). Während 54 der 200 Runden lag er mit seinem Hendrick-Chevy auf Platz eins - und diesmal auch in der entscheidenden.

Neben dem siegreichen Fahrer und dem siegreichen Teambesitzer Rick Hendrick, für den es bereits der siebte Sieg beim "Great American Race" ist, freute sich in der Victory Lane vor allem Crewchief Steve Letarte überschwänglich. "Wenn es ein Rennen gibt, das man gewinnen will, dann ist es dieses. Das ist einfach das Rennen aller Rennen. Dale fuhr heute ein großartiges Rennen", lobte Letarte, für den er es der erste Daytona-500-Sieg ist. Am Jahresende werden sich die Wege von Dale Earnhardt Jr. und Steve Letarte trennen, doch daran denken sie in der Stunde ihres größten gemeinsamen Triumphs ganz sicher nicht.

Während sich Earnhardt Jr. im Daytona-Marathon, der nach 38 von 200 Runden aufgrund von schweren Regenfällen für sechs Stunden und 22 Minuten unterbrochen werden musste, den Sieg sicherte, lief Denny Hamlin auf Platz zwei ein. Damit verpasste der Gibbs-Pilot das historische Triple bei den Speedweeks denkbar knapp. Am Samstag der vergangenen Woche hatte Hamlin das Sprint Unlimited gewonnen. Am Donnerstag hatte er sich auch in seinem Budweiser Duel durchgesetzt.

Mit Platz zwei beim Daytona 500 schrammte Hamlin denkbar knapp am großen Ziel vorbei, als erster Fahrer überhaupt alle drei Sprint-Cup-Rennen im Rahmen der Speedweeks zu gewinnen. "Es gibt viel, worüber ich enttäuscht bin und viel, worüber ich mich freue", so Hamlin nach der Zieldurchfahrt philosophisch. "Während des Rennens fiel mein Funk aus. Anschließend musste ich auf der Hut sein, keinen Crash auszulösen", lieferte der Gibbs-Pilot sogleich einen Einblick in seine Schwierigkeiten während der 200 Runden. Dennoch war er, als es darauf ankam, zur Stelle. Nur einer war schneller.

Hinter Hamlin kamen Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Brad Keselowski (Penske-Ford) als Dritter und Vierter ins Ziel. Das Studium der Videoaufnahmen ergab, dass Keselowski zum Zeitpunkt der letzten Gelben Flagge (Crash im Hinterfeld auf den letzten Metern) knapp vor Gordon lag, weshalb dem Penske-Piloten nachträglich Rang drei zugessprochen wurde. Ganz zufrieden ist Keselowski damit aber nicht. "Ein tolles Rennen. Leider hat es nicht ganz gereicht. Ich lag einige Runden in Führung. Der letzte Restart war verrückt. Eineinhalb Runden lang hatte ich keine Hilfe von hinten. Das hat den Unterschied ausgemacht", so der Penske-Pilot.

Unterdessen konnte Gordon seinem vierten Platz durchaus Positives abgewinnen, war es für ihn doch seit dem dritten Daytona-500-Sieg (2005) erst die zweite Top-10-Platzierung beim "Great American Race" und somit der ersehnte starke Start in die neue Saison. "Ich freue mich total für Hendrick Motorsports. Glückwunsch an Dale zum Sieg und an Rick Hendrick zu einem weiteren Daytona-500-Sieg. Am Schluss ging es einfach verrückt zu. Ich konnte ein paar Unfällen ausweichen und lag am Schluss gut im Rennen. Auf der letzten Runde gab ich 'Junior' einen Push. Ich hatte Carl (Edwards, Anm. d. Red.) hinter mir, doch dann zog unsere Linie nicht so richtig. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich nicht mehr viel tun", so Gordon.

Während Gordon auf Platz vier gewertet wurde, geriet Drafting-Partner Edwards auf den letzten Metern noch in arge Schwierigkeiten. Im Zuge einer Kollision zwischen mehreren Autos ausgangs Turn 4 der letzten Runde kam der Roush-Pilot ebenso vom rechten Weg ab wie Joey Logano (Penske-Ford; 11.), Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet; 13.), Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet; 14.), Reed Sorenson (Baldwin-Chevrolet; 16.) und Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 19.). Besonders bitter für Busch: Er hatte sich nach frühem Rundenrückstand (Drive-Through-Penalty für ein Mitreißen des Luftschlauchs beim ersten Boxenstopp nach der Roten Flagge) bravourös wieder nach vorn gefahren und kämpfte am Schluss in der Spitzengruppe mit.

Auch für Harvick wäre wesentlich mehr drin gewesen, nachdem er in Runde 145 großes Glück hatte, dem größten Crash des Rennens knapp aus dem Weg gegangen zu sein. Ausgangs Turn 4 driftete Harvick im dichten Pulk leicht nach oben in die Spur von Brian Scott (Childress-Chevrolet; 25.). Dieser erwischte Aric Almirola (Petty-Ford; 39.), der sich wiederum nach innen wegdrehte und dort unter anderem Paul Menard (Chidress-Chevrolet; 32.), Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet; 40.) und Michael Waltrip (Waltrip-Toyota; 41.) abräumte.

Patrick, die im vergangenen Jahr auf Platz acht ins Ziel gekommen war, hatte sich auch diesmal Chancen auf eine Top-10-Platzierung ausgerechnet. Doch der Big-One in Runde 145 machte ihr einen Strich durch die Rechnung. "Ich bin einfach nur sauer. Das Auto fühlte sich richtig gut an und ich glaube, ich hätte am Schluss nach vorn kommen können. Was ein Mist, aber so laufen die Rennen auf den Superspeedways", kommentierte die Stewart/Haas-Pilotin.

Neben Danica Patrick und dem zuvor stark auftrumpfenden Paul Menard sowie dem in Daytona immer stark fahrenden Michael Waltrip waren in den Big-One von Runde 145 auch Kasey Kahne, Austin Dillon, Marcos Ambrose, Justin Allgaier, David Gilliland und Ricky Stenhouse Jr. verwickelt. War es für Kahne das i-Tüpfelchen einer frustrierenden Daytona-Nacht (Dreher in der Boxengasse und wenig später Drive-Through-Penalty wegen zu schnellem Fahren in der Boxengasse), so konnten Polesitter Dillon und Stenhouse von Glück reden, weitestgehend unbeschadet davongekommen zu sein.

Keine 20 Runden später befand sich Dillon wieder in voller Fahrt mitten im Pulk, als er das Heck von Kyle Larson (Ganassi-Chevrolet; 38.) erwischte. Der Nachfolger von Juan Pablo Montoya im roten Chevy mit der Startnummer 42 drehte sich nach dem Kontakt von Dillon mitten im Feld und musste damit ein für sich überaus harziges Daytona-500-Debüt für beendet erklären. "Ein langer Tag, nachdem ich schon in der ersten Runde in der Mauer war und kurz darauf einen Dreher durch Reifenschaden hatte. Ich weiß nicht, ob Austins Auto übersteuerte und er deshalb in mich hineinfuhr. So oder so war es ein enttäuschender Saisonauftakt", sagte Larson.

Für Dillon allerdings war noch nicht Feierabend. Sechs Runden vor Schluss löste der Rookie am Steuer des Childress-Chevrolet mit der legendären Startnummer 3 einen weiteren Crash aus. Diesmal erwischte Dillon das Heck seines Childress-Teamkollegen Ryan Newman, der daraufhin Altmeister Terry Labonte sowie die Rookies Brian Scott, Justin Allgaier, Parker Kligerman und auch Cole Whitt in arge Bedrängnis brachte. Dieser Crash bildete die Bühne für den finalen Sprint über zwei Runden, im Zuge dessen Dillon nach zuvor drei Kollisionen tatsächlich auf Platz neun ins Ziel kam. Stenouse, genau wie Dillon schon in Runde 145 in Schwierigkeiten, wurde sogar Siebter.

An der Spitze des Feldes setzte sich Dale Earnhardt Jr. beim letzten Restart unter tatkräftiger Mithilfe seines Hendrick-Teamkollegen Jeff Gordon in Führung und verteidigte diese Position schließlich bis ins Ziel. Enttäsuchung hingegen bei Greg Biffle, der lange Zeit ein ernstzunehmender Siegkandidat war, seinen Roush-Ford in der entscheidenden Phase aber nicht richtig platzieren konnte und als Achter abgewinkt wurde.

Vorjahressieger Jimmie Johnson, der sich speziell gegen Rennmitte als der stärkste Herausforderer von Hendrick-Teamkollege Dale Earnhardt Jr. herauskristallisiert hatte, wurde Fünfter. Im finalen Sprint über zwei Runden zog diesmal auch er für einmal den Kürzeren. Mit Platz fünf vor Vize-Champion Matt Kenseth (Gibbs-Toyota; 6.) erging es dem sechsmaligen und amtierenden NASCAR-Champion immer noch deutlich besser als Rückkehrer Tony Stewart. Der dreimalige NASCAR-Champion musste seinen Stewart/Haas-Chevrolet nach 174 Runden mit Motorproblemen abstellen. Cint Bowyer (Waltrip-Toyota) und Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet) hatte zuvor das gleiche Schicksal ereilt, wobei der Ausfall von Truex Jr. noch vor der Roten Flagge notiert wurde.

Mit dem Daytona 500 in den Rekordbüchern - die sechs Stunden und 22 Minuten unter Roter Flagge bedeuteten die längste Unterbrechung in der 56-jährigen Geschichte - macht sich der NASCAR-Tross nun auf den Weg in Richtung Westen. Auf dem Ein-Meilen-Oval von Phoenix im US-Bundesstaat Arizona steht am kommenden Sonntag der zweite Sprint-Cup-Saisonlauf auf dem Plan. Dale Earnhardt Jr. wird dort sicherlich noch stürmischer als ohnehin schon empfangen.

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