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WEC: 24 Stunden von Le Mans

Platz drei kann über Enttäuschung nicht hinweg trösten

Toyota ging als der Favorit in das Rennen, doch nach 14 Stunden fiel der TS040 von Wurz/Sarrazin/Nakajima wegen eines Defekts aus.

Toyota landete beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf dem Circuit de la Sarthe zwar auf dem Podest, doch es überwog tiefempfundene Enttäuschung nach einem frustrierenden Rennen. Der TS040 mit der Startnummer 8 von Anthony Davidson, Nicolas Lapierre und Sebastien Buemi beendete den Langstrecken-Klassiker auf dem dritten Platz und fuhr damit nicht nur den fünften Podestplatz von Toyota in Le Mans ein, sondern verteidigte zudem erfolgreich die Führung in der Gesamtwertung der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC).

Allerdings ist dies nicht die gesamte Geschichte dieses dramatischen Rennens, bei dem die bisher hundertporzentige Siegesbilanz von Toyota in der WEC-Saison 2014 ein unverhofftes Ende nahm. Der TS040 mit der Startnummer 7 von Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima startete von der Pole-Position und fuhr bis zur Rennhalbzeit einen 90-Sekunden-Vorsprung heraus.

Doch ein Elektrikschaden im Kabelbaum des Autos warf Nakajima überraschend aus dem Rennen, die Startnummer 7 rollte in der Arnage-Kurve kraftlos aus. Ohne eine Chance, das Auto wieder zum Laufen zu bekommen, wurde die 7 nach 13 Stunden und 53 Minuten Fahrzeit offiziell als aus dem Rennen ausgeschieden gelistet.

Auch der TS040 mit der Startnummer 8 ging mit hohen Erwartungen auf eine Siegchance ins Rennen, doch jede realistische Chance auf einen Triumph endete bereits nach 90 Minuten. In einem plötzlichen Regenschauer wurde der auf Slickreifen fahrende Lapierre auf der Mulsanne-Geraden in eine Kollision mit mehreren Fahrzeugen verwickelt. Lapierre konnte das schwer beschädigte Auto immerhin zur Box zurückfahren, wo das Team in aller Eile Front- und Heckverkleidung sowie die linke Vorderradaufhängung ersetzte.

Rund 50 Minuten Standzeit sorgten für einen stetig wachsenden Rückstand und die Startnummer 8 nahm das Rennen schließlich mit acht Runden Rückstand wieder auf. Von da an ging es nur noch darum, möglichst viele Zähler für die WEC-Gesamtwertung, in der man mit einer Führung von 16 WM-Punkten angereist war, zu sammeln

Als weitere Unfallfolge musste nach acht Stunden Renndauer eine weitere Karosseriereparatur vorgenommen werden, nachdem sich Balanceprobleme eingestellt hatten. Dies bedeutete weitere achte Minuen Standzeit. Doch auch danach behielten Davidson/Lapierre/Buemi einen durchgehenden schnellen Rhythmus bei, fuhren bis in die Top 4 vor und konnten sogar beginnen, auf einen Podestplatz zu hoffen, als die Konkurrenten nach und nach in Schwierigkeiten gerieten. Kaum zu glauben, aber was nach nur zwei Stunden Renndauer so unerreichbar schien, wurde dann in den letzten beiden Stunden des Rennens doch noch möglich - Platz drei.

Frust pur bei Wurz/Sarrazin/Nakajima

Alexander Wurz (Startnummer 7): "Da gibt es nicht viel zu erzählen, außer dass das sehr, sehr enttäuschend ist. Wir lagen in Führung, hatten uns aber entschlossen keine Risiken im Überrundungsverkehr einzugehen. Je nachdem, wir gut die Überrundungen gelangen, konnten wir bisweilen unseren Vorsprung kontrolliert ausbauen, denn genauso macht man das hier in Le Mans. Wir freuten uns schon auf den Sonnenaufgang, denn unsere Reifen funktioniert am Tag sehr gut, doch dazu kam es nicht mehr. Ich sagte ja in der Woche zuvor, dass man Le Mans nicht gewinnt, dieses Rennen lässt dich gewinnen - und heute ließ es uns nicht siegen."

Stephane Sarrazin (Startnummer 7): "Ich bin für das gesamte Team sehr, sehr traurig, für Mechaniker, Ingenieure, einfach alle. Jeder von ihnen gab alles, nicht nur heute, sondern in der ganzen Vorbereitung. Wir führten das Rennen vom Start weg an. Das Auto war unglaublich und wir mussten gar nicht so hart angreifen, wir gingen jedenfalls keine Risiken ein und verwalteten die Führung ganz gut. Doch Le Mans hat sich gegen uns entschieden und wir rollten auf der Strecke aus. Wirklich schade. Wir gaben alles und waren in guter Form um zu siegen. Doch Le Mans ist lang und es kann einfach alles geschehen, wie wir ja selbst erleben mussten."

Kazuki Nakajima (Startnummer 7): "Das bricht einem das Herz. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir tut das so leid für das Team und all die Menschen da draußen, die uns die Daumen drückten. Ich denke, wir zeigten bis dahin ein großartiges Rennen. Wir führten und hatten ein tolles Tempo drauf. Irgendwie dachte ich, wir würden es diesmal schaffen - und dann das. So ist Le Mans und das ist es ja, warum wir hierher kommen und die Herausforderung annehmen. Wir werden es erneut versuchen."


Anthony Davidson (Startnummer 8): "Das war definitiv ein ereignisreiches Rennen. Wir hatten stets das nötige Tempo, aber in den schwierigen Bedingungen ging es daneben und das Auto wurde schwer beschädigt, wonach wir im Hintertreffen waren. Es hätte jeden treffen können, es ist halt passiert. Umso überraschter war ich, nachher doch noch auf dem Podium zu stehen. Nach dem Unfall waren wir noch nicht einmal in den Top 30 und von da aus noch aufs Podest zu fahren, das zeigt auf, was wir hätten erreichen können. In diesem Rennen fährst du nicht zum Erfolg, der Erfolg wählt dich aus."

Nicolas Lapierre (Startnummer 8): "Letztlich ist Platz drei in Le Mans nicht so übel, bedenkt man, was uns zu Beginn des Rennen zugestoßen ist. Die Mannschaft der Startnummer 8 verteidigte sogar die Führung in der Weltmeisterschaft. Dass das Auto mit der Startnummer 7 ausfiel, ist eine große Enttäuschung, denn sie leisteten alle gute Arbeit und hätten ein viel besseres Ergebnis verdient. Wir haben es verdient auf dem Podest zu stehen, doch nicht auf der Stufe des Treppchens, die wir erreichen wollten. Sehr frustrierend für Toyota, denn wir kämpfen nun seit vielen Jahren um diesen Sieg in Le Mans und verpassten heute eine große Chance."

Sebastien Buemi: (Startnummer 8): "Einerseits bin ich enttäuscht, denn wir reisten als die großen Favoriten an, konnten den Sieg aber nicht holen. Andererseits lagen wir viele Runden zurück, kämpften uns wieder nach vorn und landeten auf dem Podest. Auf einen Podestplatz hätten wir nach dem Unfall nicht hoffen dürfen. Es war ein weiter Weg, aber wir leisteten gute Arbeit. Aber es ist definitiv ein schwieriger Tag für uns, denn wir hatten uns mehr erhofft. Wir führen aber noch immer beide WM-Wertungen an, also wenigstens etwas Positives."

Yoshiaki Kinoshita, Teampräsident: "Da ist gewiss ein hohes Maß an Enttäuschung im Team, denn unsere TS040 waren beide schnell genug, um das Rennen zu gewinnen. Doch ein Teil der Magie, die Le Mans ausmacht, ist die Herausforderung und die Unberechenbarkeit dieses Rennens. Wir hätten heute nur dem Pech aus dem Wege gehen müssen. Leider lässt sich das nicht ändern, aber so ist der Motorsport und wir müssen das Resultat akzeptieren. Wir werden gestärkt zurückkehren und außerdem haben wir ja noch einen WM-Titel, um den wir beim nächsten Rennen weiterkämpfen werden."

"Alle Teammitglieder, auch die Fahrer, haben brillante Arbeit in diesem Rennen geleistet, nicht nur mit der Reparatur des Schadens, aber dann auch noch den dritten Platz einzufahren. Darauf bin ich sehr stolz und das gesamte Team sollte ebenso stolz auf diese Leistung sein. Ich möchte sowohl Audi, als auch Porsche zu ihren beeindruckenden Leistungen gratulieren. Alle kämpften heute extrem hart um den Sieg und zeigten dabei großartigen Kampfgeist", so Kinoshita.

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