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Motorrad-WM: Aragonien

Lorenzo holt in der WM auf

Jorge Lorenzo gewinnt in Aragonien und verringert den Rückstand in der WM, Marc Marquez stürzt, Rossi liefert spannendes Duell gegen Pedrosa.

Foto:MotoGP

Die MotoGP-WM 2015 bleibt weiterhin spannend: Jorge Lorenzo sicherte sich im MotorLand Aragon (Spanien) vor heimischer Kulisse seinen sechsten Saisonsieg und verkürzte den Rückstand auf seinen Yamaha-Teamkollegen Valentino Rossi auf 14 Punkte. Das Duell des Tages gab es um Platz zwei. Dani Pedrosa (Honda) und Rossi lieferten sich bis zum Schluss einen engen, spannenden und fairen Zweikampf um den zweiten Platz. Pedrosa setzte sich knapp durch und wurde von den spanischen Fans gefeiert. Rossi kam als Dritter über die Linie und verlor neun wichtige WM-Zähler auf Lorenzo.

Lorenzo schnappte sich schon beim Start die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. In der ersten Runde hängte sich Pole-Setter Marc Marquez (Honda) an das Hinterrad der Startnummer 99, doch schon in der zweiten Runde war alles vorbei. Marquez stürzte schon zum fünften Mal in diesem Jahr. "Ich muss mich beim Team und meinen Fans entschuldigen, denn es war mein Fehler", ärgert sich Marquez, der sich damit endgültig von seiner Titelverteidigung verabschieden kann.

In der Folge hatte Lorenzo leichtes Spiel. Er baute sich rasch ein Polster von rund drei Sekunden auf und verwaltete seinen Vorsprung bis zum Ende. "Ich hatte wie immer einen guten Start", lächelt der Sieger im Parc Ferme. "Ich wollte alles geben, was gut funktionierte. Marc war am Limit, aber ich rechnete nicht mit seinem Sturz. Danach konnte ich durchatmen. Ich musste das komplette Rennen pushen, weil Dani etwa drei Sekunden zurück lag und ich den Vorsprung nicht weiter vergrößern konnte."

Dahinter spielte sich der tolle Zweikampf zwischen Pedrosa und Rossi ab, der 62.000 Fans auf den Tribünen von den Sitzen riss. "Er war in einigen Kurven schneller. Ich hörte ihn ständig am Kurvenausgang und hatte am Ende etwas weniger Grip", schildert Pedrosa das Duell aus seiner Sicht. "Ich musste mich vor ihm behaupten, um Platz zwei zu retten. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft wir uns überholten. Es war toll, den zweiten Platz zu holen."

Rossi zeigte sich als fairer Verlierer. Im Parc Ferme fielen sich die beiden um den Hals. "Ich probierte alles, doch Dani konnte stets kontern. Ich probierte es immer wieder, aber er hatte stets eine Antwort", atmet der Publikumsliebling durch. "Dennoch war es ein gutes Rennen. Im Vergleich zum Training waren wir schneller. Ich wusste, dass es schwierig wird, Dani zu schlagen. Ich hätte gern mehr Punkte geholt, doch es war auch so ein gutes Rennen." Yamaha ist mit diesen beiden Podestplätzen schon vorzeitig Teamweltmeister.

Hinter den Topstars biss Ducati-Pilot Andrea Iannone die Zähne zusammen und fuhr als Vierter über die Ziellinie. Der Italiener hatte sich erst vor einer Woche seine ohnehin schon angeschlagene linke Schulter ausgekugelt und hatte das ganze Wochenende Schmerzen. Sein Teamkollege Andrea Dovizioso kam noch von Startplatz 13 bis auf Rang fünf nach vorne. Dovizioso setzte sich in einer größeren Gruppe gegen Aleix Espargaro (Suzuki), Cal Crutchlow (LCR-Honda) sowie das Tech-3-Duo Bradley Smith und Pol Espargaro durch.

Pramac-Pilot Yonny Hernandez belegte den zehnten Platz, während sein Teamkollege Danilo Petrucci zum ersten Mal in diesem Jahr stürzte und ausschied. Die Positionen elf bis 15 gingen an Maverick Vinales (Suzuki), Scott Redding (Marc-VDS-Honda), Alvaro Bautista (Aprilia), Eugene Laverty und Nicky Hayden (beide Aspar). Stefan Bradl (Aprilia) lag lange in den Punkterängen und ging am Ende als 18. leer aus. Der nächste Grand Prix findet am 11. Oktober in Motegi (Japan) statt.

Moto2: WM-Entscheidung vertagt

Nach einem spannenden Moto3-Rennen konnten die Motorrad-Fans in Aragon auch in der mittleren Kategorie ein Herzschlagfinale beobachten. Weltmeister Tito Rabat setzte sich mit 96 Tausendstelsekunden Vorsprung gegen Kalex-Markenkollege Alex Rins durch. Rundenlang folgte Rins dem Weltmeister wie ein Schatten. In der letzten Runde ging der Rookie vorbei, doch Rabat konnte kontern und die Führung bis ins Ziel behaupten. Jonas Folger beendete das Rennen auf Position vier, Speed-Up-Pilot Sam Lowes wurde Dritter.

Nach dem Start kam es zu einer Kollision zwischen Dominique Aegerter und Xavier Simeon. Simeon brachte Aegerter in der Schikane vor der Gegengeraden zu Sturz und verursachte damit einen Rennabbruch. Der Schweizer blieb eine Weile liegen, wollte nach einem Besuch im Medical-Center aber beim Neustart wieder auf seine Kalex steigen. Doch dazu kam es nicht.

Rins und Rabat setzten sich nach dem zweiten Start von den Verfolgern ab. Dahinter duellierten sich Lowes und Folger um den finalen Platz auf dem Podium. WM-Leader Johann Zarco konnte das Tempo nicht mitgehen und fuhr in der großen Verfolgergruppe. An der Spitze gelang es Rabat, das Kommando zu übernehmen. Rins folgte seinem Landsmann und studierte die Linien des Weltmeisters.

In der letzten Runde des auf 14 Runden verkürzten Moto2-Rennens kann sich Rabat hauchdünn vor Rins behaupten und den zweiten Saisonsieg feiern. Die WM-Entscheidung wurde durch Rabats Sieg vertagt. WM-Leader Zarco kam mit etwa 17 Sekunden Rückstand als Sechster ins Ziel und erlebte somit einen enttäuschenden Grand Prix. Nach dem technischen Defekt beim Saisonauftakt in Katar kam der Franzose immer in die Top 3. Diese Serie endete in Aragon.

Marc-VDS-Pilot Rabat freut sich über den Triumph beim Heimspiel: "Ich wusste, dass Rins in der letzten Runde stark sein wird. Ich riskierte sehr viel und freue mich, dass es hier Zuhause mit dem Sieg geklappt hat. Die Überseerennen möchte ich genießen", bemerkt der Kalex-Pilot, der zuletzt in Mugello ein Moto2-Rennen gewinnen konnte.

Pons-Pilot Rins ging ebenfalls ein sehr hohes Risiko ein, scheiterte aber im Finish knapp am Sieg. "Ich bin froh, dass ich hier Zweiter werden konnte und freue mich für meine Fans. Ich bete weiter für Kenny Noyes und hoffe, dass es ihm bald besser geht", berichtet der Moto2-Rookie. Lowes war als Dritter erneut der beste Nicht-Kalex-Pilot. Der Brite fuhr ein solides Rennen und schüttelte Folger wenige Runden vor Rennende erfolgreich ab.

"Ich habe die ganze Zeit Druck gemacht und wollte die Führenden einholen. Wir haben gut gearbeitet. Es ist schön, nach dem ganzen Pech mal wieder auf dem Podium zu stehen", freut sich Lowes, der zwei Sekunden vor Folger ins Ziel fuhr. Der Deutsche war mit Platz vier nicht unzufrieden: "Wir konnten Fortschritte bei der Motorbremse machen und den Reifen dadurch besser schonen. Dennoch reichte es im Rennen nicht ganz, um Lowes herauszufordern. Ich hoffe, dass uns bald ein weiterer Schritt gelingt, um die Reifen noch besser zu schonen. Dann können wir bis zum Ende des Rennens mithalten. Seit Brünn bin ich aber auf jeden Fall konstanter. Ich freue mich nun sehr auf die Überseerennen."

Kalex-Pilot Tom Lüthi durfte sich in Aragon über Platz fünf freuen. Der Schweizer setzte sich knapp gegen WM-Leader Zarco durch. Hafizh Syahrin, Takaaki Nakagami, Simone Corsi und Lorenzo Baldassarri komplettierten die Top 10. Mika Kallio kam beim Debüt mit Speed Up als Elfter ins Ziel. Sandro Cortese hatte als 13. etwa 21 Sekunden Rückstand auf Sieger Rabat. Tech-3-Pilot Marcel Schrötter rettete als 15. einen WM-Punkt.

Moto3: Herzschlagfinale

Herzschlagfinale beim Moto3-Rennen in Aragon: In einer neun Fahrer großen Spitzengruppe kam es in der letzten Runde zu Stürzen, von denen KTM-Ajo-Pilot Miguel Oliveira profitierte und ohne Gegenangriffe der Konkurrenz zum Sieg fuhr. KTM-Markenkollege Brad Binder wurde von Honda-Pilot Enea Bastianini eine halbe Runde vor Schluss vom Motorrad gefahren und verlor dadurch die Chance auf den Sieg.

Bastianinis WM-Chancen bekamen dadurch einen Dämpfer, doch auch WM-Leader Danny Kent patzte in Aragon: In der letzten Kurve stieg der Brite per Highsider von seiner Honda ab und verschenkte 16 Punkte für Platz drei. Jorge Navarro und Romano Fenati profitierten von den Fehlern ihrer Gegner und sicherten sich die Plätze zwei und drei.

Leopard musste mit Platz vier von Efren Vazquez zufrieden sein. Jubelstimmung herrschte hingegen bei Philipp Öttl, der als starker Fünfter ins Ziel fuhr. Der Deutsche behauptete sich von Beginn an in der Spitzengruppe und behielt kühlen Kopf. Kurz nach dem Start setzte sich eine neun Fahrer starke Gruppe vom Rest des Feldes ab. Es gab bis zum Finish zahlreiche Positionswechsel. Die Führung wechselte von Runde zu Runde.

Oliveira freut sich über den Sieg beim 14. Grand Prix der Saison: "Ich wusste nicht, wie die letzte Runde ausgeht. Ich überlegte, eine Position aufzugeben, doch mein Motorrad war ziemlich schnell. Deswegen reichte es auch ohne Windschatten", berichtet der Portugiese. "Ich fuhr ganz links. Am Ende reichte es für den Sieg."

Estrella-Galicia-Pilot Navarro war in Aragon bester Spanier. Es war das erste Podium des Rookies: "Es war ein hartes Rennen. Wir wussten durch den Test, dass ich schnell war. Der Sturz im Warmup erschwerte die Arbeit. Meine Schulter tat weh. Mein Motorrad lief perfekt. Dank meines Teams konnte ich entspannt ins Rennen gehen und mein erstes Podium in der WM einfahren", so der Honda-Pilot.

KTM-Pilot Fenati profitierte von den Stürzen und holte für Valentino Rossis Moto3-Team ein weiteres Podium: "Ich hatte heute Glück, denn in der letzten Runde gab es einige Stürze. So ist es im Rennsport. Mein Motorrad lief sehr gut. Im Warmup gelangen uns Fortschritte. Beim Start machte ich Positionen gut. Gestern lief mein Startversuch nicht so gut. Es war ein tolles Rennen." Neben den WM-Favoriten fielen sechs weitere Piloten aus. Unter anderem stürzten Isaac Vinales, Darryn Binder und Karel Hanika.

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