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Motorrad-WM: Brno

Sieg und WM-Führung für Lorenzo

Jorge Lorenzo feierte beim Grand Prix der Tschechischen Republik seinen fünften Saisonsieg; Márquez und Rossi auf den Plätzen 2 und 3.

Fotos: Yamaha Racing

Yamaha-Werksfahrer Jorge Lorenzo triumphierte beim Grand Prix der Tschechischen Republik in souveräner Manier. Der Spanier schnappte sich in Brünn schon beim Start die Führung, aber Honda-Konkurrent Marc Márquez hängte sich wie vor einer Woche in Indianapolis an das Hinterrad der Nummer 99. Im Unterschied zum US-Rennen konnte Lorenzo diesmal seinen Verfolger gegen Rennhalbzeit aus dem Windschatten abschütteln. Bis ins Ziel verwaltete der Mallorquiner einen Vorsprung von rund drei Sekunden und machte seinen fünften Saisonsieg klar.

Márquez konnte diesmal in der Schlussphase nicht entscheidend zulegen und musste sich als Zweiter geschlagen geben. Publikumsliebling Valentino Rossi hatte keine Chance gegen die beiden Spanier. Nachdem sich der Italiener nach einem nicht perfekten Start in den ersten beiden Runden gegen das Ducati-Duo durchsetzen musste, war der Zug nach vorne bereits abgefahren. Im ersten Renndrittel verlor Rossi rund sechs Sekunden auf Lorenzo. Diese Lücke konnte er nicht mehr zufahren, er setzte mit Platz drei aber seine Podestserie fort.

Für die Weltmeisterschaft hatte dieses Ergebnis eine besondere Bedeutung, denn Lorenzo zog mit Rossi gleich. Beide halten nach elf Saisonrennen bei 211 WM-Punkten. Da Lorenzo aber nun fünf Siege auf dem Konto hat und Rossi nur drei, ist der Spanier der neue WM-Führende. "Ich führe jetzt vor Valentino. Außerdem ist es für Marc nun schwieriger geworden aufzuholen", spricht Lorenzo den 52-Punkte-Rückstand von Márquez an.

Mitentscheidend für den Rennausgang war die Reifenwahl; Lorenzo pokerte und setzte vorne und hinten jeweils auf medium. Rossi hingegen entschied sich für zwei harte Reifen. Márquez wählte vorne medium, hinten aber hart. "Es wurde etwas wärmer, weshalb ich mir für das Rennende Sorgen machte", gibt Lorenzo zu. "Ich habe mich mit diesen Reifen wohler gefühlt und konnte mich nach sechs Runden absetzen. Dann wurde es schwieriger, weil das Motorrad zu rutschen begann. Glücklicherweise hatte ich die Pace und konnte Marc schlagen."

Der Honda-Werksfahrer akzeptierte, dass in Brünn der Sieg außer Reichweite war. "Ich wusste, dass es schwierig sein würde", sagt Márquez im Parc Fermé. "Mein Ziel war es, vor Valentino zu sein. Ich konnte Jorge folgen, aber als mein Reifen abbaute, wurde es schwieriger. Ich habe dann den Vorsprung zu Valentino gehalten. Wir haben heute das Maximum erreicht, womit ich zufrieden bin. Brünn ist eine der Strecken, von der ich weiß, dass sie für uns schwierig ist. Platz zwei ist deshalb sehr gut."

Nur einer der Topfahrer war im Parc Fermé nicht glücklich: Rossi weiß, dass er zulegen muss, wenn er in diesem Jahr den WM-Titel gewinnen will. "Ich glaube nicht, dass es die Reifen waren", sieht der Routinier andere Gründe in seiner Niederlage. "Ich habe für mich die besten Reifen entschieden, aber im Rennen konnte ich nicht schneller fahren. Mein Start war schlecht, ich fand keinen Rhythmus. Marc und Jorge waren heute schneller als ich."

Platz vier sicherte sich Ducati-Werksfahrer Andrea Iannone. Dahinter schnappte sich der verletzte Dani Pedrosa (Honda) in einem spannenden Duell in der Schlussphase noch Rang fünf von Andrea Dovizioso (Ducati). Dahinter rundeten das Tech-3-Duo Bradley Smith und Pol Espargaro sowie dessen Bruder Aleix Espargaro (Suzuki) und Danilo Petrucci (Ducati) die Top 10 ab. Ein Erfolgserlebnis gab es auch für den Deutschen Stefan Bradl, denn mit Platz 14 holte er seine ersten WM-Punkte seit seinem Wechsel zu Aprilia.

Moto2: Zarco holt vierten Saisonsieg

Johann Zarco ist auf dem besten Weg zum Weltmeistertitel in der Moto2-Klasse. Von der Pole Position aus dominierte der Franzose den Grand Prix der Tschechischen Republik und feierte seinen vierten Saisonsieg. Mit Ausnahme des technischen Defekts in Katar, wo er einen sicher geglaubten Sieg noch verloren hat, stand er bei allen weiteren Saisonrennen auf dem Podest. Titelverteidiger Tito Rabat hatte auch in Brünn keine Antwort auf Zarco und musste sich als Zweiter abermals geschlagen geben. Rookie Alex Rins kam nach seinem Moto2-Debütsieg in den USA als Dritter erneut auf das Podest.

Als bester Deutscher kam Jonas Folger als Sechster ins Ziel. Er setzte sich gegen den Schweizer Tom Lüthi durch, der direkt dahinter Position sieben belegte. Sandro Cortese war zwischenzeitlich bis auf Rang elf zurückgefallen, konnte in der Schlussphase aber wieder auf Platz acht nach vorne kommen. Dominique Aegerter spielte diesmal keine Rolle im Spitzenfeld und wurde 13. Marcel Schrötter verpasste als 19. die WM-Punkteränge.

Auch die beiden Schweizer Randy Krummenacher und Jesko Raffin waren von WM-Zählern weit entfernt. Der Deutsche Florian Alt und der Schweizer Robin Mulhauser schieden vorzeitig aus. An der Spitze bestätigten Zarco, Rabat und Rins ihre derzeitige Vormachtstellung in der mittleren WM-Klasse. Auch Moto3-Weltmeister Alex Márquez konnte sich in Szene setzen und eroberte mit Platz vier sein bestes Ergebnis in der Moto2-WM. Speed-up-Speerspitze Sam Lowes zeigte von seinem 13. Startplatz eine kämpferische Leistung und wurde mit Rang fünf belohnt.

In der WM läuft alles für Zarco. Mit seinem vierten Saisonsieg vergrößerte der Franzose seinen Vorsprung auf Rabat auf 79 Punkte. "Als ich sechs Zehntel vorne war, war es nicht einfach, den Vorsprung zu halten", erzählt Zarco, der im Team von Aki Ajo fährt, von einem schwierigen Rennen. "Als der Tank leerer wurde, bekam ich ein sehr gutes Gefühl für das Motorrad. Mein Vorsprung vergrößerte sich auf eine Sekunde. Das war sehr gut. Jetzt habe ich weitere Punkte für die Meisterschaft geholt."

Bei der Jagd nach Zarco konnte Rabat einen Highsider abfangen und einen Ausfall vermeiden. "Leider ist mir dieser Fehler unterlaufen, ich wäre fast gestürzt", bedauert Rabat die entscheidende Situation – denn erst dadurch konnte sich Zarco leicht absetzen. "Ich habe versucht, die Lücke zu schließen, aber es ist mir nicht gelungen. Am Ende hat mich Rins eingeholt, aber ich habe zu 100 Prozent gepusht."

Die Entdeckung der Saison ist weiterhin Rins, der vor einer Woche in Indianapolis seinen ersten Sieg in der mittleren Klasse feiern konnte. Nun holte der Spanier in Brünn seinen sechsten Podestplatz und festigte damit WM-Rang drei. "Ich bin zufrieden, weil ich ein fantastisches Rennen gefahren bin und Druck auf Tito ausüben konnte", freut sich Rins.

Moto3: Doppelsieg für Italien

Italienischer Feiertag in der Tschechischen Republik: Niccolo Antonelli gewann das Moto3-Rennen in Brünn und feierte damit seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Den Erfolg komplettierte sein Landsmann Enea Bastianini als Zweiter. Der Südafrikaner Brad Binder kletterte als Dritter auf das Podest. Weniger erfolgreich verlief das Rennen für die drei Deutschen im Feld: Philipp Öttl holte einen WM-Punkt, während die Wildcard-Starter Max Kappler und Kevin Hanus nicht ins Ziel kamen.

Schon beim Rennstart kam es zu zwei separaten Zwischenfällen. In der ersten Kollision in Kurve eins waren vier Fahrer verwickelt, darunter auch Öttl. Wenig später gerieten im Laufe der ersten Runde vier weitere Fahrer im Mittelfeld in Kurve drei aneinander. Andrea Locatelli verpasste seinen Bremspunkt und räumte dabei drei seiner Kollegen ab. Am schlimmsten erwischte es dabei Gabriel Rodrigo, der lange im Kiesbett behandelt werden musste und anschließend mit dem Rettungswagen ins Medical Center gebracht wurde.

Das Rennen wurde deswegen kurz vor Ende der ersten Runde abgebrochen. Mit rund einer halben Stunde Verspätung ging es zum zweiten Mal los. Die Renndistanz wurde von ursprünglich 19 auf zwölf Runden verkürzt. Auch Öttl konnte wieder am Restart teilnehmen. Beim Neustart gab es keine Zwischenfälle, und die Youngster nahmen ihr Rennen auf. WM-Favorit Danny Kent übernahm sofort die Führung des etwas reduzierten Feldes.

Es entwickelte sich ein typisches Moto3-Rennen mit einer großen Spitzengruppe. Niemand konnte vorne alleine entwischen. Antonelli bog schließlich als Führender in die letzte Runde. Landsmann Bastianini machte es bis zum Zielstrich spannend, denn am Ende trennte die beiden Italiener nur eine Zehntelsekunde. "Unglaublich", jubelt Antonelli, der am Samstag seine zweite Pole Position erobert hat. Der Sieg war auch gleichzeitig sein erster Podestplatz überhaupt.

"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", meint der Schützling von Valentino Rossi weiter. "Ich habe alles für den Sieg gegeben. Die Gefühle sind unglaublich – erstes Podest und gleich der Sieg. So kann es weitergehen!" Auch für Honda war es ein Doppelerfolg. "Das Rennen war schwierig, weil ich nur als 15. gestartet bin", sagt Bastianini zu seiner Aufholjagd. "Ich konnte aber viele Fahrer überholen. Dieser zweite Platz ist für das Team und mich sehr wichtig."

KTM-Werksfahrer Binder eroberte Rang drei. "Zu Beginn der letzten Runde war ich nur Sechster, also habe ich mich dazu entschlossen, dass ich entweder stürze oder auf das Podium komme", sagt der Südafrikaner zum spannenden Finale. "Ich habe versucht, Nico einzuholen, aber er ist ein tolles Rennen gefahren. Ich freue mich sehr, weil ich das ganze Rennen hart gefahren bin. Es ist schön, wieder auf dem Podium zu sein."

Am Ende kämpften neun Fahrer um die Podestplätze. Diesmal ging Kent leer aus. Der Brite kam als Siebenter ins Ziel, führt aber die WM weiterhin souverän an: Auch wenn er Punkte auf Bastianini verloren hat, beträgt Kents Vorsprung weiterhin komfortable 45 Punkte. Pech hatte das Racing Team Germany: Alexis Masbou schied durch Sturz aus, John McPhee fuhr in der zweiten großen Gruppe und belegte Platz zehn.

Auch Öttl nahm etwas Zählbares aus Brünn mit. Eine Woche nach seinem sensationellen Podestplatz in Indianapolis belegte der Deutsche den 15. Rang und sammelte einen WM-Punkt. Die beiden weiteren Deutschen kamen nicht ins Ziel. Wildcard-Starter Max Kappler konnte nicht am Restart teilnehmen. Kevin Hanus fuhr mit seiner Honda am Ende des Feldes, schied aber vorzeitig aus. Der nächste Grand Prix findet am 30. August in Silverstone (Großbritannien) statt.

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