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WEC: Shanghai

Vierter WEC-Sieg in Folge und erster Titel seit 1986

Der Porsche 919 mit der Nummer 17 von Hartley/Bernhard/Webber triumphiert in Shanghai vor dem Schwesterauto, vorzeitiger Titel in der Hersteller-WM für Porsche. Lietz gewinnt GTE-Pro souverän.

Porsche hat im zweiten Jahr nach der Rückkehr in die Le-Mans-Szene das zweite große Ziel erreicht. Nach dem Gewinn der 24 Stunden von Le Mans im Juni dieses Jahres, sicherte man sich durch einen weiteren Doppelerfolg beim WEC-Rennen in Schanghai vorzeitig den Titel bei den Herstellern. Für Porsche ist es der erste WM-Titel seit fast 30 Jahren. Im 6-Stunden-Rennen in China feierten Mark Webber, Timo Bernhard und Brendon Hartley ihren vierten Sieg in Serie .

"Das ist der große Tag von Porsche", jubelt Mark Webber, der den 919 Hybrid nach 169 spannenden Runden bei schwierigen Bedingungen als Sieger über die Linie brachte. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen konnte Webber die Führung in der Fahrerwertung auf zwölf Zähler ausbauen. "Wer hätte nach dem Start gedacht, dass wir hier wieder einen Doppelerfolg feiern dürfen? Wir haben alles richtig gemacht. Jetzt wollen wir beim Finale auch noch den Fahrertitel holen", so die Ansage des Australiers.

Nach einem Doppelerfolg für Porsche hatte es nach dem Start tatsächlich überhaupt nicht ausgesehen. Das Rennen wurde bei starkem Regen hinter dem Safety-Car gestartet. Als das Führungsfahrzeug abbog und die Meute auf die Reise schickte, gab es zunächst einiges Spektakel. Der Audi von Andre Lotterer rückte den beiden führenden 919 enorm auf die Pelle. In der ersten freien Runde schob sich der dreimalige Le-Mans-Champion im R18 zwischen die beiden Porsches.

Startphase: Rückschlag für Porsche

"Es war schwierig einzuschätzen, wie viel Grip vorhanden war. Auf dem Weg zur sechsten Kurve bin ich dazwischen gefahren, aber zum Glück ist nicht allzu viel passiert", schildert Lotterer, der das Rennen gemeinsam mit Marcel Fässler und Benoit Treluyer auf Rang drei beendete. Bei einem leichten Kontakt zwischen dem Audi 18 von Marc Lieb gab es einen Rückschlag für die Mannschaft aus Weissach. Lieb drehte sich und musste dem gesamten Feld hinterherhecheln.

Während der Deutsche mit seinem 919 Hybrid rasant wieder in Richtung Spitze stürmte, ließ der Regen zunächst nach, sodass die Reifen phasenweise erheblich abbauten. Allerdings öffnete der Himmel dann noch einmal kurz seine Schleusen. Zahlreiche Dreher sorgten für einige Unterhaltung, Rennleiter Edoardo Freitag musste zu jenem Zeitpunkt zweimal eine "Full Course Yellow" ausrufen. Nach diesem Regenguss trocknete die Strecke jedoch langsam ab, es folgte ein Reifenpoker.

Als sich immer mehr eine trockene Fahrspur ergab, begannen die erneut chancenlosen Toyotas mit einem Experiment. Sebastien Buemi wurde mit den "Wunderreifen" von Michelin auf die Bahn geschickt. Der profillose Intermediate ("Regenslick") bot zu jenem Zeitpunkt allerdings nicht nicht ausreichend Grip. Der Schweizer war chancenlos. Das Drama um den Toyota mit der Startnummer 1 war Mahnung für die deutschen Hersteller. Audi und Porsche warteten auf Regenreifen weiter ab.

Reifenpoker bringt Spannung ins Spiel

Für die Ingolstädter ergab sich aufgrund des Boxenstopp-Rhythmus eine große Gelegenheit. Die geplanten Stopps fielen genau in ein Fenster, das den Wechsel zu den Intermediates möglich erscheinen ließ. Dadurch kam Audi noch einmal in Schlagdistanz. Mehr noch: Man führte das Rennen phasenweise sogar an. Allerdings konnte Porsche auf Regenreifen ein ähnliches Tempo fahren und die Spitze mit der Startnummer 17 schnell wieder zurückerobern.

"Wir haben nie aufgegeben", sagt Audi-Motorsporchef Wolfgang Ullrich, dessen Autos das Ziel auf den Rängen drei und vier erreichten. Im letzten Renndrittel konnte Audi zum passenden Zeitpunkt auf Slicks gehen und Porsche etwas schocken. Die R18 fuhren zeitweise fünf Sekunden pro Runde schneller als die führenden 919. "Wir haben Porsche immerhin so sehr unter Druck gesetzt, das sie einen Stopp vorziehen und somit einen zusätzlichen machen mussten. Das haben wir ganz richtig gemacht", sagt Ullrich.

An der Porsche-Box erkannten die Renningenieure um Teamchef Andreas Seidl schnell, was die Stunde geschlagen hatte. Man holte die beiden Autos vorzeitig zum Stopp, um die Audi-Aufholjagd auf Slicks zu unterbinden. Eine goldrichtige Entscheidung: Ohne diese Reaktion hätte das Rennen ganz anders ausgehen können. "Wir sind ähnlich schnell, haben aber leider zur Mitte des Rennes etwas an Boden verloren", bilanziert Ullrich aus Sicht von Audi.

Brundle bietet große LMP2-Show

Kurz vor dem Ende hatte der Porsche #18, mit dem sich Romain Dumas im vorletzten Stint noch gedreht hatte, einen großen Vorteil. Der Franzose, der sich nach seinem Zwischenfall nur noch auf Platz vier wiedergefunden hatte, musste nur noch einen "Splash-and-Dash" absolvieren und kam dadurch wieder vor die beiden R18. Man rettete vier Sekunden Vorsprung auf Lotterer/Fässler/Treluyer ins Ziel. Das Audi-Trio hat beim Saisonfinale in Bahrain in drei Wochen immerhin noch Chancen auf die Fahrerkrone.

Hinter den beiden Toyotas auf den Rängen fünf und sechs, die auf abtrocknender Piste ein gutes Tempo zeigen konnten, landete der Rebellion 12 fing in der allerletzten Rennrunde Feuer. Bis dorthin war das Auto technisch sauber gelaufen, aber Dominik Kraihamer und Alex Imperatori hatten Abflüge zu verzeichnen.

In der LMP2-Klasse bot Alex Brundle im Morgan-Nissan der Gaststarter von Pegasus eine große Show. Der Brite nutzte in den nassen Phasen des Rennens die Überlegenheit der Michelin-Regenreifen, der die Konkurrenz auf den Dunlops nichts entgegen zu setzen hatte. Brundle lag lange Zeit in Führung, aber auf trockener Strecke waren die Chancen schnell dahin. Signatech-Alpine siegte vor dem G-Drive-Nissan #26 und dem Oreca von KCMG. Die Titelentscheidung fällt erst in Bahrain.

Porsche in GTE-Pro-Klasse nicht zu packen

In der GTE-Pro-Szene war gegen den Porsche 911 RSR von Richard Lietz und Michael Christensen kein Kraut gewachsen. Das Duo in der Startnummer 91 nutzte die konzeptionellen Vorteile des 911ers im Regen konsequent aus und setzte sich vom Feld ab. Lietz konnte phasenweise sogar vor allen LMP2-Autos (!) fahren. Durch den Sieg in Schanghai hat der Österreicher seinen Vorsprung in der Meisterschaft auf beruhigende 20 Zähler ausgebaut.

Auf den zweiten Rang kam der Ferrari von Toni Vilander und Gimmi Bruni. Der 458 von AF Corse war bei trockenen Bedingungen das schnellste Auto, aber im Regen hielt man nicht mit. Das Schwesterauto von Calado/Rigon fuhr phasenweise auf dem Niveau der Startnummer 51, aber ein Reifenschaden warf das Team hinter den Porsche #92 (Makowieki/Pilet) auf den vierten Rang zurück. Aston Martin spielte in der GTE-Pro-Klasse kaum eine Rolle.

Anders bei den Amateuren: Die Vantages mit den Startnummern 98 und 96 lagen einige Zeit in Front. Allerdings konnte Paul Dalla Lana das Tempo seiner Teamkollegen Mathias Lauda und Pedro Lamy nicht einmal ansatzweise halten, Liam Griffin musste mit der #96 nach einem Reifenschaden unplanmäßig und sehr langsam zur Box. Dadurch ging der Klassensieg an den AF-Corse-Ferrari von Francois Perrodo, Rui Aguas und Emmanuel Collard.

Abgesehen von der Herstellerwertung in der LMP1-Klasse und der Teamwertung bei den privaten LMP1-Mannschaften (Sieger: Rebellion) sind noch einige Entscheidungen offen. Beim Saisonfinale in Bahrain in drei Wochen wird sich beispielsweise entscheiden, ob Mark Webber - nach zahllosen wenig erfolgreichen Versuchen in der Formel 1 - endlich doch noch einen WM-Titel einfahren kann. Die Chancen stehen nach dem Sieg an diesem Wochenende bestens.

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