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Motorrad-WM: Barcelona

The Doctor is back

Der Italiener ringt in einem dramatischen Zweikampf Marc Marquez nieder – Jorge Lorenzo fällt nach einem Zusammenstoß aus.

Fotos: MotoGP

Was sich alle MotoGP-Fans lange erhofft hatten, wurde beim Großen Preis von Katalonien der MotoGP Wirklichkeit: Ein knallharter Zweikampf zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez um den Sieg. Rossi fuhr sich von der fünften Startposition bis an die Spitze, konnte aber Marquez das ganze Rennen nicht abschütteln. In den letzten fünf Runden lieferten sich die beiden erbitterten Rivalen einen gnadenlosen, aber fairen Kampf. Am Ende setzte sich der "Doktor" um 2,652 Sekunden durch.

"Das war einer der besten Siege meiner Karriere!", jubelt der 39-Jährige nach seinem siebten Sieg in der Königsklasse auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya und seinem 114. insgesamt. Er widmet den Triumph Luis Salom. "Als er vorne lag, wurde mir klar, dass ich es schaffen kann." Entscheidend war ein Fehler von Marquez in der vorletzten Runde, nachdem sowohl er als auch Rossi das Rennen angeführt hatten. "Es war ein schönes Duell mit Valentino und die Zuschauer haben es sicher genossen", nimmt es Marquez sportlich. Im Parc Ferme schüttelten die beiden Erzrivalen sogar Hände.

Rossi hatte eine Menge Arbeit zu erledigen, um sich an die Spitze zu fahren. Vom fünften Startplatz aus hatte er nicht den besten Start und musste sich zunächst an einer Reihe von Konkurrenten vorbeiarbeiten. Auf dem Weg nach vorn zeigte er unter anderem ein sehenswertes Doppelmanöver gegen Andrea Iannone und Maverick Vinales, als er an beiden auf einen Schlag vorbeiging. In der dritten Runde war der bis dahin drittplatzierte Dani Pedrosa fällig, während Jorge Lorenzo vom Start weg das Rennen vor Marc Marquez anführte.

Drei Runden später fiel auch Marquez zum ersten Mal Rossi zum Opfer, während Lorenzo an der Spitze immer größere Probleme bekam. Eingangs der siebten Runde war die Schonfrist für den amtierenden Weltmeister dann abgelaufen: Rossi ging in Kurve eins unter tosendem Lärm der Zuschauer vorbei, Marquez schlug vier Kurven später zu. Schnell stellte sich heraus, dass Rossi Marquez nicht würde abschütteln können, als beide dem Feld aber davonfuhren. "Leider konnte ich nie eine Lücke zu ihm öffnen. Da wusste ich, es wird hart", sagt der Rennsieger.

Fünf Runden vor Schluss wurden die Samthandschuhe ausgezogen. Marquez attackierte, Rossi konterte. Mehrmals wechselte die Führung zwischen den beiden einstigen Freunden hin und her. Doch keiner von beiden konnte sich einen entscheidenden Vorsprung herausfahren. Der Honda-Pilot übernahm drei Runden vor Schluss die Spitze, musste jedoch enorm viel Energie investieren, um vorne zu bleiben. Rossi blieb dran und konterte in der vorletzten Runde in Kurve eins.

Die Entscheidung fiel eine halbe Runde später, als Marquez einen entscheidenden Fehler in Kurve sieben machte, womit Rossi der Sieg nicht mehr zu nehmen war. "Ich hatte in der Hitze die größeren Probleme, speziell mit dem Vorderreifen", so der zweimalige Champion. "Am Ende war ich einfach am Limit." Auch Marquez widmet seinen Podiumsplatz und das spannende Duell mit Rossi Luis Salom.

Iannone schießt Lorenzo aus dem Rennen

Dani Pedrosa kletterte als Dritter aufs Podium vor Maverick Vinales, der mit der Suzuki zwischenzeitlich sogar wie ein Siegkandidat aussah, aber mehrere Fehler bei Ausbremsversuchen machte. "Ich weiß nicht, was er da veranstaltet hat", wundert sich Pedrosa. Nachdem Rossi an ihm vorbei war, beharkte ihn Vinales mit wildesten Attacken ohne vorbeizukommen, was beiden den Anschluss an die drei Führenden kostete. Doch zumindest einen sollten sie bald wieder einholen.

Für Jorge Lorenzo entwickelte sich das Rennen nämlich schon sehr früh in eine schlechte Richtung und endete schließlich in einem Desaster: Nachdem Rossi und Marquez schon vorbei waren, musste er auch Pedrosa ziehen lassen. Vinales hatte es schwerer: Auch im Kampf mit Lorenzo zeigte der Suzuki-Pilot ungewohnte Schwächen bei Ausbremsversuchen. Teilweise hatte er sogar zwei Overshoots in einer Runde, wodurch Lorenzo immer wieder die Linie kreuzen und kontern konnte. Nach unzähligen Versuchen ging Vinales schließlich durch, hatte aber den Anschluss nach vorne verloren.

Lorenzo fehlte es massiv an Mid Corner Speed. Er konnte das Tempo gar nicht mehr gehen und wurde schließlich von Andrea Iannone eingeholt. Doch nicht zum ersten Mal in dieser Saison zeigte sich der Ducati-Pilot übermotiviert und schoss sich und Lorenzo in Kurve zehn aus dem Rennen. Iannone war viel zu spät auf der Bremse, das Hinterrad hob von der Strecke ab und er nahm den in die enge Spitzkehre einbiegenden Yamaha-Piloten Volley. Für beide war das Rennen auf der Stelle beendet. Lorenzo stapfte fuchsteufelswild zurück an die Box - wohl wissend, dass er die Tabellenführung an Marquez würde abtreten müssen.

Starke Leistung von Alvaro Bautista

So profitierten mehrere Fahrer von Kundenteams, die ihre beste Saisonleistung zeigten: Pol Espargaro egalisierte seinen fünften Platz aus Le Mans mit einer feinen Fahrt auf der Tech-3-Yamaha, während Cal Crutchlow (LCR-Honda) mit Rang sechs auf einen Schlag seinen Stand auf dem Punktekonto verdoppelte. Hinter Andrea Dovizioso (Ducati/7.) fuhr Alvaro Bautista mit der Aprilia auf einen hervorragenden achten Platz vor Danilo Petrucci (Pramac-Ducati/9.) und Jack Miller (Marc-VDS-Honda/10.).

Die meisten Positionen im Rennen abgeben musste Hector Barbera (Avintia-Ducati/11.), der nicht ansatzweise an seine hervorragende Qualifying-Performance anknüpfen konnte. Seinen vierten Startplatz konnte er nicht umsetzen und schon nach der ersten Runde lag er außerhalb der Top 10. Stefan Bradl (Aprilia) fuhr auf die zwölfte Position, aber angesichts der Leistung seines Teamkollegen Bautista wird er damit kaum zufrieden sein.

Die Saison 2016 der Motorrad-Weltmeisterschaft wird vom 24. bis 26. Juni fortgesetzt, wenn die Dutch TT in Assen auf dem Programm steht, bei der das Rennen erstmals am Sonntag stattfinden wird.

Moto2: Zarco siegt, Cortese mit technischem Defekt

Johann Zarco hat sein Versprechen in die Tat umgesetzt und beim Großen Preis von Katalonien dank cleverer Fahrweise den Sieg geholt, um damit seinem verstorbenen Moto2-Kollegen Luis Salom zu gedenken. "Wie ich gestern schon gesagt habe, widme ich diesen Sieg Luis. Wir werden auf dem Podium alle an ihn denken", versicherte der Franzose, der für Ajo Motorsport in Barcelona bereits einen dritten Saisonsieg einfuhr. Alex Rins und Takaaki Nakagami komplettierten das Podium.

Den Start zum Barcelona-Rennen hatte zunächst der Schweizer Tom Lüthi für sich entschieden, der von drei an die Spitze stürmte, jedoch schon kurz darauf von Pole-Setter Rins und Zarco eingefangen wurde. Danach setzte sich das Doppelgespann an der Spitze schnell ab, während sich dahinter mittelschwere Dramen abspielten. Simone Corsi und Lorenzo Baldassarri kollidierten spektakulär. Corsi musste das Rennen daraufhin aufgeben. Baldassarri wurde am Ende immerhin noch Vierzehnter.

Sandro Cortese ereilte in Runde sechs ein Defekt: Der Kühler des Deutschen hatte einen Haarriss, weshalb Flüssigkeit ausgetreten und verdampft war. Auch Dominique Aegerter und Danny Kent mussten ihr Rennen wegen technischer Probleme vorzeitig beenden. Indes belauerten sich Rins und Zarco an der Spitze weiter. "Ich habe mir gesagt, ich bleibe hinter ihm", erklärt Zarco seine Strategie. "Ich habe die Runden hinter ihm genutzt, um zu verstehen, wo ich besser sein kann."

Dahinter drehte Lüthi einsam seine Runden, während Alex Marquez und Hafizh Syahrin sich um Rang vier duellierten. Doch für den Spanier endete der Heim-Grand-Prix nach einem Vorderradrutscher abermals im Kiesbett. An der Spitze kam es sieben Runden vor Schluss dann zum rennentscheidenden Überholmanöver: Zarco ging an Rins vorbei und behielt die Führung bis zum Zielstrich. Im Zweikampf mit Nakagami, der auf Lüthi aufgeschlossen hatte, zog der Schweizer den Kürzeren. Damit stand das Podium fest.

"Alex war von Beginn an sehr stark", würdigt der Barcelona-Sieger die Leistung seines Gegners. "Bis Kurve sieben war ich immer schneller als er, aber dann im letzten Sektor war ich besser", analysiert er weiter. Sein Plan, Rins zu studieren und im passenden Moment an ihm vorbeizugehen, sollte genau aufgehen: "Sechs, sieben Runden vor Schluss hat die Pace gestimmt. Dann wollte ich es riskieren. Es hat genauso funktioniert, wie ich es geplant hatte", freut sich Zarco.

Der zweitplatzierte Rins gibt zu: "Zarco war vielleicht etwas cleverer als ich. Er ist hinter mir geblieben und hat meine Linien studiert. Aber egal, ich bin glücklich mit dem Rennen und dem zweiten Platz. Das alles ist nur für einen: Luis Salom. Er war ein Großer", sagt der Spanier bei seinem Heimrennen. Er und auch Zarco machten nach ihrer Zieldurchfahrt in Kurve 12 Halt, wo Salom am Freitag zu Sturz gekommen war, und gedachten ihrem Kollegen mit ein paar Burnouts.

Nakagami konnte mit Rang drei in Barcelona sein erstes Podium der Saison feiert. "In der ersten und zweiten Runde gab es viel Verkehr. Mit Baldassarri hatte ich einen guten Fight. Aber ich habe versucht, meinen Rhythmus zu behalten, weil ich gesehen habe, dass ich Lüthi näher komme", schildert er sein Rennens. Sam Lowes kam über einen sechsten Platz nicht hinaus - und gab die WM-Führung an Rins ab, der nunmehr mit 116 Punkten führt. Jonas Folger wurde Siebter, Marcel Schrötter Zehnter.

Moto3: Jorge Navarro sichert sich ersten Moto3-Sieg

Der Spanier Jorge Navarro hat bei seinem Heimrennen in Barcelona den ersten Saisonsieg seiner Karriere in der Motorrad-WM gefeiert. Der Moto3-Pilot setzte sich beim Großen Preis von Katalonien gegen den aktuell WM-führenden Brad Binder und Enea Bastianini durch. Binder hatte die letzten drei Rennen für sich entschieden, musste den Sieg auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya dieses Mal jedoch Navarro überlassen.

Der Honda-Pilot war von Rang drei aus hinter Binder und Niccolo Antonelli ins Rennen gegangen und hatte sich vom Start weg in der Führungsgruppe behaupten können, die bis zur Rennhälfte beinahe jede Runde von einem anderen Fahrer angeführt wurde. Während Antonelli abreißen lassen musste und bei seiner Aufholjagd acht Runden vor Schluss schließlich stürzte, hatte sich vorn eine kompakte Gruppe aus acht Fahrern gebildet.

Zuletzt kämpften neben Navarro, Binder und Bastianini vor allem Romano Fenati, Nicolo Bulega und Gabriel Rodrigo um einen Platz auf dem Podium. Letzterer bezahlte seinen Übermut bei zwei verbleibenden Runden jedoch mit einem Sturz. Während Navarros Vorsprung ausreichte, um seine Honda sicher ins Ziel zu bringen, presste sich Binder noch ein Fenati vorbei und konnte den Italiener bis zum Zielstrich hinter sich halten.

Ganz glücklich war der Südafrika mit dem Ergebnis nicht ganz. "Einerseits bin ich etwas enttäuscht, weil ich das Gefühl hatte, dass ich stärker war als die anderen. Aber am Ende des Tages freue ich mich über das Podium, denn das hätte auch mit null Punkten ausgehen können", sagt Binder. Beim Überholversuch von Rodrigo, der zu Sturz kam, wäre auch der KTM-Pilot beinahe zu Fall gekommen. "Ich weiß nicht, wo Rodrigo hin wollte, denn ich war innen. Ich hatte Glück, dass ich nicht gestürzt bin."

Bastianini und Navarro zeigten sich indes zufrieden. "Ich bin sehr glücklich mit dem Podium. Dieses Jahr war für mich bisher schwierig. Dieses Podium heute bedeutet mir und meinem Team daher sehr viel", freut sich Bastianini, der die Zweikämpfe mit Navarro, Fenati und Binder nach eigenen Aussagen genoss: "Es gab viele Überholvorgänge, es war fantastisch." Seinen Podiumserfolg widmete er nicht nur seinem Team, sondern auch dem am Freitag verstorbenen Moto3-Kollegen Luis Salom.

Ihm gedachte auch Barcelona-Sieger Navarro. "Heute morgen bin ich aufgestanden und habe gedacht: Heute muss ich gewinnen - für Luis", erklärt der Spanier. "Ich habe das ganze Rennen über zu 100 Prozent gepusht und das hat sich am Ende ausgezahlt", so Navarro weiter. Den Pokal auf dem Siegerpodest schenkte er mit einer Geste gen Himmel Salom. Alle drei Piloten zogen sich zum Gedenken auf dem Treppchen Shirts mit der 39, Saloms Startnummer, über.

In der WM-Tabelle führt Binder trotz seines zweiten Platzes in Barcelona noch immer mit einem komfortablen Vorsprung von 44 Punkten vor Narvarro (103 Punkte) und Fenati (80 Punkte). Der Deutsche Philipp Oettl kam beim Großen Preis von Katalonien über einen 17. Platz nicht hinaus. Mit 27 WM-Punkten nach sieben von 18 zu fahrenden Rennen liegt der KTM-Fahrer auf Rang 15.

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