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Motorrad-WM: Misano

Pedrosa vereitelt Rossis Heimsieg

Im spannenden Misano-GP kämpft sich Dani Pedrosa mit weichem Vorderreifen von Startplatz acht zum sensationellen Sieg – Yamaha und Marquez ohne Chance.

Fotos: RedBullContenPool, DaniPedrosa@Twitter

Valentino Rossi (Yamaha) hat den Heimsieg in Misano verpasst, obwohl er schneller fuhr als seine direkten Rivalen Jorge Lorenzo (Yamaha) und Marc Marquez (Honda). Aber Dani Pedrosa (Honda) fasste sich ein Herz und zeigte eine Form, die ihm die ganze Saison bislang gefehlt hat. Der Spanier nahm einen weichen Vorderreifen aus und ließ alle alt aussehen. Er gewann den Grand Prix di San Marino e della Riviera di Rimini vor Rossi und Lorenzo. Marquez verpasste das Podium.

Für den Honda-Piloten ging damit eine Durststrecke von fast einem Jahr zu Ende. Zuletzt hatte er genau vor elf Monaten in Motegi den Großen Preis von Japan 2015 gewonnen. Das Rennen in Misano Adriatico markierte das erste Mal, dass Pedrosa mit der 2016er-Honda RC213V siegfähig war. "Ich bin sehr glücklich, denn zuletzt war es enorm schwierig", freut sich der 30-Jährige. Seine starke Rennpace hatte er bereits in diversen Freien Trainings unter Beweis gestellt. "Das ganze Wochenende über habe ich mich gut gefühlt, außer im Qualifying", bestätigt er. Pedrosa ist der achte Sieger der MotoGP-Saison 2016.

Zunächst deutete nicht viel auf einen Pedrosa-Sieg auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli hin, da zunächst die üblichen Verdächtigen sich an der Spitze einnisteten. Lorenzos Plan, vom Start weg vorne davonzufahren, ging nicht auf, weil Rossi mithalten konnte. Für einmal stand die Welt Kopf: Rossi setzte sich Ende der zweiten Runde mit einem Block Pass in der Haarnadel an die Spitze - mit einer so frühen Atacke hatte niemand gerechnet. Zur Freude der Tifosi konnte er sich recht schnell freie Luft verschaffen, der Abstand pendelte dann rund um eine Sekunde herum.

Pedrosa überrumpelt Spitzentrio

Von hinten stürmte zu diesem Zeitpunkt bereits eine HRC-Honda heran, doch es war diejenige von Marc Marquez. Dieser musste sich nach verhaltenem Start zunächst an Andrea Dovizioso (Ducati) und Maverick Vinales (Suzuki) vorbeiarbeiten. Diese reichte er dann an Pedrosa weiter, der zunächst einmal mit dem Kampf um Platz vier beschäftigt war. Marquez brauchte bis zur neunten Runde, um an Lorenzo heranzukommen. Dort verharrte er zunächst, während Rossi an der Spitze durchatmete. Das Tempo pendelte sich bei 1:33.3 Minuten ein. "Ich habe im Kampf mit Lorenzo alles gegeben und dachte, mein Rhythmus würde reichen, um zu gewinnen", gibt Rossi zu.

Weit gefehlt: Während sich alles auf einen Kampf der drei Großen einrichtete, schaltete sich Pedrosa allmählich ein. Einmal in freier Fahrt, knallte er sensationelle Rundenzeiten aufs Parkett und fuhr sich immer dichter an das Führungs-Paket heran. Sein Geheimnis: Ein weicher Vorderreifen, was sich für ihn als goldrichtig erwies. Diese Wahl traf sonst nur noch Michele Pirro (Ducati), der den Soft aber nicht wie Pedrosa nutzen konnte und Siebter wurde. Rossi, Lorenzo und Marquez fuhren vorne Medium, hinten nutzten alle Fahrer den mittelharten Michelin-Slick.

Mit Beginn der zweiten Rennhälfte griff der kleine Spanier in den Kampf an der Spitze ein und ließ Teamkollege Marquez stehen, der daraufhin zurückfiel. Zwölf Runden vor Schluss war Jorge Lorenzo fällig. Die Frage war nun, ob der Spanier auch noch Rossi würde gefährden können. "Ich habe mich auf meinen Rhythmus konzentriert, das war der Schlüssel zum Erfolg", sagt Pedrosa. "Meine Pace war sehr konstant, an einigen Punkten auf der Strecke konnte ich meine Stärken ausspielen." Nach drei Runden war er an der Yamaha dran.

Rossi kämpft bis zum Schluss

Eine Runde lang legte er sich den Doktor zurecht und überholte ihn sieben Runden vor Schluss ähnlich hart wie Rossi zuvor Lorenzo. Der Lokalmatador blieb zäh und gab bis zur letzten Runde alles, um Pedrosa nicht davonziehen zu lassen. Doch er musste große Risiken gehen und machte mehrere Fehler. Pedrosa fuhr einen verdienten Sieg nach Hause; Rossi musste sich mit Platz zwei begnügen, worüber er sichtlich enttäuscht war. Er gibt zu: "Ich habe maximal Mögliche versucht, aber er hatte die bessere Pace. Nun ist es der zweite Platz, gerade hier in Misano ist es schade. Ich wollte gewinnen. Aber heute war es nicht möglich."

Jorge Lorenzo konnte den Kampf zwischen Pedrosa und Rossi zwar aus der Loge verfolgen, aber nie wirklich eingreifen. Nach der "Runde seines Lebens" im Qualifying kam er im Rennen nicht wirklich zurecht: "Mir fehlten ein bis zwei Zehntel. Damit kann ich nicht zufrieden sein. Ich hatte erwartet, um den Sieg mitkämpfen zu können." Dennoch bewies er Sportsgeist und gratulierte Pedrosa zum Sieg: "Ich freue mich für Dani. Er hat eine schwere Zeit hinter sich und sich das hier wirklich verdient."

Marquez wird sich bei Pedrosa für die Schützenhilfe bedanken, denn er baute in der zweiten Rennhälfte stark ab und hatte am Ende 15 Sekunden Rückstand. Mit sieben Punkten Verlust gegen Rossi betrieb er dank Pedrosas Sieg Schadensbegrenzung - sein Vorsprung in der WM-Wertung liegt noch immer bei komfortablen 43 Punkten. Hinter ihm kam Maverick Vinales ins Ziel, der mit einem harten Vorderreifen gepokert hatte, was aber klar die falsche Entscheidung war. Teamkollege Aleix Espargaro rutschte mit diesem sogar raus.

Das Ducati-Team hatte beim Heimspiel wenig zu feiern: Auf einer Strecke, die der Desmosedici naturgemäß mangels langer Geraden nicht entgegenkommt, holten Andrea Dovizioso und Michele Pirro die Plätze sechs und sieben. Andrea Iannone war bereits am Freitag schwer gestürzt und erholt sich derzeit von einer Brustwirbel-Fraktur. Cal Crutchlow (LCR-Honda) sah die Zielflagge als Achter, erhielt aber wegen Track Limits eine Zeitstrafe, die ihn Pol Espargaro (Tech-3-Yamaha) zurückwarf. Die Top 10 komplettierte Alvaro Bautista, dessen Aprilia-Teamkollege Stefan Bradl hinter Danilo Petrucci (Pramac-Ducati) Zwölfter wurde.

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