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Rot-weiß-roter Angriff

Im Rahmen des Motorrad-Grand-Prix am Red Bull Ring hat KTM sein Bike für die MotoGP-Saison 2017 vorgestellt.

Fotos: KTM

Der heimische Motorrad-Hersteller KTM hat am Samstag in Spielberg sein MotoGP-Bike für die Saison 2017 präsentiert. Vor zahlreichen prominenten Gästen, darunter die Ex-Formel-1-Piloten Mark Webber und Gerhard Berger, wurde die in den Farben Orange und Dunkelblau gehaltene KTM RC16 enthüllt. KTM-Chef Stefan Pierer: "Es ist mein Lebenstraum, Weltmeister in der MotoGP-Klasse zu werden." Das neue Team wird erstmalig beim letzten Grand Prix des Jahres im spanischen Valencia mit Wildcard-Fahrer Mika Kallio an den Start gehen und in der MotoGP-Saison 2017 mit den Fahrern Bradley Smith und Pol Espargaro vertreten sein.

Riesig war das Interesse bei der offiziellen Präsentation am Samstagmittag im Media Center des Red-Bull-Rings. "Das ist ein super-spezieller, emotionaler Moment für mich", macht KTM-Vorstandsvorsitzender Pierer keinen Hehl aus seinen Gefühlen. Er spricht vom ambitioniertesten und prestigeträchtigsten Projekt der Firmengeschichte und setzt sich und seiner Mannschaft hohe Ziele: "Wir werden unsere Lernkurve brauchen, aber wir werden das Podium erreichen. Am liebsten innerhalb von drei Jahren..."

Einen konkreten Zeitrahmen für den Gewinn der Weltmeisterschaft will Pierer nicht nennen, das MotoGP-Projekt ist gemeinsam mit Sponsor Red Bull aber langfristig angelegt: "Wir haben viel Geduld. Wir haben zehn Jahre gebraucht, um die Supercross-Championship in den USA zu gewinnen. Wenn wir zehn Jahre brauchen, um MotoGP-Weltmeister zu werden, dann werden wir so lange nicht aufgeben.“

Für Motorsport-Direktor Pit Beirer sind seit der Ankündigung des MotoGP-Comebacks vor rund zwei Jahren aufregende Wochen und Monate vergangen. "Wenn unser Chef Stefan Pierer ein Ziel hat, dann lässt er nicht locker. Es waren harte Monate, die uns ans Limit getrieben haben. Wir mussten eine neue Rennabteilung ins Leben rufen, neue Räumlichkeiten und Fahrzeuge finden und vor allem gutes, neues Personal auftreiben. Jetzt sind wir stolz, hier zu sein und in die höchste Kategorie des Motorradsports einzusteigen", sagt Beirer.

Der ehemalige Motocross-Fahrer lässt keinen Zweifel daran, dass KTM bereit ist, um sich in der MotoGP als ernsthafter Wettbewerber zu etablieren. "Wir haben zwei Crews, die sofort loslegen könnten. Unser Rennteam ist nicht erst in Katar 2017 bereit, sondern schon jetzt", so der Motorsport-Direktor, der seine Truppe mehr als gut im Zeitplan sieht. Kommende Woche stehen für die RC16 weitere Testfahrten im italienischen Misano an, ehe noch in Aragon und in Brünn getestet wird. Der letzte Test steigt schließlich in Valencia, wo der finnische Pilot Kallio Mitte November beim letzten Saisonrennen mit einer Wildcard den ersten Renneinsatz des Bikes bestreiten wird.

Kallio, KTM-Vizepräsident Mike Leitner und der Technische Direktor Sebastian Risse enthüllten bei der offiziellen Präsentation in Spielberg die Maschine. Die RC16 wartet mit zwei technischen Merkmalen auf, die zwar typisch für KTM sind - aber untypisch für die MotoGP: ein Stahl-Gitterrohrrahmen und Fahrwerkskomponenten vom hauseigenen Spezialisten WP Suspension. "Wir haben viel Erfahrung bezüglich des Stahl-Rahmens. Er hat einige Vorteile: Er lässt sich leichter modifizieren und updaten, die ganze Entwicklungsschleife geht etwas schneller von der Hand", so Risse.

Bei Testfahrten in Spielberg im Juli konnten Kallio und Tom Lüthi solide Rundenzeiten fahren. Knapp zwei Sekunden lag Kallio nach zwei Tagen hinter der künftigen Konkurrenz und zeigt sich zufrieden mit der Entwicklungsarbeit: "Es gibt keinen speziellen Punkt, der uns große Schwierigkeiten bereitet. Klar müssen wir uns in allen Bereichen noch verbessern, aber das Gefühl auf dem Bike ist gut." So sieht es auch Motorsport-Direktor Beirer, der von positiven Tests spricht: "Wir haben sehr gute Motoren, nichts ging kaputt, wir konnten deshalb viele, viele Runden drehen, verschiedene Sachen und Strecken ausprobieren und viel dazulernen."

Die Gründe für den MotoGP-Einstieg erläutert KTM-CEO Pierer: "Wir sind zur größten Motorradfirma in Europa aufgestiegen. Deshalb müssen wir nun den letzten Schritt machen. Wir sind die führende Firma im Offroad-Bereich, wir dominieren da im Grunde in allen Kategorien. Vor 15 Jahren haben wir uns entschieden, auch in den Sektor der Straßenmaschinen einzusteigen. Inzwischen verkaufen wir mehr als 60 Prozent unserer 200.000 Motorräder im Jahr im Onroad-Bereich. Um auf dem höchsten Level des Motorradsports akzeptiert zu werden, musst du in der MotoGP-WM fahren. Jetzt ist die richtige Zeit", so der Manager.

Außer Marketing-Aspekten gebe es noch weitere Gründe für das MotoGP-Engagement. "Es geht auch um Technologien, die entwickelt werden und irgendwann in die Serienproduktion einfließen", erklärt Pierer. Für Renndirektor Beirer steht die Perspektive im Vordergrund, die KTM nun seinen jungen, im eigenen Haus ausgebildeten Fahrern bieten kann: "Wir haben gemeinsam mit Red Bull so viele tolle Fahrer hervorgebracht, die wir nach der Moto3 gehen lassen mussten. Nun können die Besten bei uns bleiben. Mein Traum ist es, mit einem jungen Fahrer bei KTM im Rookie Cup zu starten, der dann auch eines Tages in der MotoGP für uns fährt.“

Beim Rennwochenende in Spielberg sind insgesamt 59 Motorräder von KTM auf der Strecke, vom ADAC Junior-Cup über den Red-Bull-Rookies-Cup bis zur Moto3. Kommendes Jahr startet man mit zwei Werksmaschinen in der Moto2 und den beiden RC16 in der MotoGP. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta begrüßt die verstärkten Aktivitäten von KTM: "Dieses Projekt ist sehr wichtig für uns. Wir haben jetzt ein gutes Gleichgewicht mit drei japanischen und drei europäischen Herstellern. Ich bin sicher, dass auch die MotoGP für KTM ein großer Erfolg werden wird", so Ezpeleta.

Befürchtungen vieler Fans, dass unter dem MotoGP-Engagement die Aktivitäten im Motocross leiden werden, zerstreut KTM-Boss Pierer: "Wir werden Offroad nicht vernachlässigen. Diese Bedenken gab es schon vor 15 Jahren, als wir uns entscheiden haben, auf die Straße zu gehen. Wir nehmen alles, was wir machen, sehr ernst", so Pierer. Ein Engagement als Motorenlieferant in der Moto2, wie ursprünglich von der Dorna gewünscht, oder einen Einstieg in die Superbike-WM schloss er dagegen kategorisch aus. Am Rennsonntag in Österreich werden die Testfahrer Kallio und Alex Hofmann einige Demonstrationsrunden mit der RC16 auf dem Red-Bull-Ring drehen.

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