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Indy 500

Sato gewinnt – Alonso mit Motorschaden

Takuma Sato (Andretti) siegt in einem spannenden Rennen - Fernando Alonso mit Formel-1-typischem Drama: Honda-Motor geht hoch!

Fotos: SkySportsF1/Motorsport/LAT@Twitter
Videos: Indycar@Twitter

Takuma Sato heißt der Sieger der 101. Auflage des berühmten Indy 500 in Indianapolis. Mit einem lauten Schrei im Teamfunk ließ der 40-jährige Japaner seinen Emotionen bei der Zieldurchfahrt freien Lauf. Der Ex-Formel-1-Pilot, der 2012 knapp im Indy-500-Sieg vorbeischrammt war, setzte sich in einem finalen Sprint über elf Runden gegen Halio Castroneves (Penske) und Rookie Ed Jones (Dale Coyne) durch. Der bis kurz vor dem Ende führende Max Chilton (Ganassi) landete auf Rang vier hier alles in der Chronologie nachlesen!.

"Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, einfach unglaublich", so Sato nach 200 intensiven Runden im Oval. Der Japaner nahm von der traditionellen Siegermilch nicht nur einen kräftigen Schluck, sondern funktionierte sie mit einem beherzten Guss aus dem Tetrapak gleich zur Gesichtsmilch um. "Diesmal lief alles mal für mich. Ich habe mir quasi heute das abgeholt, was ich 2012 hier verloren hatte." Vor fünf Jahren hatte er einen sicher geglaubten Sieg am Ende an Dario Franchitti verloren.



Der spätere Sieger hatte sich über weite Strecken des Rennens zwar im Vorderfeld positioniert, aber dennoch meist bescheiden zurückgehalten. Am Ende standen nur 17 Führungsrunden für Sato zu Buche, einige andere Piloten war da erheblich länger an der Spitze gefahren. "Bis drei Runden vor dem Ende war noch gar nichts klar", so der 40-Jährige aus Tokio. Das Rennen mündete nach der neunten und letzten Gelbphase in einen Sprint über elf Runden.

Castroneves: So knapp an viertem Sieg vorbei

Zunächst hatte Max Chilton nach einem taktisch glücklichen Zug beim Restart in Front gelegen und seine 50 Führungsrunden vollgemacht. Der Brite, der im letzten Stint zum Spritsparen verdammt war, konnte sich bis Runde 194 in Front halten, aber dann zogen Helio Castroneves und Takuma Sato, wenig späte rauch Rookie Ed Jones vorbei. Der Brasilianer lag in Führung, dann schlug der Japaner vier Runden vor dem Ende zurück und setzte sich endgültig durch.

"Wir waren immer wieder Seite an Seite. Aber dann hatte ich das Gefühl, dass die Chance da ist. Da gab es nur noch Vollgas. Ich konnte dann sogar noch etwas wegziehen. Es war super", jubelt Sato. "Innerhalb des Penske-Teams war es heute mein großer Tag. Leider hatte Sato heute das etwas glücklichere Ende", schildert Castroneves, der nach Platz zwei kaum Trauer tragen mochte. "Schaut her, was mich glücklich macht: Meine kleine Tochter kommt zu ihrem Papa und gratuliert ihm." Wenig später machte ein gut gelaunter Castroneves zahlreiche Selfies mit begeisterten Fans.

Dass die Stimmung des dreimaligen Indy-500-Siegers so gut blieb, war alles andere als selbstverständlich. Schließlich hätte sich Castroneves mit einem vierten Erfolg in die Geschichtsbücher bringen können: Ein weiterer Erfolg hätte ihn in die Riege der Rekordsieger AJ Foyt, Rick Mears und Al Unser gebracht. "Ich wollte uns allen sehr gern einen vierten Sieg schenken. Nicht falsch verstehen: Ich würde das schon extrem gern, aber es hat eben heute nicht ganz gereicht. Honda hatte viel Power, Chevy war da etwas hinterher."

Honda schnell, aber fragil: Nicht nur Alonso leidet

In der Ergebnisliste tauchte hinter Sato, Castroneves, Jones, Chilton und Tony Kanaan in Juan Pablo Montoya der zweitbeste Chevrolet-Pilot erst auf Rang sechs auf. Indianapolis war am Sonntag eindeutig Honda-Revier - so hatte es sich zuvor bereits abgezeichnet. Der japanische Hersteller musste jedoch auch Federn lassen. Unter anderem ereilte den berühmtes Indy-500-Rookie des Jahres ein Schicksal, das aus der Formel 1 bestens bekannt ist: Motorschaden bei Fernando Alonso!

Der Spanier war einer der unbelohnten Helden des Rennens. Der Formel-1-Superstar zeigte eine beeindruckende Leistung, sammelte viele Führungsrunden (27) und war bis 21 Runden vor dem Ende immer noch im Kampf um den Sieg. Die Sensation blieb allerdings aus. Nach 179 von 200 Umläufen gab das Honda-Aggregat im Heck des Alonso-Autos auf - wie so oft in der Formel 1. Alonso wurde mit Standing-Ovations von den Fans auf den Tribünen gefeiert.

"Natürlich bin ich enttäuscht", sagt der Spanier. "Bei jedem Rennen, das ich angehe, möchte ich auch ins Ziel kommen. Aber ich bin hierher gekommen, um mich selbst einer Herausforderung zu stellen und diese zu meistern. Dass ich in der Formel 1 mit allen mithalten kann, das weiß ich. Aber es war toll zu sehen, dass ich auch im IndyCar-Umfeld ganz gut mithalten kann." Alonso überzeugte die Beobachter mit klugen Manövern im Verkehr und konsequenten Überholmanövern. Wie ein Rookie trat der Spanier definitiv nicht auf.



Viel Glück: Wilder Crash von Polesetter Scott Dixon

"Der ganze Tag war von Anfang an eine sehr schöne Erfahrung. Das fing an mit der Präsentation und zog sich dann im Rennen weiter. Hat Spaß gemacht", fasst Alonso seinen Ausflug ins Oval zusammen. Die Frage nach der Rückkehr 2018 wollte er noch nicht beantworten. "Das kommt jetzt etwas früh", so die Reaktion. Die gute Laune ließ sich Alonso selbst von einem Honda-Schaden nicht vertreiben. Aus Spaß gönne sich Alonso vor versammelter Medienschar einen Schluck Milch aus dem Tetrapak...

Für einige Mitfavoriten war der Kampf um den möglichen Triumph ebenfalls vorzeitig beendet. Polesetter Scott Dixon (Ganassi) wurde vom Wrack des Schmidt-Peterson-Chevy von Jay Howard in einen wilden Flug geschickt. Nach einem ahrten Einschlag auf die Mauer war der Neuseeländer zwar unverletzt, aber aufgrund seines Pechs untröstlich. "Ich konnte nichts machen, einfach extrem schade", so der Neuseeländer, der bei seinem ungewollten Abheben über das fahrende Auto von Helio Castroneves geflogen war.

"Als ich sah, dass die Nummer 77 in die Mauer geht, da war mir klar, dass das Auto zurückprallen würde - aber niemals hätte ich gedacht, dass es so heftig sein würde. Als ich Scott dann aufsteigen sah, wollte ich einfach irgendwie ausweichen. Ich habe den Kopf eingezogen und die Augen zugemacht. Als ich wieder hingeschaut habe, war ich im Gras, aber sonst okay", schildert Castroneves die Szene aus Runde 53.

Fernando Alonso deutet schließlich doch Rückkehr an

Beim zwischenzeitlichen Abbruch überprüfte die Penske-Mannschaft das Auto des Brasilianers und stellte dabei fest, dass einige Teile des fliegenden Dixon-Fahrzeugs den Frontflügel und die Winglets am Heck des Autos von Castroneves beschädigt hatten. Großes Glück für beide Beteiligten: Niemand wurde bei dem heftigen Zwischenfall verletzt. "Vielen Dank an Dallara, die ein solch sicheres Chassis gebaut haben", hieß es unisono von Dixon und Howard.


Ein weiterer großer Pechvogel: Ryan Hunter-Reay. Der IndyCar-Champion von 2012 lieferte sich zu Beginn des letzten Renndrittels einen herzerfrischenden Kampf gegen Andretti-Teamkollege Alonso um die Spitze. Die Führung wechselte mehrfach zwischen den beiden Honda-Fahrern, aber dann hauchte das Aggregat im Heck des Andretti-Autos des Texaners mit einer blauen Wolke sein Leben aus. Vorjahressieger Alexander Rossi fiel aus dem Kampf um den Sieg, weil zwischenzeitlich die Tankanlage streikte.

Aufgrund der auch in Indianapolis fragilen Honda-Antriebe gab es viele lange Gesichter, aber bei Fernando Alonso war die Erfahrung positiv überlagert. "Wenn ich zurückkomme, weiß ich schon, wie es hier ist, wie es sich anfühlt. Das zweite Mal wäre sicher schon ein bisschen leichter. Hat wirklich Spaß gemacht", sagt er. "Mein Dank gilt IndyCar, Indianapolis, den Fans. Das war eine der schönsten Erfahrungen in meiner Karriere!" In der Gesamtwertung der IndyCar hat Castroneves die Spitze übernommen.

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