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Motorrad-WM: Mugello

Sieg für Dovizioso - Rossi verpasst Podest

Ducati und Andrea Dovizioso jubeln in Mugello über den ersten Saisonsieg - Maverick Vinales auf Platz zwei, Valentino Rossi wird Vierter.

Fotos: Michelin, MatteoPasini, M16NO@Twitter

Andrea Dovizioso siegt trotz Krankheit in Mugello und sichert sich den ersten Ducati-Sieg der MotoGP-Saison 2017. Dabei konnte der italienische Hersteller auf seiner Heimstrecke gleich doppelt jubeln. Denn mit Danilo Petrucci schaffte es mit Rang drei eine zweite Ducati auf das Podium. Maverick Vinales (Yamaha) holte auf Platz zwei wichtige WM-Punkte. Valentino Rossi verpasste das Podium als Vierter knapp.

Dabei erwischte der Lokalheld zunächst einen perfekten Start in den Großen Preis von Italien und stürmte im gelben Nebel der Fan-Tribünen an die Spitze, hinter ihm Teamkollege Vinales und Ducati-Pilot Jorge Lorenzo, der sich aus dem Stand von sieben auf drei verbesserte. Der Spanier nutzte den Vorteil der Medium-Reifen aus, um in der Anfangsphase zu pushen und ging - dank Ducati-Power - wenig später am Yamaha-Duo vorbei in Führung.

Diese konnte Lorenzo jedoch nicht lange verteidigen. Während er Position um Position verlor, entbrannte an der Spitze ein teaminterner Kampf zwischen Rossi und Vinales, deren härtere Reifenmischung nun die richtige Betriebstemperatur erreicht hatte. Während Vinales die Spitze übernahm, heftete sich Rossi an dessen Fersen. Dahinter hielten Dovizioso und Petrucci den Anschluss und setzten sich vom Rest des Feldes merklich ab.

Geschwächter Dovizioso fährt souveränen Sieg ein

Beide schickten sich zur Rennmitte schließlich an, die Yamahas mehr und mehr unter Druck zu setzen und schnappten sich einer nach dem anderen erst Rossi und schließlich Vinales. Die Honda-Piloten waren zu diesem Zeitpunkt bereits raus aus dem Kampf um die Podestplätze: Marc Marquez kämpfte mit Alvaro Bautista (Aspar-Ducati) um Rang fünf. Teamkollege Dani Pedrosa war sogar auf den zwölften Platz zurückgefallen.

In den letzten vier Runden begann die Ducati-Doppelführung dann wieder zu wackeln. Vinales kämpfte sich an Petrucci vorbei und versuchte, die Lücke zu Dovizioso an der Spitze zu schließen. Sein Vorsprung war bereits auf über eine Sekunde angewachsen. Dabei hatte der Italiener in der Startaufstellung noch eingeschränkt, dass er sich wegen einer Magen-Darm-Infektion körperlich äußerst geschwächt fühlte und hoffe, die Renndistanz zu überstehen.

Doch der Ducati-Pilot konnte den Sieg souverän ins Ziel retten und sich zum ersten Italiener krönen, der auf einer Ducati in Italien gewinnt. Für Dovizioso, der in der MotoGP bisher zwölf erste Plätze feierte, mit Sicherheit ein Highlight seiner Karriere. "Das Rennen war sehr emotional", gibt er zu und spricht seine Fitness an: "Vor dem Rennen hatte ich nur wenig Energie, was gar nicht gut ist vor dem Rennen in Mugello."

Petrucci freut sich über zweites Podest seiner Karriere

Doch die Unterstützung von Ducati und den Fans sei groß gewesen und dementsprechend auch die Motivation: "Ich wollte diesen Sieg unbedingt. Das ist ein Traum für jeden italienischen Fahrer, der heute wahr wird." Daher jubelte auch Landsmann Petrucci über seinen Podestplatz. "Es ist einfach unglaublich. Ich kann nicht glauben, was passiert ist", ist er ganz perplex. "Ich möchte meine Fans, meiner Familie und allen danken, die das möglich gemacht haben."

Zwischendurch hielt der Pramac-Ducati-Fahrer sogar einen Sieg für möglich: "Ich habe mich stark gefühlt und geglaubt, dass ich das Rennen gewinnen könnte. Als ich dann aber bei Dovi angekommen bin, war ich fertig und hatte keine Luft mehr. Mein Hinterreifen hatte ich ebenso Probleme, daher bin ich bei Vinales geblieben und habe versucht, auf dem Podium zu bleiben", erklärt der Italiener, für den es das zweite Podest nach Silverstone 2015 ist.

Rossi musste sich bei seinem Heim-Grand-Prix mit dem undankbaren vierten Platz zufriedengeben und verlor auf Teamkollege Vinales in der WM weiter wichtige Punkte. Der Spanier ging mit Blick auf die Gesamtwertung bewusst nicht zu viel Risiko ein: "Ich habe alles versucht. Ich wollte aber nicht zu viel riskieren, weil ich gesehen habe, dass Valentino und Marc sehr weit hinten waren. Ich wusste, dass ich einfach Zweiter werden musste", sagt Vinales.

Marquez und Pedrosa mit Honda abgeschlagen

Der 22-Jährige fuhr nach seinem Sturz am Freitag nicht ganz schmerzfrei und zeigt sich früh, überhaupt ins Ziel gekommen zu sein: "Dovi war heute so stark. Es war schwierig, ihn einzuholen und er hat die ganze Zeit gepusht. Nach meinem Crash hatte ich Schmerzen im Arm, daher war es heute schwierig, das Rennen zu Ende zu fahren. Aber das Team hat einen tollen Job heute Vormittag gemacht. Ich habe mich sehr gut gefühlt."

In der Weltmeisterschaft behält er die Führung mit 105 Punkten. Neuer Zweiter ist Dovizioso, der vor seinem Mugello-Sieg noch auf Rang sechs rangierte und nun 79 Zähler vorweisen kann. Rossi liegt auf Platz drei mit 75 Punkten knapp dahinter. Die Honda-Fahrer stehen indes punktgleich bei 68 Zählern. Vor allem Pedrosa rutsche gewaltig ab, denn der Spanier sah die Zielflagge nach einer Kollision mit Cal Crutchlow (LCR-Honda) nicht.

Marquez büßte ebenfalls weiter an Boden ein. Der Weltmeister zog im Zweikampf mit Bautista den Kürzeren und wurde Sechster. Auch Lorenzo musste nach seiner starken Startphase deutlich abreißen und sogar Johann Zarco (Tech-3-Yamaha) vorlassen. Der MotoGP-Rookie sicherte sich vor Lorenzo den siebten Rang. Ducati-Testpilot Michele Pirro kam als Neunter ins Ziel. Andrea Iannone (Suzuki) komplettierte die Top 10 .

Jonas Folger litt abermals unter einer schwachen Startphase. In den ersten Runden war der deutsche Tech-3-Pilot bis auf den 21. Rang zurückgefallen, machte dann aber einige Positionen gut und wurde 13. Dabei profitierte er vom besagten Sturz zwischen Pedrosa und Crutchlow. Auch KTM erlebte in Mugello ein schwarzes Wochenende: Bradley Smith (KTM) wurde Letzter, Pol Espargaro schied mit Defekt aus. Sein Bruder Aleix (Aprilia) schied ebenfalls aus.

Moto2: Mattia Pasini setzt sich im Dreikampf durch

Mattia Pasini schreibt am Sonntag in Mugello Geschichte: Der Italiener konnte seit acht Jahren nicht mehr gewinnen und holt sich in der letzten Runde mit einem riskanten Manöver den Sieg bei seinem Heimrennen vor Tom Lüthi und Alex Marquez. WM-Leader Franco Morbidelli hatte mit der Entscheidung um den Sieg an diesem Sonntag nichts zu tun, die Siegesserie der MarcVDS-Truppe ist damit beendet.

"Es ist unglaublich. Ich muss mich bei meinem Team bedanken. Sie haben seit meiner Rückkehr in die Moto2 hart gearbeitet. Und jetzt stehen wir hier", kann es ein überglücklicher Mattia Pasini nicht glauben. "Es ist schön, so neuzustarten, mit einem Rennen wie hier. Ich möchte ihnen allen danken. Es ist fantastisch." Denn der Rückkehrer stieg 2013 von der MotoGP wieder in die Moto2 ab und musste eine lange Durststrecke bis zum heutigen Tag durchmachen.

Lob für den Sieger gibt es auch von Tom Lüthi, der sich knapp geschlagen geben musst: "Er hat einen tollen Job gemacht. Gratulation an ihn. Aber auch für mich ist es ein wirklich guter Tag. Ich bin happy." Alex Marquez pflichtet dem Schweizer bei: "Mattia hatte einen unglaublichen Rhythmus heute. Er war das ganze Rennen über sehr konstant."



Heftiger Crash von Baldassarri und Nakagami

Zwar konnte der MarcVDS-Pilot gemeinsam mit Morbidelli den Start entscheiden, doch Pasini war von Startplatz drei bereits nach wenigen Kurven zur Stelle. Der Italiener holte sich die Führung von WM-Leader Morbidelli und setzte sich ein wenig ab. Dahinter folgte Marquez, der seinen Teamkollegen überholen konnte. Lüthi reihte sich auf dem vierten Platz in der Führungsgruppe ein. Luca Marini und Miguel Oliveira setzten sich an die Spitze der Verfolger und jagten die Vierergruppe.

Bereits in der ersten Runde hatten die Schutzengel alle Hände voll zu tun: Lorenzo Baldassarri flog per Highsider in Kurve 15 ab und riss Takaaki Nakagami mit sich ins Kiesbett. Beide Piloten blieben unverletzt. An der Spitze wechselten sich derweil Marquez und Pasini ab. Der Spanier setzte sich kurze Zeit vor den 31-Jährigen, bevor dieser wieder zurückschlagen konnte. Wenig später ging außerdem Lüthi an Morbidelli vorbei. Der Schweizer hielt die Pace der Führenden.

In dieser frühen Rennphase waren ein paar Regentropfen in der Boxengasse zu spüren, allerdings beruhigte sich der bewölkte Himmel über Mugello wieder. Die Führungsspitze ließ sich von den kühleren Bedingungen nicht beeinträchtigen, die vier Piloten angeführt von Pasini konnten sich zu Rennmitte mehr als drei Sekunden absetzen. Allerdings hatte Seriensieger Morbidelli überraschend Schwierigkeiten und musste immer mehr abreißen lassen. Er fiel zu Rennhälfte runde eine Sekunde hinter die Top 3 zurück und verwaltete diesen Rückstand bis ins Ziel.

Lüthi: "Wollte die Tür zumachen, aber es ging nicht"

Sieben Runden vor Rennende setzten Marquez und Lüthi im Windschatten in der ersten Kurve ein heikles Manöver gegen den Führenden, doch Pasini konnte dagegenhalten. Der Dreikampf um den Sieg war somit eröffnet. Die Führung an der Spitze wechselte mehrmals, in der allerletzten Runde versuchte es Lüthi noch einmal. Der Schweizer setzte sich in San Donato (Kurve 1) tatsächlich an die Spitze, jedoch schlug der überragende Pasini getragen von tausenden italienischen Fans in Casanova (Kurve 6) zurück und rettet mit einem erfolgreichen Manöver seinen ersten Moto2-Sieg ins Ziel.

"Das komplette Rennen war wirklich hart", erklärt der Schweizer nach dem harten Dreikampf. "Ich habe hier und da etwas Boden verloren und musste das auf der Bremse wieder gutmachen. Ich habe es bis zur letzten Runde versucht. Aber ich wusste, dass Mattia es probieren würde." Denn in Kurve 6 holte er sich wenige Runden zuvor bereits Marquez. "Dann hat er es bei mir genauso gemacht. Ich habe versucht, die Tür zuzumachen, aber es ging nicht."

Hinter Lüthi, dem nur 0,052 Sekunden auf den Sieg fehlten, und Marquez, der den soliden dritten Platz ungefährdet ins Ziel fahren konnte, klaffte bereits eine Lücke von 3,6 Sekunden auf. "Ich fühlte mich gut, hatte am Ende aber etwas mit dem Hinterreifen zu kämpfen", schildert der Spanier. "Aber dieses Podium ist wichtig. Wir konnten drei Punkte aufholen, das ist immerhin etwas." Morbidelli sammelte als Vierter ebenfalls Punkte für die Weltmeisterschaft, die er nach wie vor anführt.

Dahinter komplettierten Miguel Oliveira, Luca Marini, Dominique Aegerter auf dem siebten Platz, Simone Corsi, Jorge Navarro und der zurückgekehrte Brad Binder die Top 10. Marcel Schrötter konnte sich auf den elften Rang verbessern, während Teamkollege Sandro Cortese auf den 19. Platz zurückfiel. Ausgefallen sind außerdem Danny Kent und Stefano Manzi durch Unfälle.

Moto3: Andrea Migno lässt Valentino Rossi jubeln

Verrückte Windschattenschlacht in Mugello: Andrea Migno feiert in Mugello vor heimischen Fans seinen ersten Sieg in der Motorrad-WM und bringt Valentino Rossi zum Jubeln. Der Italiener aus dem Sky Racing Team VR46 setzte sich beim Großen Preis von Italien am Sonntag in einer großen Führungsgruppe gegen die Konkurrenz durch, nachdem er sich in den letzten Runde an die Spitze gesetzt und einen Mini-Vorsprung ins Ziel retten konnte. Dahinter komplettierten Fabio Di Giannantonio und Juanfran Guevara das Podium.

Di Giannantonio hatte sich vom Start weg zunächst an die Spitze gesetzt. Hinter ihm reihten sich zunächst Romano Fenati und Tatsuki Suzuki ein, während auch der Rest des Feldes geordnet durch die ersten Kurven kam. Zunächst sah es so aus, als könnte sich eine Führungsgruppe aus sieben Fahrern etwas absetzen, darunter auch Polesetter Jorge Martin, der trotz einer Strafversetzung u zwölf Plätze in der Anfangsphase Boden gut machte.

Doch aufgrund ständiger Positions- und Führungswechsel rückte das Feld wieder näher zusammen, sodass die Spitzengruppe anwuchs und sich vor allem auf Start-Ziel immer wieder packende Windschattenduelle lieferte. Vor allem in der zweiten Rennhälfte wurden die Piloten zunehmend aggressiver und versuchten, sich für den finalen Kampf um die Podestplätze richtig zu positionieren. Wegfahren konnte jedoch keiner.

Wie eng es zuging, zeigt die Tatsache, die Top 15 die Ziellinie innerhalb von 1,5 Sekunden überquerten. Am Ende hatte Migno, der während des Rennens eher unauffällig geblieben war, die Nase vorn und entschied die Windschattenschlacht für sich. "Es ist einfach unglaublich. Ich fühle gar nichts. Ich kann mich schon gar nicht mehr an die Auslaufrunde erinnern", fasst der junge Italiener seine Emotionen zusammen.

"Das war ein schwieriges Wochenende", gibt er zu. "Ich habe gut begonnen, dann hatte ich aber Probleme. Im Warm-up haben wir etwas geändert. Die Rundenzeit war nicht so schnell. Das Gefühl war dennoch gut. In der letzten Rennhälfte war ich sehr stark, weil wir darauf hart hingearbeitet haben. Ich war sehr stark und habe gewonnen. Das ist einfach unglaublich. Und das auch noch vor Heimpublikum. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich bin fertig."

Nicht nur Rossi herzte Migno nach seinem Erfolg, auch Landsmann Di Giannantonio gratulierte dem Sieger sofort nach der Zieldurchfahrt. Seine Strategie, im Windschatten noch an Migno vorbeizuziehen, ging letztlich nicht auf: "Der Plan war es, Zweiter in der letzten Kurve zu sein. Dann wollte ich im Windschatten bleiben, um das Rennen zu gewinnen. Am Ende bin ich eine gute letzte Kurve gefahren. Er war aber sehr schnell auf der Geraden."

Mit dem zweiten Rang war Di Giannantonio aber dennoch zufrieden: "Es ist okay. Es ist toll, hier wieder auf dem Podium zu stehen." Über das freute sich auch der drittplatzierte Guevara, denn für ihn ist es der erste Podestplatz seiner Moto3-Karriere. "Das war ein sehr anstrengendes Rennen. Ich bin sehr glücklich, ich kann es gar nicht glauben. Ich habe sehr hart gearbeitet, zusammen mit meiner Familie und dem Team", bedankt sich der Spanier.

Der KTM-Pilot, dass der Knoten bei ihm nun geplatzt ist: "Ich habe das gebraucht. Das ist der Start einer neuen Ära, daher bin ich sehr glücklich." Auf seinen ersten Podium weiter warten muss hingegen Darryn Binder, der in Mugello wieder eine starke Leistung zeigte und Vierter wurde. Aron Canet und John McPhee folgen auf den Plätzen fünf und sechs. WM-Leader Joan Mir, der das Rennen zwischenzeitlich anführte, landete auf dem siebten Rang.

Auch WM-Konkurrent Romano Fenati mischte in der ersten Rennhälfte lange vorne mit, wurde dann aber durchgereicht und kam als 13. ins Ziel. Selbiges Schicksal ereilte Martin, der nach seiner anfänglichen Aufholjagd zurückfiel, sich aber immerhin noch einen WM-Punkt sicherte. In der Gesamtwertung behält Mir die Führung mit 108 Zählern vor Canet (74) und Di Giannantonio (71). Fenati ist Vierter (68) und punktgleich mit Migno.

Philipp Öttl beendet den Großen Preis von Italien als 14. Dabei hatte sich der Deutsche nach einer schwachen Anfangsphase wacker durch das Feld gekämpft und sukzessive Positionen gutgemacht. Drei Runden vor Schluss fand sich der 21-Jährige sogar an der Spitze wieder. Doch wie viele Fahrer verlor auch er im Windschatten wichtige Plätze und schaffte es danach nicht mehr, sich davon zu erholen.

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