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WEC: Le Mans

Erneut totales Debakel für Toyota

Fluch schlägt wieder zu: Binnen zweieinhalb Stunden zerschlagen sich alle Hoffnungen von Toyota, die 24 Stunden von Le Mans 2017 zu gewinnen.

Es ist nicht so bitter wie vergangenes Jahr. Wenigstens war das Schicksal so gnädig, alle Toyotas bei den 24 Stunden von Le Mans 2017 noch in der ersten Hälfte aus dem Rennen beziehungsweise der Entscheidung zu nehmen. Doch es bleibt dabei: Scheinbar darf Toyota auf dem Circuit de la Sarthe nicht gewinnen. Ein Rennen, das knapp acht Stunden annähernd perfekt zu laufen schien, lief innerhalb von 150 Minuten völlig aus dem Ruder. Ein Drama in drei Akten, das alle drei Toyota TS050 Hybrid betraf.

Ein Porsche war bereits mit technischen Problemen zurückgefallen und zwei Toyotas - Fahrzeug 8 (Davidson/Buemi/Nakajima) - lieferten sich einen heißen Kampf um die Spitze mit dem Porsche 9 (Lapierre/Kunimoto/Lopez) hatte durch Pech mit Trümmerteilen in der Anfangsphase, die die Aerodynamik beschädigten, einigen Slow Zones und einer offenen Tür bereits etwas an Boden verloren, lag mit einer Runde Rückstand aber noch in Lauerstellung. Toyota war leicht schneller als Porsche und konnte 14-Runden-Stints fahren.

Fahrzeug #8 macht den Anfang

Wie aus heiterem Himmel musste der Toyota #8 (Davidson/Buemi/Nakajima) nach knapp acht Stunden an die Box kommen. Ironischerweise war es genau derselbe Defekt, der zuvor den Porsche #2 (Bernhard/Bamber/Hartley) für 19 Runden lahm gelegt hatte: Der Antrieb an der Vorderachse, wo der Hybrid-Boost greift, musste getauscht werden. Der Toyota TS050 Hybrid erwies sich als wartungsunfreundlicher als der Porsche 919 Hybrid und so zogen 28 Runden ins Land, bis es wieder losging. Doch die #8 ist nun das einzig verbliebene Auto von Gazoo Racing, weil sie als einzige noch fährt.

Eine Stunde später gab es zum ersten Mal Probleme bei der #9: Das Startnummernschild auf der rechten Seite des Toyota TS050 Hybrid musste getauscht werden, wodurch Lapierre/Kunimoto/Lopez eine weitere Runde verloren. Ein kleiner Zwischenakt, bevor es wieder richtig übel wurde.

Aus der Führungsposition ins Aus

Es blieb ein Kampf des Toyotas 1 zurück und gerade schien Toyota die Oberhand zu gewinnen. Der Abstand stieg auf mehr als eine Minute, dann wurde eine Safety-Car-Phase wegen verschmutzter Strecke ausgerufen. Kamui Kobayashi erwischte ein anderes Safety-Car als Neel Jani hinter ihm. Der Abstand würde beim Restart 1:15 bis 1:30 Minuten betragen.



Doch es kam alles ganz anders: Beim Restart ging es für den Toyota plötzlich nicht mehr vorwärts Kamui Kobayashi fuhr in ganz langsamer Fahrt dahin. Ein Kupplungsdefekt machte alle Sieghoffnungen zunichte. "Ich hatte schlicht keine Leistung. Das ist so enttäuschend", gibt der Streckenrekordhalter am Boden zerstört zu Protokoll.

Mit 60 km/h ging es auf Kobayashis langsamste Le-Mans-Runde, die er je gefahren hat - zwei Tage, nachdem er den Streckenrekord pulverisiert hatte. Er kam bis Indianapolis, stoppte. Es ging noch einmal weiter, doch eingangs der Porsche-Kurven (welch Ironie!) war endgültig Schluss. Kobayashi musste aussteigen, das Aus für die #7 war besiegelt. "Das Auto lief so gut und wir haben langsam, aber sicher einen Vorsprung herausgefahren. Es tut mir so Leid für alle im Team, die so hart gearbeitet und so ein schnelles Auto gebaut haben", fügt der Japaner hinzu.

Toyota #9 zertrummert

Dann kam alles noch schlimmer: Nicolas Lapierre fuhr gerade die Start-Ziel-Gerade entlang, als die Benzinversorgung wie geplant aussetzte, um in den Segelmodus überzugehen. Der gerade überrundete Simon Trummer rammte mit seinem noch immer beschleunigenden Manor-Oreca #25 (Gonzales/Trummer/Petrow) den Toyota. Der Oreca wurde schwer beschädigt und war sofort raus aus dem Rennen. Trummer entstieg dem Wrack mit leichten Verstauchungen. eine Sicherheitsdiskussion um das Segeln auf der Geraden in Kombination mit den schnelleren LMP2 muss geführt werden.



Was sich danach beim Toyota #9 abspielte, erinnerte an das Ende eines Helden im Hollywood-Blockbuster, der in einem quälend langen Prozess sein Leben aushaucht. Mit einem Reifenschaden schleppte Nico Lapierre den waidwunden TS050 Hybrid qualmend um den Kurs. Im Bereich Arnage entzündeten sich Trümmer am heißen Auspuff und der Toyota wurde noch weiter gequält. Er schleppte sich in Richtung der Porsche-Kurven, zuckte noch mehrfach, bis das Leben aus ihm entwichen schien.

Völlig überraschend setzte sich Lapierre nach einigen Minuten jedoch noch einmal in Bewegung. Er kam bis hinter den Rechts-Links-Knick nach der Corvette-Kurve und hatte die Boxengasse schon in Sichtweite. Doch das rettende Ufer in Sicht starb der völlig verwundete Toyota TS050 Hybrid dann doch den Heldentod. "Ich kann es nicht glauben", meint Lapierre. "Das LMP2-Auto war direkt hinter mir, als ich den üblichen Cut bei der Benzinversorgung hatte. Scheinbar wurde er davon überrascht; er fuhr mir hinten drauf und das war's. Es ist so frustrierend für alle im Team."

Die 24 Stunden von Le Mans 2017 sind für Toyota erledigt, auch 2017 gibt es keinen Sieg. Selbst bei einem Ausfall der beiden Porsche 919 Hybrid kann der Toyota #8 nicht mehr genug Boden auf die zahlreichen LMP2 gutmachen, um das Rennen zu gewinnen.

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